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Noch liegt das Bloch nicht ideal, wenn es jedoch die Eindrehung verlässt, wird es so ausgerichtet sein, dass die Ausbeute inklusive Seitenware ideal ist © DI Johannes Plackner

Präzise am Bloch

Ein Artikel von DI Johannes Plackner | 29.04.2013 - 14:44
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Der Rototurn von Prechtl in Aktion © DI Johannes Plackner

Geografisch haben Burghausen und Bornhöved nichts gemeinsam – außer, dass sie in Deutschland liegen. Burghausen, die Heimatstadt von Sägewerksmaschinenbauer August Prechtl, grenzt an Oberösterreich. Der Schnittholz- und KVH-Produzent Henning Ruser atmet in Bornhöved dagegen – je nach Großwetterlage – Nord- oder Ostseeluft. Technologisch verbindet die beiden Kleinstädte aber eine langjährige Partnerschaft. Ruser vertraut auf die Sägewerksanlagen von Prechtl. Das war schon bei der Modernisierung des Werks 3 der Fall (s. Holzkurier Heft 20/11, S. 12–13). Nach dem Umbau der Stapelanlage im Werk 3 Ende 2011 war im vergangenen Winter die Schwachholzlinie im Werk 1 an der Reihe. Warum man erneut auf Prechtl setzt, zeigte Ruser beim Sägewerksrundgang.

Ziel ist optimale Holzausbeute

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Das Herzstück des Rototurn dreht das Rundholz bei Ruser mit 65?m/min gradgenau ein © DI Johannes Plackner

Das Sägewerkskonzept von Holz Ruser ist ungewöhnlich – zumindest in Europa. Rundholzplatz mit Sortierboxen findet man in Bornhöved keinen. Ruser sägt online. Das heißt, dass die Stämme unsortiert aufgegeben und dann entrindet werden. Es folgt eine 3D-Vermessung mit Optimierung von Jörg Elektronik, Oberstaufen/DE (s. Bericht S. 25). Die komplette Ablaufsteuerung der Sägelinien, des Sortierwerks sowie die Schaltschränke für die Mechanik installierte Alfha, Finnentrop/DE. Als Nächstes kommt ein mächtiges Kreissägeblatt, das bei Bedarf von einer Kettensäge unterstützt wird. Die bis zu 22 m langen Rundhölzer werden zu 2,5 bis 13 m-Blochen gekürzt. Ruser verarbeitet bis 75 cm Stockdurchmesser. Die Blochstärke entscheidet, wie es für die Bloche weitergeht. Starke Bloche strömen ohne Zwischenlager in das 2010/11 erneuerte Werk 3 direkt neben der Rundholzaufgabe. Stämme mit weniger als 40 cm Durchmesser gehen dagegen vorerst in den Untergrund. Der Rundholzförderer für Schwachholz führt unter der Asphaltdecke zum Werk 1.
2012 schnitt Ruser 160.000 fm ein. Heuer sollen es um 10.000 fm mehr sein. 90 % davon sind Fichte, der Rest ist Tanne. Das Sägewerk versorgt sich aus lokalen Wäldern, die über das flache Land verteilt sind. Rund ein Fünftel des Rundholzes stammt aus Süddänemark. Wie in dieser Region üblich, kauft Ruser überwiegend Langholz ein. Der Media liegt aktuell bei 28 cm.

Winkelgenaue Eindrehung bis 180°

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Noch liegt das Bloch nicht ideal, wenn es jedoch die Eindrehung verlässt, wird es so ausgerichtet sein, dass die Ausbeute inklusive Seitenware ideal ist © DI Johannes Plackner

