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Dr. Alexander Schmied hat das neue Berufsbild im Fachverband mit einer Arbeitsgruppe entwickelt © Liptay

Neues Berufsbild Holztechnik

Ein Artikel von Forstassessor Peter Liptay | 19.05.2009 - 10:46
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Dr. Alexander Schmied hat das neue Berufsbild im Fachverband mit einer Arbeitsgruppe entwickelt © Liptay

Die Sägeindustrie entwickelt sich immer mehr Richtung Weiterverarbeitung”, erläutert Dr. Alexander Schmied, Stellvertretender Geschäftsführer des Fachverbandes der Holzindustrie und Leiter der Ausbildungsinitiative des Fachverbandes. „Mit dem neuen Lehrberuf können wir der modernen Entwicklung der Produktionstechnik gerecht werden.” Der Lehrberuf Holztechnik hat im Mai den Lehrberuf Holz- und Sägetechniker von 1995 abgelöst. „Neu ist, dass der Modulberuf die komplette Wertschöpfungskette Säge, Platte, Bau und Möbel abdeckt”, berichtet Schmied.
Die Lehre genießt in Österreich einen hohen Stellenwert. Rund 40 % eines Altersjahrganges entscheiden sich nach der Pflichtschule für eine duale Ausbildung. Um das Interesse an der Lehre aufrecht zu erhalten, bedarf es attraktiver Ausbildungsangebote. Die sich abzeichnende demografische Entwicklung, wonach die Anzahl der 15-Jährigen und damit der potenziellen Lehranfänger in den nächsten Jahren sukzessive zurückgeht, verstärkt diese Notwendigkeit noch. „Der Wettbewerb um die besten Köpfe erfordert seitens der Betriebe, sich als attraktive Arbeitgeber zu positionieren und das Interesse von Jugendlichen an den Ausbildungsmöglichkeiten zu wecken”, schildert Schmied.

Großer Zuspruch von Unternehmen

Nach einer vom Fachverband in Auftrag gegebenen Studie des Instituts für Berufsbildungsforschung der Wirtschaft (ibw) wurde das Modularisierungskonzept für die künftige Berufsausbildung empfohlen. „Es handelt sich um den ersten modularen Lehrberuf in der Industrie überhaupt”, erzählt Schmied nicht ohne Stolz. „Die Begeisterung vonseiten der Unternehmen ist sehr groß.” An der Entwicklung war eine Expertengruppe aus Personalchefs von Mitgliedern des Fachverbandes beteiligt. „Es war schwierig, das Konzept durchzusetzen”, schildert Initiator Schmied. „Widerstände von Innungen, Ministerien und vielen anderen Stellen waren zu überwinden. Das Ergebnis ist ein Kompromiss.”

Modularer Aufbau

Der Lehrberuf Holztechniker besteht aus einem zweijährigen Grundmodul, drei einjährigen Hauptmodulen sowie einem Spezialmodul. Im Hauptmodul stehen Fertigteilproduktion, Werkstoffproduktion und Sägetechnik zur Auswahl. „Der Grund für eine modulare Struktur liegt in der Schaffung größtmöglicher Flexibilität“, erklärt Schmied. „Durch die inhaltliche Fokussierung in den Hauptmodulen haben die Bereiche Bau, Säge, Möbel und Platte eigene Ausbildungsschienen. Dies führt hoffentlich zu verstärktem Engagement der Betriebe in der Lehrlingsausbildung.“ Wahlweise kann man auch zwei Hauptmodule nacheinander belegen. Das Spezialmodul Design und Konstruktion soll weitere Fertigkeiten vermitteln, die neuesten Trends im betrieblichen Produktbereich, Kenntnis der berufs- und betriebsspezifischen EDV bis zu den Grundkenntnissen von Projektmanagements und -abwicklung abdecken. „Wir haben zwar in Österreich eine hervorragende Produktionstechnologie“, begründet Schmied. „Beim Design sind wir dagegen nicht immer führend.“
Die Schulung außerhalb des Betriebes wird für alle Lehrlinge an der Berufsschule Kuchl stattfinden. „Aufgrund der zentralen Lage Kuchls in Österreich ist dies allen Teilnehmern zumutbar. Schließlich müssen die Lehrlinge auch nur einmal pro Jahr für etwa zwei Monate am Stück die Schulbank drücken“, unterstreicht Schmied.

Holzindustrie will ausbilden

„Ich sehe einerseits den Bedarf an entsprechend ausgebildeten Holzfachkräften - und andererseits das Angebot einer attraktiven, flexibel kombinierbaren Ausbildungsmöglichkeit für Jugendliche. Der neue Lehrberuf bietet einen notwendigen Rahmen, um beides zu verwirklichen. Wir werden aktiv für den neuen Lehrberuf werben”, verspricht Mag. Alois Gruber von Binder Holz, Fügen, stellvertretend für die sehr positive Resonanz von Unternehmerseite.
In der 2006 bis 2007 durchgeführten ibw-Umfrage äußerten mehr als 75 % der befragten Betriebe die Absicht, im Jahr 2007 Lehrlinge aufzunehmen. 85 % kündigten an, Lehrlinge im vorgeschlagenen Modullehrberuf auszubilden. Die positive Resonanz auf den vorgeschlagenen Modullehrberuf seitens der Unternehmen, die derzeit nicht ausbilden, ist ein weiteres Indiz dafür, dass mit dem Lehrberuf Holztechniker eine Bedarfslücke geschlossen wird. 92 % dieser Unternehmen würden den Lehrberuf ausbilden.

Bewerbung durch proHolz Austria

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In Jeanstaschengröße informiert das Faltprospekt von proHolz Austria über den neuen Lehrberuf © proHolz Austria

Die von proHolz Austria entwickelten Poster und Leporello unterstützen Österreichs Holzindustrie aktiv bei der Bewerbung des neuen Lehrberufs (s. Link). Das kleine Faltprospekt informiert ausführlich über den neuen Lehrberuf. Die Streuung des Leporello erfolgt über Beilagen in Fachmedien und die Verteilung in Betrieben und Bildungseinrichtungen. Bei den Postern steht das Skaten auf Holz in Verbindung mit einer Factbox im Vordergrund. „Die abwechselnden Motive sind als ‚Hingucker‘ für Schulen, Beratungszentren, Betriebe und Messen gedacht”, sagt Mag. Daniela Kinz, die bei proHolz Austria das Projekt „Geniale Holzjobs” leitet.

LEHRBERUF HOLZTECHNIK

Dauer:3, 3,5 oder 4 Jahre
Ort:in einem Unternehmen der Holzindustrie mit begleitendem Blockunterricht in der Landesberufsschule Kuchl
Voraussetzung:abgeschlossenes 9. Schuljahr
Abschluss:Facharbeiter
Module:Grundmodul (2 Jahre), Hauptmodul (1 Jahr) und Spezialmodul (0,5 Jahre)