Das Beste aus zwei Welten

Der Holzkurier hatte kürzlich die Möglichkeit, USNR-Präsident Dale Brown zu sprechen. Ende November wurde ein moderner Bürotrakt offiziell übergeben. Brown sieht USNR auf einem guten Weg. Für USNR passe alles, beginnend bei der Position von Söderhamn Eriksson am skandinavischen Heimmarkt. Weiters hebt Brown „die Produktionsstätte und insbesondere das Team hervor. Sie sind in interessanten Märkten tätig: Russland, Norwegen, Deutschland, im Baltikum und in Polen“.

Angekommen

Das „Ankommen in Europa“ gelang spätestens im Vorjahr: Bei Mercer in Friesau setzte man mit der Installation zweier Hochleistungsscanner für die Brettanalyse im Querdurchlauf ein echtes Ausrufezeichen (s. Beitrag "2-by-4 optimal sortiert"). Das funktionierte so gut, dass Mercer für das neue Hobelwerk zwei weitere orderte (s. Beitrag „US-Hightech für Europa“). „Gerade die verwendeten BioLuma 2900LVG+ Sensoren sind vom Feinsten. Sie übertreffen hinsichtlich der Darstellungsdetails andere Sensoren deutlich. Verantwortlich ist dafür eine Scanrate von 2500 Hz. Die Stärkengenauigkeit liegt bei unglaublichen 0,38 mm“, erklärt dazu USNR-Marketingleiter Örjan Berglund.

„Bei Mercer haben wir einen THG Scanner im Hobelwerk seit 2018 in Betrieb und eine weitere Anlage Typ „occlusionless THG“ im neuen Hobelwerk eingebaut. Zwei weitere Einheiten werden im Sägewerk, bei den Sortierwerken eingesetzt. Hier sind spezielle Anforderungen an die Sägewerkssortierung erforderlich, insbesondere das Scannen von frischem Schnittholz“, ergänzt Eckart Müller, Verkaufsleiter für die DACH-Region. Sein Büro beschäftigt vier Personen für Service, After-Sales und Verkauf. Speziell die Scanner-Betreuung soll weiter ausgebaut werden.

Premiere im Baltikum

Der Holzkurier hatte heuer Gelegenheit, das erste gemeinsame Projekt der europäischen Tochter mit der US-Mutter zu sehen: das Nordwood-Sägewerk im estnischen Viiratsi (s. Beitrag "Ausbeute und Flexibilität"). „Schon dort zeichnete sich ab, wie die besten Bandsägen der Welt und Catech-Hochgeschwindigkeits-Besäumer mit US-Optimierrungslösungen kombiniert werden können“, schwärmt Christian Winlöf. Das Resultat: Eine vollflexible, bogenfolgende Bandsägelinie, die ohne einen Flaschenhals am Besäumer im Extremfall mannlos betrieben werden kann.

Software und Algorithmen

„Unser Entwicklungsteam umfasst 250 Mitarbeiter. Es fokussiert die Technologie von morgen, modernere Software und verbesserte ständig die verwendeten Algorithmen“, so Brown weiter. Optimierungssysteme und eine noch umfassendere Datenanalyse sollen den Begriff „Industrie 4.0“ in der Sägeindustrie mit Leben erfüllen. Wenn Johan Johansson, Geschäftsführer in Söderhamn, „Machine Learning“ und „Artificial Intelligence“ ausspricht und man Brown dazu nicken sieht, glaubt man ihnen diesen Fokus.

Mittlerweile sind 150 Scanner des „Mercer-Typs“ installiert. „Die Weiterentwicklungen sollen noch mehr Konstanz in die Brettanalyse bringen. Jeder Markt erfordert andere Sortierungen. Schnittware für den US-Markt ist das beste Beispiel dafür. Nicht alle europäischen Unternehmen haben das friktionsfrei geschafft“, so Johansson.

„Die Ausbeute ist ein Dauerthema für die Holzindustrie“, argumentiert Johansson. Eine Benchmark, was möglich ist, ist für Johansson Norra Timber Sävar (s. Beitrag „Erst am Himmel ist Schluss“). Dort setzen zwei in Serie geschaltete Spaner sowie drei Bandsägen das um, was die Optimierung und der Microtec-Röntgenscanner vorgeben. USNR hat also dezidiert die Einschnittmaschinen für eine optimierte Ausbeute.

„Die Leistung raufdrehen und gleichzeitig die Stillstandzeiten minimieren“, will Johansson umsetzen. „Wir bauen die schnellsten Linien der Welt“, spricht Johansson Großes gelassen aus. Bandsägelinien will man auf Vorschubgeschwindigkeiten von deutlich über 200 m/min hochdrehen.

Schnell mit vierseitiger Reduzierung

Schon 2021 wird bei Fiskarhedens Trävaru eine USNR-Hochgeschwindigkeitslinie mit vierseitiger Reduzierung starten. „Mit vierseitig bearbeiteten Modeln lässt sich die Geschwindigkeit dank der geringeren Schnitthöhe nochmals steigern. Dies ergibt auch gleichmäßigere Seitenbretter und damit einen höheren Besäumdurchsatz“, berichtet Winlöf.

The next big thing

Mit der Konstruktion und Installation einer BSP-Presse beim US-Mega-Start-up Katerra sieht man sich nun imstande, selbst ein BSP-Komplettwerk zu bauen. Das will man in Nordamerika beweisen. „Beurteilung, Sortierung, Automatisierung – also der gesamte Prozess vor der Presse – stammen bei Katerra bereits von uns. Für Spezialbereiche, wie die Keilzinkung oder Beleimung, haben wir exzellente Partner“, erläutert Brown Die erste Presse wurde gemeinsam mit Katerra entwickelt. Die Nachfolgemodelle könnten anders aussehen. „Ich gehe davon aus, dass wir bis 2024 auch in Europa BSP-Komplettwerke errichten werden“, gibt Brown die Richtung vor.

„Wir beschäftigen neun Mitarbeiter in Russland“, erläutert Winlöf. Russland wäre prädestiniert für schlüsselfertige Großprojekte.

Gemeinsam die Vorteile nutzen

„Bei den Scannern profitierte eindeutig USNR-Europa von USNR-Nordamerika. Im Besäumer(„Catech“) und Entrinderbereich („Cambio“) gibt es umgekehrte Beispiele“, zeigt Verkaufsleiter Winlöf auf. Faktisch im Wochentakt verkauft man Cambio-Entrinder. 6000 wurden schon ausgeliefert. Die neueste Version war auf der Ligna zu sehen. Dieser ist mittlerweile bei Högland in Mittelschweden installiert. Fertig in der Produktionshalle steht ein Reduzier-Ring, der sich optional dann anstelle eines Entrindungsrotors in die Maschine fahren lässt. Erster Kunde wird erneut Högland sein.

Bei der Entrindung will Brown Entwicklungsfortschritte bei der Reduziergeschwindigkeit sehen. Damit würde man auch in Nordamerika noch besser reüssieren. So spielt man sich über den Atlantik die Bälle zu.