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Eberl-Trockenkammern bei Hagenah © DI Johannes Plackner

Schneller trocknen

Ein Artikel von DI Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 30.04.2013 - 07:56
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3?m Durchmesser hat eine Eberl-Kammer, wie der Vergleich mit Marc Hagenah zeigt - innen haben bis zu 35?m3 Holz Platz © DI Johannes Plackner

Nur 50 Goldmark wechselten 1903 den Besitzer. Dann war Friedrich Hagenah Sägewerker – oder, sagen wir, fast. Denn die Lokomobile, die er gerade erstanden hatte und künftig ein Horizontalgatter antreiben sollte, steckte im Moor (deswegen war sie auch so günstig). Fünf anstrengende Monate voller Schlepperei sollte es dauern, bis das Stahlross seinen endgültigen Platz im norddeutschen Bülkau einnahm. Dann aber war man das erste Dampfsägewerk der Region.
Dass der Betrieb bei technischen Neuerungen vorangeht, ist gleich geblieben. Aber sonst haben sich die Zeiten doch sehr geändert. Mehr als hundert Jahre und drei Generationen an Hagenahs später wird in Bülkau immer noch fleißig gesägt. Statt Eichenbohlen für Moorbrücken fließt heute jedoch CE-gekennzeichnetes Bauholz vom Werksgelände. Und auch sonst hat sich viel getan. 2010 investierte Hagenah in seine dritte Vakuum-Trocknungsanlage von Eberl, Bodenkirchen/DE. Deren Hauptvorteil ist die Schnelligkeit. Vielleicht wurden die Hagenahs im Sommer 1903 ein wenig ungeduldig und das brannte sich ins Erbgut. Vielleicht entschieden sich Reinhard und Marc Hagenah (Vater und Sohn) aber einfach aus dem Grund für die schnellste Trocknungstechnologie am Markt, weil rasche Lieferzeiten heute für ein Sägewerk der Weg zum Erfolg sind. Der Holzkurier besuchte das niedrigste Sägewerk Deutschlands (auf –1 m Seehöhe) und sah sich an, warum dieser Weg über das bayerische Bodenkirchen führte.

70.000 fm/J Nadelholz heiß begehrt

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Eberl-Trockenkammern bei Hagenah © DI Johannes Plackner

Hagenah Holz liefert an alle möglichen lokalen Abnehmer: „Zimmerleute, Händler, Privatleute – das heißt, wir haben sehr kleine Chargen“, erklärt Hagenah. Zu klein für Frischluft-/Ablufttrockenkammern. Daher entschied sich Hagenah schon vor über 15 Jahren für die Vakuumtechnik. 2004 wurde dann die erste Eberl-Trockenanlage installiert. „Die Anlage hatte eine Wärmepumpe und war daher einfach am innovativsten. Die Entscheidung habe ich nie bereut“, bekräftigt Marc Hagenah, als er zu den beiden jüngsten Kammern führt, die im Freien stehen. Er öffnet die schwere Tür des charakteristischen übermannsgroßen Zylinders. Im Inneren liegt – bereits trocken – eine typische Hagenah-Ladung: „Oben haben wir Lärchenbretter, unten filigrane Brettchen, die zu Erdbeerkistchen vernagelt werden“, sagt der Norddeutsche. Die Trocknung dieser Charge dauerte 26 h. „Am Beginn wird die Kammer elektrisch aufgeheizt. Das erklärt den relativ hohen Anschlusswert von 50 kW“, so Hagenah. Bei der Lärchen-/Erdbeerholzladung lag die Aufheiztemperatur bei 45° C. Sobald diese erreicht ist, übernimmt die Wärmepumpe: Diese kühlt die Trocknungsluft zunächst so weit ab, dass die Feuchte kondensiert. Die nun trockene Luft wird auf der anderen Seite der Wärmepumpe auf bis zu 70° C aufgeheizt. Bei der Kondensation des Wassers wird so viel Energie frei, dass die gesamte Trocknungswärme im Betrieb allein über die Wärmepumpe generiert wird.
Die Kerntemperatur der Bretter (für den ISPM-Exportnachweis) und die Holzfeuchtemessung werdeh von zwei kabellosen Sensoren überwacht. „Das fand ich so praktisch, dass wir das bei den anderen Kammern nachgerüstet haben“, betont Hagenah.
Die drei Eberl-Kammern in Bülkau fassen brutto 58 beziehungsweise zweimal 62 m3. Das entspricht bis zu 35 m3 Nettoholzvolumen. In allen drei Trocknern kann Hagenah damit rund 7000 m3/J veredeln. Das reicht aber nicht mehr. „Auf der Ligna werde ich am Eberl-Stand gleich die nächste Kammer bestellen“, kündigt der Geschäftsführer an. Mit 50 Goldmark kann er diese Investition zwar nicht begleichen, aber dafür dauert die Inbetriebnahme nicht so lang wie 1903: „In der Früh heben wir die Kammer vom Lkw. Am Nachmittag trockne ich die erste Ladung. Schneller geht‘s nicht“, lobt Hagenah.