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Hightech-Abbund: Tirolerschloss oder Blockhausbohlen - für Handlos kein Problem © DI Christoph Pfemeter

Segel gesetzt

Ein Artikel von DI Christoph Pfemeter | 10.03.2009 - 00:11
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Hightech-Abbund: Tirolerschloss oder Blockhausbohlen – für Handlos kein Problem © DI Christoph Pfemeter

Vor fünf Jahren haben die Brüder Peter und Herbert Handlos das Ruder des seit 1820 bestehenden Familienbetriebes übernommen. Herbert Handlos sen. hat sich nun endgültig aus dem laufenden Betrieb des Unternehmens zurückgezogen.

„In den vergangenen fünf Jahren konnten wir unseren Umsatz um 50% steigern. Das war uns vor allem durch den Ausbau der BSH-Produktion 2006 und die Intensivierung unserer Bemühungen auf neuen Märkten möglich”, freut sich Peter Handlos. Mittlerweile werden 20% des Umsatzes in osteuropäischen Ländern gemacht, die Exportquote liegt bei 62%. Handlos nennt Tschechien, Ungarn, Rumänien, Bosnien und Serbien als attraktive Märkte. Auch in der Türkei sollen bald Abschlüsse folgen. „Für das heurige Jahr machen wir uns keine großen Hoffnungen. Unsere Kunden verkaufen zwar, aber was letztlich überbleibt, ist fraglich. Unsere Produktvielfalt und die flexible Fertigung helfen uns, die derzeitige Lage noch gut zu meistern”, geben sich die Brüder überzeugt.

Neue und bewährte Produkte

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Neu: der imprägnierte Eichenbinder im Hintergrund, Eichenbinder natur (li.) und der Zebrabinder © DI Christoph Pfemeter

Für die designorientierte Fertighausindustrie bietet man seit Kurzem den Zebrabinder an, bei dem Fichten- und Lärchenlamellen abwechselnd verleimt werden. Mit dem Verkleben verschiedener Holzarten hat man bei Handlos schon lange Erfahrung. So bietet man die Blockhausbohlen mit außen liegender Lärchenlamelle seit Jahren an. „Gerade die Blockhausbohle hat sich in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt und soll auch in Zukunft weiter forciert werden”, informiert Peter Handlos. „KVH wurde bei uns immer mehr zum Randprodukt. Bei den derzeitigen Preisen sind wir sehr froh darüber.” Als neueste Ware bietet man Eichenbinder imprägniert und in natur an. Damit will man vor allem in der Altholzschiene, bei Fachwerkbauten und der Innensanierung punkten. Derzeit laufen noch Versuche mit Kastanie und Thermoholz.

Sieben Pressen reichen

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Doppelte Aufgabe: Mit der Vakuum-Entstapelung werden Deck- und Mittellagen aufgegeben – für den Zebrabinder Fichten- und Lärchenlamellen © DI Christoph Pfemeter

Das Rohmaterial, 2008 95.000 m3, erhält man bei Handlos zu 90% aus österreichischer Produktion, der Rest kommt aus Deutschland, Tschechien und den skandinavischen Ländern. Nach der Anlieferung per Lkw werden die Lamellen im Sortierwerk egalisiert, begutachtet und auf verschiedene Sortimente aufgeteilt. Die Beurteilung erfolgt mittels Scanner. Danach werden die Lamellen getrocknet. Dazu stehen bei Handlos 1950 m3 Trockenkammervolumen zur Verfügung. Nur in Spitzenzeiten wird trockene Ware zugekauft. Die Keilzinkung wird aus dem Rohwarenlager über zwei Aufgaben mit Vakuumentstapelung bedient.

Das Lager wurde aufgrund des Produktportfolios sehr großzügig angelegt. „Normalerweise haben wir 10.000 m3 trockenes Rohmaterial in 140 Dimensionen lagernd”, erklärt Herbert Handlos. Die gezinkten Lamellen werden im Etagenpuffer zwischengelagert. Vor dem Beleimen wird bei jeder Lamelle automatisch die Temperatur gemessen und die Verweilzeiten in der Presse auf die niedrigsten Messwerte ausgelegt. „Das hat den Vorteil, dass wir die Presszeiten bei hoher Sicherheit optimieren können”, ist Handlos überzeugt.

