„Jeder will nur Brust oder Keule. In einem Sägewerk muss man aber alles verarbeiten können, um den maximalen Wert zu erzielen. Mit dem CT Log und der Hightech- Einschnittlinie können wir das.“ Philippe Piveteau, CEO und Eigentümer von Piveteau Bois © ROBERT KITTEL
In der holzarmen Region rund um Nantes gibt es fast nur Rotholz: Küstenkiefer, Weißkiefer und immer mehr Douglasie. Die Eigentümerfamilie Piveteau beauftragte Frederic Chiron als technischen Leiter, ein an dieses Rohmaterial angepasstes Einschnittkonzept zu entwickeln, das alle technischen Möglichkeiten ausnutzt.
Aus Alt mach Ultraneu
Bei der Wahl des Ausrüsters der neuen Profilierlinie tat sich Chiron laut eigener Auskunft am leichtesten: Linck, Oberkirch/DE. Zum einen war es eine logische Weiterentwicklung: 2002 installierte Linck im damaligen Bandsägewerk eine Spaner-Kreissägen- Rundlaufanlage. Diese modernisierte man 2013/14 zu einer Spaner-Kreissägen-Rundlaufanlage mit Profilierung. Jetzt tunte Linck die zwei Jahrzehnte alten Komponenten zu einer State-of-the-art-Anlage hoch.
„Rund zwei Drittel der Anlagen sind Bestand, der Rest wurde von uns im Vorjahr installiert und heuer in Betrieb genommen“, erläutert Thomas Bitsch, Projektverantwortlicher bei Linck.
Linie bis 65 cm Stock
Beim Anforderungsprofil „Starkholz“ war Chiron ebenfalls gleich bei Linck, handelt es sich hier doch um Starkholz bis 65 cm (Stock). Dafür gibt es genug Referenzen. Die Seekiefer kann auch sehr krumm sein – auch dafür hat Linck Lösungen. Piveteau entschied sich hier für einen bogenfolgenden Nachschnitt.
Was die Installation bei Piveteau sehr speziell macht, ist, dass ein CT Log von Microtec installiert ist. Der Computertomograf optimiert aus 15 m-Langholz Kurzholzbloche bis 6 m individuell nach dem wertmäßig besten Schnittbild.
„Gerade bei Rundholz, das sehr große Qualitätsunterschiede aufweist, holt man mit einem CT-Log enorm viel heraus. Das erfordert aber eine Einschnittlinie, welche die digitalen Optimierungsergebnisse in die Realität umsetzen kann“, erläutert Eigentümer und CEO Philippe Piveteau, warum er auf diese Ausrüster setzte.
Fingerprint vor Sägewerkshalle
Ein vom Portalbagger beschickter Ladewagen übergibt vollautomatisch bis zu 80 fm je Ladung an die Linck-Sägewerksaufgabe. Ein Microtec-Logeye 302 Fingerprint, also eine 3D-Vermessung mit integrierter Röntgenquelle analysiert diese Stämme. Jeder Stamm ist individuell – sein Dichteprofil ist sein einzigartiger Fingerabdruck. Vor dem Eintritt in die Sägehalle ist jeder Stamm wiedererkannt.
Die Linie ist darauf ausgelegt, sich von Stamm zu Stamm zu verstellen. Es ist also faktisch ein unsortierter Einschnitt möglich. Im Prinzip ist es bei Piveteau aber ein sortierter Einschnitt nach Durchmesser und Qualität.
Vorschnitt machen bestehende Anlagen
Knapp zwei Jahrzehnte Betriebszeit sind für Linck-Anlagen selbst bei Rotholz noch kein Alter. Daher sind der VM30-Spaner und das erste Sägeaggregat CSMK375-A3/B3 auch unverändert. Der stufenlos regelbare Vorschub von 40 bis 120 m/min Zopf voraus reicht völlig aus. Der bereits vorhandene Hüllkreisdurchmesser von 65 cm ist ebenfalls passend. Es folgen zwei bereits bestehende VPM/N 450-Profilieraggregate.
Kreuzschnitt-Aggregat
Die erste 2018er-Neuinstallation war ein Horizontalkreissägenaggregat, das zum Auftrennen von Kanthölzern bei Kreuzschnitt dient. Bei Schnittprogrammen ohne Trennschnitt sowie zum Werkzeugwechsel werden die Sägeblätter horizontal aus dem Schnittbereich gefahren.
Die an der Horizontalkreissäge produzierten Kantlinge können mithilfe einer Separierung horizontal vereinzelt werden, sodass diese dann vereinzelt den nachfolgenden Bearbeitungsschritten zugeführt werden können.
Eine Laser-Polygonzugmessung Linck 6 erfasst das Krümmungsprofil des durchlaufenden Kantlings. Die Messwerte werden mit jenen der vorgelagerten Microtec-Messung überprüft. „Anhand der so ermittelten Krümmungswerte werden die Hölzer dann im Nachschnitt bogenfolgend aktiv durch die Maschinen geführt“, erläutert Bitsch.
Bogenfolgend selbst bei Kiefer
Es folgen zwei Profilieraggregate: VPM/S 450 und VPF 340. Das „S“ in der Typbezeichnung steht für „schwenkende“ Ausführung. Die Werkzeugeinheiten können also eine „Schwenkbewegung“ ausführen, um den bogenfolgenden Einschnitt bei krummen Kantlingen zu ermöglichen. Das nächste Hauptaggregat ist eine Doppelwellenkreissäge CSMK325-A3/B3. Dieses Sägeaggregat schneidet die gekrümmten und zuvor bogenfolgend gefrästen Kantlinge bogenfolgend ein. Förderanlagen transportieren Haupt- und Seitenware getrennt zur Sortier- und Stapelanlage der Maschinenfabrik Springer, Friesach.
Lückenlos vom Stamm zum Brett
Im Endausbau wird dank eines Goldeneye 900-Brettscanners und der Implementierung künstlicher Intelligenz eines möglich: die lückenlose Rückverfolgbarkeit vom Stamm zum Brett – und damit auch das Lernen, was aus welchem Bloch produzierbar ist. Diese Lösung setzte Microtec in Kooperation mit Linck und Springer erstmals um.
Der CT Log und die bogenfolgende Profilierlinie erweckt Erinnerungen an die Arbeitsweise einer Bandsäge, wie sie bei Piveteau Bois bis 2002 lief. An der Bandsäge kann der Bediener alle Qualitätsnuancen nutzen – sobald er die ersten Bretter geschnitten hat. Und hier endet der Vergleich: Die Arbeitsvorbereitung bei Piveteau kennt die Qualität jedes Bloches schon am Rundholzplatz – und zwar jedes einzelnen Zentimeters. Vor dem ersten Schnitt kann man also überlegen, was man aus dem Bloch schneiden will. Das heißt weiters, dass das Rundholz theoretisch zu jedem Zeitpunkt neu kalkuliert werden könnte.