1192441381.jpg

Sagler mit Anhang am gut besuchten 57. Saglertreffen © Forstassessor Peter Liptay

Sagler unter sich

Ein Artikel von Forstassessor Peter Liptay | 15.10.2007 - 14:10
1192441381.jpg

Sagler mit Anhang am gut besuchten 57. Saglertreffen © Forstassessor Peter Liptay

Eine lustige Runde saß 1951 in Rosenheim/DE beisammen. Und wenn es lustig ist, möchte man sich öfters treffen. Aus dieser banalen Abmachung ist das Saglertreffen entstanden”, erzählt Hanna Wimmer. Die inzwischen zur Ehrensaglerin gekürte Pensionistin besuchte damals einen kaufmännischen Kurs und lernte die Teilnehmer des Lehrgangs für Sägewerksmeister am heutigen Lehrinstitut der Holzwirtschaft und Kunststofftechnik (LHK) in Rosenheim/DE kennen.

Seit dem ersten Saglertreffen war sie beinahe jedes Jahr anwesend. „Ich bin zwar nicht die Gründerin, aber die Hebamme des Saglertreffens”, scherzt Wimmer. Die Idee, dass sich die Absolventen regelmäßig treffen, hatte der im vergangenen Jahr verstorbene Sägewerksmeister Ludwig Heiß.

Jung und alt. 57 Saglertreffen später trafen sich die Meisterabsolventen verschiedener Jahrgänge vom 5. bis zum 7. Oktober im bayerischen Gerzen am Gelände des Sägewerkes Steiner. Um ihre Kollegen zu besuchen, waren Säger teilweise sogar aus Bremen, Niedersachsen und Luxemburg angereist. Mit 150 Teilnehmern - darunter ein Großteil selbst Inhaber eines Sägewerkes - war das Saglertreffen dieses Mal außergewöhnlich gut besucht.

Darüber freute sich Gastgeber Franz Steiner jun., der den Gästen sein mit Entrindungsmaschine, Gattersäge und neuer elektronisch verstellbarer EWD-Nachschnitt-Kreissäge ausgestattetes Werk präsentierte. Die Sagler nutzten die Möglichkeiten zu Fachgesprächen und zum Austausch technischen Know-hows.

Im Mittelpunkt stand aber die Geselligkeit - vor allem samstags abends bei Musik und Tanz. Organisator Hannes Dietl war wie jedes Mal begeistert, dass „frische Meisterabsolventen mit Senioren an einem Tisch sitzen und fachsimpeln”. Dietl ist Eigentümer einer Unternehmensberatung und Gutachter der deutschen Sägewerksindustrie. Er berät Sägewerke bei Planung und Finanzierung. Gleichzeitig ist er auch Vorsitzender des Prüfungsausschusses des Rosenheimer Lehrinstitutes für die IHK München.
1192441428.jpg

Interessiert beobachten die Gäste die Arbeit der Gattersäge im Sägewerk Steiner © Forstassessor Peter Liptay

Meisterabsolventen. Ausbildungsinhalte der Sägewerks-Meisterkurse sind Kalkulationen über optimale Ausbeute, Rundholzeinkauf, Betriebswirtschaftslehre, Maschinenkunde und Holzsortierung. Die Abschlussarbeit bildet eine sechs-stündige schriftliche Situations-Aufgabe, bei der ein Betrieb komplett durchzukalkulieren ist.

Die Kurse dauern von Oktober bis April und haben Teilnehmern aus weiten Teilen Deutschlands, Österreich und der Schweiz. Der als Ehrengast anwesende DI Georg Wolf, Institutsleiter des Lehrinstitutes in Rosenheim, berichtete, dass die Sägewerksmeister inzwischen zusätzlich mit dem Titel Bachelor Professional of Sawmilling benannt werden können. Dies sei für eine internationale Karriere von Vorteil.
1192443284.jpg

Am flexiblen Rundholzplatz werden die Stämme maschinell beschriftet © Forstassessor Peter Liptay

Sagler-Sorgen. Als aktuelle Branchen-Probleme nennt Dietl Rundholzknappheit und die flauen Auftragseingänge für Bauholz. Viele Projekte im privaten Bau seien auf 2006 vorgezogen worden. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen im ersten Halbjahr um 38% eingebrochen. Daher würden Sägewerke nun vermehrt Verpackungsware produzieren. Davon konnten sich die Sagler vor Ort anhand der Produktion Steiners überzeugen.

„Die Baukonjunktur wird sich auch in den nächsten Jahren nicht wesentlich erholen”, vermutet Branchenkenner Dietl. Er empfiehlt seinen Kunden, ihren Markt perfekt zu beherrschen. Wichtig seien Qualität, Einhaltung der Liefertermine und Kundenpflege. „Wer halbherzig arbeitet, wird auf der Strecke bleiben. Jeder muss seine Nische finden.”

Ein gutes Beispiel ist das Sägewerk Steiner, das auf die schleppende Nachfrage in Deutschland mit Erhöhung der Exportquote reagiert hat, um seinen Einschnitt von 30.000 fm/J zu vermarkten. Das nächste Saglertreffen findet 2008 in Aalen/DE statt. Getreu dem Motto: „Sagler kommen, Sagler gehen, das Saglertreffen bleibt bestehen.”