Der Stolz der Produktion sind die sieben Springer-Pressen. „Wir haben bei der Entwicklung sehr eng mit Springer zusammengearbeitet und viel Zeit investiert. Jetzt laufen die Pressen perfekt. Bei den meisten Dimensionen reichen die sieben Stück, um prozessbedingte Stehzeiten auf Keilzinkung und den Hobeln zu vermeiden.” Nach dem Pressen wird vorgehobelt und nachgearbeitet. Anschließend erfolgt die Kappung und Komissionierung der Binder und die finale Hobelung. Eine einschwenkbare Einzelfolierung bietet die Möglichkeit der stückweisen Verpackung. Nach dem Erstellen der Pakete gelangt die Ware mittels Portalkran ins Hochregal, von wo aus sie auf die Lkw verladen wird.

Nichts auf Lager

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Alle Stücke spielt die neue Hundegger bei Handlos – speziell entwickelten Blockbohlenfräsern © DI Christoph Pfemeter

„Wir produzieren auftragsbezogen mit Losgröße eins, so kann auf ein großes Lager für unsere Endprodukte verzichtet werden. Ähnliche Dimensionen werden immer an den gleichen Tagen produziert. Wenn ein Kunde bei uns bestellt, hat er spätestens nach fünf Werktagen seine Ware”, erklärt Herbert Handlos. Die zweischichtige Kapazität der Anlage, die auch für KVH ausgelegt wurde, beträgt 60.000 m3/J. Voriges Jahr konnte man sie mit 53.000 m3 sehr gut auslasten.

Bei der Blockhausbohlenproduktion werden die Roh-Binder nicht gehobelt. Die formgebende Fräsung erfolgt auf dem Bearbeitungszentrum der Sortierung. Neben der BSH-Produktion werden am Standort Tragwein noch 5000 m3 Einschicht-Massivholzplatten und Produkte für den Heimwerkermarkt gefertigt. „In Tragwein haben wir auch die Möglichkeit, zertifiziert und chromfrei zu imprägnieren. Unser imprägniertes Kiefernholz kommt besonders in den mediteranen Gegenden gut an”, freut sich Herbert Handlos. Am Standort Pregarten befindet sich das Hobelwerk, der Detailverkauf und der Abbund des Unternehmens. Zwei Fernwärmeheizkraftwerke versorgen 300 Haushalte in der Umgebung.

High-End-Abbund

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Neue K2i: Herbert Handlos, Zimmermeister Reinhard Hain und die Maschinenführer Christian Klopf und Roland Hölzl (v. li.) sind von der Anlage begeistert © DI Christoph Pfemeter

Im Jänner 2008 wurde eine neue Hundegger-K2i Typ 625 installiert. „Aufgrund unserer Kapazitätserweiterungen ist das jetzt schon die dritte Hundegger-Anlage in zehn Jahren. Wie immer sind wir auch mit dieser Maschine und dem Service von Hundegger vollauf zufrieden. Mit der Neuanschaffung sind wir qualitativ wieder Vorreiter”, berichtet Peter Handlos. Die K2i wurde mit einer 4-Achs- und einer 5-Achs-Universalfräse installiert. Durch die verlängerte Ausführung können Stücke bis 14 m Länge bearbeitet werden. Eine Holzbreite von 62,5 cm ist möglich. Zwei Kombi-Supports mit Fingerfräsen, ein Bohraggregat und ein geführtes Schlitzgerät ergänzen die Ausstattung. Ein Blockhausaggregat ermöglicht den Abbund von Blockbohlen bis 300 mm Durchmesser. Um die Austragung von anfallenden Reststücken zu vereinfachen, wurde die Maschine über eine Grube gestellt. Ein Förderband sorgt für den Abtransport des Restholzes. Eine Unterbrechung des Abbund-Prozesses zum Entfernen der Reststücke kommt damit selten vor.

„Die Anlage wird zu 60 % mit dem Blockhausbohlen-Abbund ausgelastet. Voriges Jahr haben wir 4000 m3 davon abgebunden. Die restliche Auslastung wird mit Standard-Abbundarbeiten - vom Wintergarten bis zum Dachstuhl - erreicht. Wir wollen uns mit der neuen Anlage ganz besonders auf den High-End-Abbund konzentrieren. Das schätzen auch unsere Kunden aus der Fertighausindustrie. Ein eigenes Handlos-Haus wird es aber definitiv nicht geben”, schließt Peter Handlos aus.

Handlos

Gründung:1820
Geschäftsführer:Herbert Handlos jun., Erika Handlos
Standort:Tragwein, Pregarten
Mitarbeiter:57Leistungen:Zimmermeister-Gewerbe, Leimbauteile und Blockhausbohlen, BSH, KVH, Deckenelemente, Massivholzplatten, Abbund
Umsatz 2008:19,2 Mio. €
Export:62 %
Holzeinsatz:95.000 m3/J