Verpackungsware und Pellets – das sind die einzigen Sortimente, die heuer in Italien noch halbwegs gehen. Alles, was mit dem Bau zu tun hat, sehe aber ebenso düster aus wie Silvio Berlusconis Chancen, den Wirtschaftsnobelpreis zu bekommen. So lässt sich die Meinung maßgeblicher Holzexporteure zusammenfassen, die sich vergangenen Freitag auf Einladung von Holzcenter Weiss, Reitdorf, in Kleinarl trafen.
Die Grundprobleme in Italien sind bekannt: massive Rezession in der Baubranche, eine Zahlungsmoral, die sich, ausgehend von einem „Katastrophenniveau“, weiter verschlechtert, und ganz allgemein eine pessimistische Stimmung. Diese Melange wurde nun mit einer äußerst unsicheren politischen Lage nach den Wahlen und mit dem Wirbel eines „Vetreterkarussels“ von Mayr-Melnhof, Gattalegno, Binderholz (s. Holzkurier 8, S. 3) gewürzt.
Die Grundprobleme in Italien sind bekannt: massive Rezession in der Baubranche, eine Zahlungsmoral, die sich, ausgehend von einem „Katastrophenniveau“, weiter verschlechtert, und ganz allgemein eine pessimistische Stimmung. Diese Melange wurde nun mit einer äußerst unsicheren politischen Lage nach den Wahlen und mit dem Wirbel eines „Vetreterkarussels“ von Mayr-Melnhof, Gattalegno, Binderholz (s. Holzkurier 8, S. 3) gewürzt.
Kein allzu schlechter Beginn
Holzexporteure in einer anderen Welt: Ing. Johannes Wiemroiter führte die Holzexporteure Georg Jung, Helmut Weiss, Carlo Cappellari, Sebastian Jennewein, Mag. Christina Goldschmied und Alexandra Cappellari (v. li.) vor dem Marktgespräch durch den Glasverarbeitungsbetrieb Gasperlmair in Wagrain © Cappellari
Von längerfristigen Prognosen über den Apenninenstaat lässt jeder die Finger. Zu groß sind die Unsicherheiten, nicht zuletzt durch die jüngsten Wahlen. Deren Ergebnis wird halb resignierend, halb verständnisvoll zur Kenntnis genommen: „Was sollen die Italiener denn auch wählen …?“
Das aktuelle politische Patt bietet jedenfalls keine Aussicht auf einen Ausweg aus dem italienischen Teufelskreis:
1. Die hohe Arbeitslosenrate und die Angst vor dem Jobverlust behindern Investitionen in Haus- und Wohnbau.
2. Banken vergeben Kredite nur mehr an jene Menschen, die ihr Projekt mindestens zur Hälfte mit Eigenkapital finanzieren können. Früher reichten 20 %.
3. Noch schlimmer ist die Liquiditätsklemme bei Unternehmen. Jeder stellt sich die Frage: „Können meine Kunden zahlen?“
4. Nicht einmal der Staat hält seine (gesetzlich vorgeschriebenen) Zahlungsziele ein.
5. Das führt zu massiver Angst vor Zahlungsausfällen und zu fehlender Liquidität in allen Wirtschaftsbereichen.
6. Das wiederum zwingt viele Unternehmen zur Schließung beziehungsweise Entlassung von Arbeitnehmern, womit wir wieder bei Punkt 1 wären.
Meinungen, wie: „Exportversicherungen zu bekommen, ist der Horror“, oder: „Es vergeht kein Tag, an dem nicht ein ungedeckter Scheck zurückgeht“, beweisen, dass in Italien nicht nur Preisdruck, sondern auch die Zahlungsmoral das Geschäft erschwert.
Unruhe wegen Vertreterwechsel
Der „überraschend ungeschickte“ Vertreterwechsel Gattalegnos zu Mayr-Melnhof habe die Preise in Italien nochmals unter Druck gebracht. Das hätte aber nicht sein müssen. „Dass bei den Vertretern etwas im Busch ist, wusste man. Eine so kurzfristige Kündigung der bisherigen Agenten und der Wechsel zu Herrn Gatta haben mich aber überrascht. Das ist nicht gut für den Markt“, meinte eine kritische Stimme. Zudem spitze sich der Wettbewerb zu: „Die Sägewerke gewähren ihren Italienvertretern dermaßen niedrige Preise, dass wir mit unseren Spannen und Risiken kaum mehr überleben können“, schimpfte ein Händler. „Wir haben die doppelte Arbeit und die doppelten Risiken für denselben Umsatz wie vor fünf Jahren“, meinte ein weiterer.Verpackung und Pellets gehen noch
Ein Holzprodukt gibt es noch, das in Italien gut läuft: Pellets. Dort können die Verkäufer auch umsetzen, was andernorts längst entglitten ist, nämlich umgehende Zahlung. Voraus- oder Vor-Ort-Zahlung haben sich bei dem Brennstoff etabliert. Das führt bei manchen Händlern sogar zu einer Reduktion der durchschnittlichen Zahlungsziele. Und die Prognosen für die Holzpresslinge zeigen weiter nach oben. Laut einer Einschätzung der Associazione Italiana Energie Agroforestali wurden 2011 in Italien 1,9 Mio. t Pellets für Kleinanlagen benötigt. Bis 2015 soll dieser Bedarf auf 3,1 Mio. t ansteigen und 2020 sogar 4, 25 Mio. t erreichen. (Ein Bericht über die internationalen Märkte von der Pelletskonferenz Wels folgt kommende Woche.)Auch im Nadelschnittholzbereich gibt es einen (schwachen) Lichtblick: Verpackungsware sei noch halbwegs am Leben. Aber die jüngsten Meldungen der Maschinenbauer lassen ebenfalls wenig Hoffnung zu. So berichtete Acimall, der Verband italieniescher Holzmaschinenhersteller, dass die Produktion 2012 um rund 10 % gefallen sei und die Auslandsnachfrage im IV. Quartal nochmals stark nachgegeben habe. Manche Exporteure schichten aufgrund der Italienschwäche auf den Inlandsmarkt um. Der scheint sich gut zu entwickeln. Mit Frühlingsbeginn rechnen die Händler mit einem starken Anfang der Bautätigkeit im deutschsprachigen Raum.
*Die Markteinschätzungen folgender Unternehmen wurden berücksichtigt: Jung, Maishofen; Schuster, Innsbruck; Timber Export, Wolfsberg; Weiss, Reitdorf