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Zufrieden mit der Installation: Klaus Gerstein, Hans Haist und Gregor Holzheimer (v. li.) © DI (FH) Martina Nöstler

Sortierung mit Bypass

Ein Artikel von DI (FH) Martina Nöstler | 17.11.2009 - 10:38
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Zufrieden mit der Installation: Klaus Gerstein, Hans Haist und Gregor Holzheimer (v. li.) © DI (FH) Martina Nöstler

Im Sommer 2008 ist das neue Sägewerk von HMS-Holz in Hagenow/DE in Betrieb gegangen. „Der Neubau wurde aufgrund der veralteten Technik im bisherigen Sägewerk notwendig“, erklärt DI (FH) Klaus Gerstein, Betriebsleiter bei HMS-Holz am Standort Hagenow. Bereits seit 1991 erzeugt HMS-Holz in Mecklenburg-Vorpommern Schnittholzprodukte – überwiegend Gartenholz und Verpackungsware. Verarbeitet wird fast ausschließlich Kiefer.
2007 entschloss man sich, das alte Sägewerk komplett zu erneuern, samt Halle und Biomasse-Kraftwerk. Das gesamte Investitionsvolumen beziffert Gerstein mit 20 Mio. €. Im Einsatz ist nun eine Spaner-Kreissägenlinie von SAB, Bad Berleburg/DE. Bei der Sortier- und Stapelanlage konnte der Mechanisierungsspezialist Kallfass, Baiersbronn-Klosterreichenbach/DE, überzeugen. Die Steuerung für die Sägelinie für den Sortierrechner stammt von Alfha, Finnentrop/DE. Die Ablaufsteuerung und die Schaltschränke lieferte Kallfass. Bei der Entsorgung fiel die Wahl auf die Technik von Vecoplan, Bad Marienberg/DE.

Flexibilität war gefragt

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Zurückkappen der Seitenware: An der Beurteilungsstation entscheidet der Bediener, wo die Bretter gekappt werden sollen © DI (FH) Martina Nöstler

„Unsere gesamte Hauptware wird ausschließlich auftragsbezogen gefertigt“, berichtet der Betriebsleiter. Um rasch auf die Kundenanforderungen reagieren zu können, war eine flexible Technik gefragt. Derzeit werden etwa 1000 fm pro Schicht geschnitten. Im Vergleich zu der bisherigen Leistung ist das fast eine Verdoppelung. „Wir werden aufgrund der momentanen Marktlage dennoch nicht mehr schneiden, sondern haben die Schichten reduziert. Wenn die Nachfrage und der Rundholzmarkt wieder ein profitable Produktion erlauben, könnten wir mit der erhöhten Einschnittskapazität diese erfüllen“, ist Gerstein überzeugt.
Bei HMS-Holz in Hagenow werden je zur Hälfte Langholz und Abschnitte zugekauft. Rundholz von 2,4 bis 6 m gelangt zum Einschnitt. Mit der neuen Spaner-Kreissägenlinie können Durchmesser bis 50 cm verarbeitet werden. Die Vorschubgeschwindigkeiten liegen ja nach Dimension bei 40 bis 120 m/min. Die Schnittbilder werden bereits in der Arbeitsvorbereitung für jeden Schnittsatz festgelegt. Bis zu acht Seitenbretter können erzeugt werden.

Getrennt behandelt

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Seitenware wird in 40 Senkboxen nach Querschnitt, Länge und Qualität eingeteilt © DI (FH) Martina Nöstler

Der Lieferumfang von Kallfass beginnt ab dem Rollengang hinter der letzten SAB-Kreissäge. Haupt- und Seitenware werden auf zwei Linien beurteilt und gestapelt. Die Seitenware wird bereits beim Einschnitt getrennt und in vier Etagen gepuffert. Eine fünfte steht für die Hauptware zum Nachsortieren beziehungsweise für die Fremdaufgabe der Trockenware zur Verfügung.
Die Etagen werden Schritt für Schritt entleert: Mittels Entzerrförderer gelangt die Ware vereinzelt zur Beurteilungsstation. Der Bediener begutachtet die Ware auf der ihm näheren Seite. Nicht zulässige Waldkanten oder Risse werden mit einer Kappsäge abgetrennt. Im Querdurchlauf gelangt die Ware durch den Waldkantenscanner von Alfha. „Dieser begutachtet im Prinzip die zweite Brettseite und gibt die Meldung an die Steuerung weiter, wo im Nachfolgenden gekappt werden soll“, erklärt Hans Haist, Vertriebsleiter bei Kallfass. Soll zum Beispiel ein 4 m langes Brett auf 3 m zurückgekappt werden, wird diese Information vom Waldkantenscanner der Ware mitgegeben und diese bereits in die Box für 3 m abgelegt. Die Kappung findet aber erst in der unteren Ebene nach der Lagenbildung statt. Kallfass installierte sechs Trimmersägen, die die Ware auf das gewünschte Fertigmaß schneiden.
Die Seitenware wird in 40 Senkboxen eingeteilt. Die Alfha-Steuerung kontrolliert die Füllstandsmenge. Ist eine Box voll, wird diese nach unten automatisch entleert und nochmals vom Bediener kontrolliert.

