„Versorgungssicherheit“ ist das Schlagwort der Stunde und könnte es auch noch im 1. Quartal 2021 sein. Speziell Unternehmen ohne eigenes Sägewerk geraten unter Zugzwang. Denn immer öfter hört man von integrierten Sägewerken: „Wir brauchen fast alles für die eigene Weiterverarbeitung.“
Für die Geschichtsbücher
Was wir jetzt erleben, wird bald in Kuchl, Rosenheim und Bad Wildungen gelehrt: „Preiserhöhungen, die in die Geschichtsbücher eingehen werden“ (Zitat eines Interviewpartners) prägten das 4 Quartal bisher. Im Marktzeigerwert Absatzindikator macht sich das am deutlichsten bemerkbar. Von 100 % im Juli (= „normale Marktlage“) ging es binnen drei Monaten auf nun 110 %, was einer sehr guten Marktlage entspricht. Die 2020er-Betriebsergebnisse könnten an die des Rekordjahres 2018 heranreichen oder diese sogar übertreffen – trotz Corona.
Bis 10 % plus binnen einem Monat
Nur Pellets und die Sägenebenprodukte liegen noch unter den Vorjahresnotierungen. Schnittholz legte gegenüber September zwischen 5 und 10 % zu. Bei Weiterverarbeitungsprodukten, wie Brettschicht- oder auch Konstruktionsvollholz, ist man bemüht, die Aufträge halbwegs abwickeln zu können.
Die Aussichten für die nächsten Wochen: in Österreich wird das Rundholzangebot, nicht die -nachfrage decken. Es ist zu befürchten, dass bei Schnittholz nicht alle Marktchancen genutzt werden können. Eine ähnliche Entwicklung könnte sich in Süddeutschland und sogar Tschechien einstellen. Eine noch andere Situation herrscht nördlich von Franken. Dort gibt es noch viel Schadholz.
Eine Ursache: US-Markt
Preistreibend bei nahezu allen Sortimenten war eine latente oder zumindest so empfundene Unterversorgung. Neben Schnittbildänderungen (USA-bedingt) und Marktwechseln (USA statt Nordafrika) kam es auch zu einem geänderten Rundholzangebot. Das offerierte Rundholz passt oft qualitativ nicht zum Einschnittprogramm.
Das „Anfallprodukt“ 17 mm-Seitenware erlebte von Juli bis Oktober einen 19 %igen Preisauftrieb in Italien. Das Sortiment ist weiterhin knapp – sowohl frisch als auch getrocknet. Hier ist weniger ein Bedarfsanstieg als die geänderte Produktion „schuld“ – trotz des sehr starken Einschnitts in diesen Monaten. Gab es bisher immer den Ausweg, dass sich italienische Kunden bei deutschen Großsägewerken versorgen konnten, ist diese Option heuer nicht immer vorhanden.
Eventuell noch extremer ist die Situation bei der KVH-Rohware. Dieses Sortiment wurde vielfach durch US-Einschnitt substituiert. Bei der Rohware sind seit Juli gut 45 €/m3 dazugekommen. Die Mengenanfragen für das 1. Quartal lassen noch weitere Anstiege erwarten.
An die 150.000 m3 Mehrbedarf bei BSH
Heuer wurde deutlich mehr Brettschichtholz nachgefragt. Die Produzenten konnten in kurzen Abständen drei bis vier Mal die Preise erhöhen. In Europa schätzen Marktexperten den Mehrbedarf 2020 – analog zum Holzkurier – auf bis zu 150.000 m3. Allein Deutschland könnte 2020 um 100.000 m3 gewachsen sein. Die fehlenden 50.000 m3 verteilen sich primär auf Italien, aber auch Spanien und Frankreich dürften gewachsen sein.
Die Pandemie-Bekämpfungsmaßnahmen machen sich derzeit primär in der deutlich erschwerten Logistik bemerkbar (Stichwort: kaum freier Lkw-Frachtraum). Die weiteren Auswirkungen des Lockdowns wurden zu Drucklegung (10. November) noch nicht mit übermäßiger Sorge betrachtet.