Am Anfang des Schwachholzwerks 1 wartet eine 3D-Vermessung von Jörg Elektronik. Die erkennt anhand der Stammform das Bloch wieder und ruft die Optimierung dazu ab. Dann ist der Rototurn von Prechtl gefragt. Auf dessen massivem, freitragendem Grundrahmen ist das Gestell des Stammeindrehers aufgebaut. Das Gestell positioniert sich vertikal und horizontal vor, um den Stamm flüssig aufzunehmen. Herzstück der Vorrichtung ist der Rotor. Die Eindrehung übernimmt ein elektrischer Servomotor. Geführt wird das Bloch von zwei zentrisch schließenden Stachelwalzen, die am Rotor sitzen. Die beiden konusförmigen Walzen werden hydraulisch angetrieben. Theoretisch kann der Prechtl-Rototurn mit 90 m/min arbeiten. Der Eindreher benötigt zur Neuausrichtung des Gestells und Vorpositionierung der Walzen keine größere Stammlücke, als für die weitere Verarbeitung ohnehin nötig ist. Die lichte Öffnungsweise im Werk 1 beträgt bis zu 55 cm. Bei der Starkholzlinie wurde dagegen ein Prechtl-Rototurn montiert, der mit 75 cm-Blochen fertig wird.
Um ±180° kann der Stamm gewendet werden. Damit wird in Sekunden gradgenau jeder Eindrehwinkel erreicht. Die Sägeaggregate schneiden auf diese Weise aus dem Stamm die optimale Ausbeute. Verglichen mit anderen Systemen, wie beispielsweise schräg verstellbaren Stachelwalzen, sei die Genauigkeit seiner Anlage deutlich höher, sagt dazu Prechtl-Geschäftsführer August Prechtl.
Der Spanereinzugstisch nach dem Rototurn stammt ebenfalls von Prechtl. Handelsübliche, flach verzahnte Dreifach-Rollenketten laufen in einem Kettenbett mit schraubbaren Führungsleisten. Darauf liegt das Bloch, welches links und rechts von Stachelwalzen gehalten wird. Zur Ausbeuteoptimierung sind alle Stachelwalzenpaare mit Servoachsen seitenverschiebbar im Vor- und Nachschnitt angeordnet. Von oben kontrollieren Druckrollen das Rundholz. Auf diese Weise eingezwängt, fließen die Bloche exakt platziert in die rotierenden Zähne des Spanermauls. Die neuen Spanerscheiben (von HDS, Remscheid/DE) wurden ebenfalls von Prechtl geliefert.

Schlichte Effizienz im Sortierwerk

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Henning Ruser führte durch sein Sägewerk und hatte dabei über die Anlagen von Prechtl nur Positives zu berichtet © DI Johannes Plackner

Damit überantwortet die Prechtl-Anlage das Holz der Sägelinie – vorerst. Es war nämlich nicht das letzte Mal, dass das Holz bei Ruser mit einer Maschine aus Burghausen in Kontakt kam. Die flexiblen Sägelinien bei Ruser schneiden aufgrund des Onlinebetriebs gemischte Zopfdurchmesser. Das spart zwar den Rundholzplatz ein, benötigt aber eine leistungsfähige Schnittholzsortierung. 80 Boxen hat die 82 m lange Sortierstrecke von Almab. Frische und – über eine Fremdaufgabe – trockene Ware wird hier auf die Auslieferung vorbereitet. Die Querschnitte der Bretter und Kanthölzer reichen von 17,5 mal 50 mm bis 13 mal 24 cm bei 3 bis 6,2 m Länge. Das sortierte Schnittholz wird nach unten auf einen Querförderer ausgegeben – und trifft an dessen Ende erneut auf eine Maschine mit Prechtl-Logo. In der Winterpause 2011/2012 montierte der niederbayerische Maschinenbauer eine Stapelanlage.

Inbetriebnahme war problemlos

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Die Lattenmagazine werden elektromotorisch verstellt: Sie fassen Trocken- und Versandlatten in getrennten Schächten © DI Johannes Plackner

Im ersten Schritt werden die Bretter vereinzelt. Dann läuft die Ware über Spiralwalzen. Diese richten die Bretter entlang der Stirnseite aus. Auf den folgenden Förderketten bildet sich die fertige Lage für die Stapelung. Das jeweils vorderste Brett wird durch einen Hydraulikstempel geklemmt, bis die Lage vollständig ist. Fünf Stahlzungen übernehmen die Lage und platzieren sie auf dem Schnittholzstapel. Dann kommt der finale Prechtl-Part: das Lattenmagazin. Der robuste Greifmechanismus platziert die Stapellatten zuverlässig und punktgenau. „Wir verwenden dabei gehärtete Rundführungen“, betont Prechtl.
Die Inbetriebnahme der Anlagen war laut Ruser „absolut unproblematisch“. Im Winter werden ohnehin drei Wochen abgestellt. In drei weiteren Wochen wurden die Anlagen installiert. „Genau im Zeitplan“, lobt Arne Ruser, der technischer Leiter. Sein Bruder Henning widmet sich dem Kaufmännischen. Der dritte Bruder, Sönke, ist Betriebsleiter.

Vom KVH bis zum Schiffsmotor

Die Wertschöpfung endet bei Ruser nicht mit dem Sägewerk. 50.000 m3 Schnittholz trocknen die Brüder vor Ort. Ein Teil davon geht in die KVH-Produktion, auf der man heuer 48.000 m3 erzeugen will. Auch den Abbund erledigt Ruser selbst. Als beim Holzkurier-Besuch gerade ein kompliziert zugeschnittenes Holzelement verladen wird, erklärt Henning Ruser: „Ach, das sind Transportkonsolen für Schiffsmotoren.“ Erstaunlich, was ein norddeutsches Sägewerk mit süddeutscher Technik so alles erzeugen kann.