Kalte Dusche

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Sortierung und Stapelung der Hauptware (li.), Ausschleusen der Hauptware auf die Seitenwaren-Linie (re.) möglich © DI (FH) Martina Nöstler

Bevor die Ware gestapelt wird, durchläuft die Lage noch eine „Dusche“. „Um die Kiefer vor Bläue zu schützen, imprägnieren wir“, erklärt Gerstein. Die jahrelange Erfahrung bei HMS-Holz hat gezeigt, dass dies neben der Trocknung die beste Möglichkeit ist, um sauberes Holz liefern zu können. Die Ware wird durch einen Imprägniervorhang gefördert. Das überschüssige Mittel wird in einem Becken aufgefangen, gesammelt, gesäubert und dann wieder zur Imprägnierung gepumpt. Damit werden die Verluste minimiert. Die Stapelmaschine von Kallfass ist mit sechs Doppelmagazinen für Verlust- oder Trockenlatten ausgestattet. Die Lattenlegung erfolgt automatisch.

Bypass für Nachsortierung

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Seitenware wird lagenweise mit Crosscutting-Anlage von Kallfass geschnitten – fünf Kreissägen ermöglichen Kappen auf die gewünschte Länge © DI (FH) Martina Nöstler

Die Hauptware wird hinter der Sägelinie separat zu einer zweiten Sortierung abgezogen. Der Mitarbeiter an der Beurteilungsstation hat hier noch die Möglichkeit, die Hauptware über einen Bypass in die Seitenwaren-Sortierung auszuschleusen, um diese nachzusortieren. Die Gutteile gelangen – ebenso wie die Seitenware – lagenweise zu einer Mehrfachkappung. Hier können die Werkstücke millimetergenau auf Längen ab 800 mm gekappt werden. Die nachfolgende Stapelanlage wurde ebenso mit Doppelmagazinen ausgestattet. Zur genauen Positionierung der Latten hat Kallfass einen speziellen Greifer installiert, der die Latten exakt ablegt. Die Leistung der Sortieranlage gibt man bei Kallfass mit 120 Takten pro Minute an, die der Stapelanlage mit 14 (Seitenware) bis 17 (Hauptware) Lagen pro Minute.
Die fertigen Pakete von Haupt- und Seitenware gelangen in die untere Ebene. Fertigpakete werden mit zwei Anlagen von Cyklop mit PVC-Bändern umreift und dem Staplerfahrer auf einem Rollgang zur Abholung bereitgestellt.

Zufriedener Kunde

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Besonderheit für Kiefer: Vor der Stapelung wird das Holz noch imprägniert, um einen Bläueschutz zu gewährleisten © DI (FH) Martina Nöstler

„Wir haben uns für diese Maschinenkonstellation entschieden, da wir nicht auf Menge, sondern auf Flexibilität Wert legen. Nach ein paar Anlaufschwierigkeiten sind wir überzeugt, die richtige Wahl getroffen zu haben“, sagt Gerstein. Die mögliche Kapazität ist noch nicht ausgeschöpft und man sieht sich für steigende Marktanforderungen gewappnet. „Mit reinem Sägen ist nicht mehr viel Geld zu verdienen“, meint Produktionsleiter Gregor Holzheimer. Darum werden zwei Drittel der HMS-Holz-Produktion veredelt: Trocknung, Hobelung oder Imprägnierung. „Und wir sind weiter auf der Suche nach neuen Möglichkeiten.“

HMS-Holz-Gruppe

Gründung: 1899 in Kleinwallstadt/DE
Geschäftsführer: Heinrich Anton Seuffert, Heinrich Martin Seuffert
Standorte: Kleinwallstadt/DE, Hagenow/DE
Mitarbeiter: 100, davon 50 in Hagenow
Produktion: 500.000 fm/J in der Gruppe
Produkte: Schnittholz, Verpackungsware, Gartenholz, Hobelware in Fichte, Kiefer, Lärche und Douglasie
Export: 40 % weltweit

Kallfass

Gegründet: 1949
Geschäftsführer: DI Ernst Kallfass
Mitarbeiter: 90
Umsatz: 20 Mio. € (Plan 2009)
Produkte: Stapel- und Entstapelanlagen, Mehrfach-Abläng-anlagen, Sortierwerke, Hobelmechanisierungen, Leimholzwerke
Export: 70 %