Zu viel Rundholz für Nachfrage
Lang prognostiziert, dass auch in diesem Jahr „beträchtliche Schadholzmengen anfallen werden, vermutlich mehr als erwartet“. Dies könnte erneut zu einem Preisrückgang beim Rundholz führen, bedingt durch einen hohen Anfall bei parallel sinkendem Bedarf. Die Produktion von Nadelschnittholz wird voraussichtlich um 3 % unter dem Vorjahr liegen. „Angesichts des starken Produktionsrückgangs im Jahr 2023 und des Aufbaus neuer Kapazitäten ist dieser Rückgang äußerst alarmierend“, kommentiert Lang. Er bezeichnet das laufende Jahr als ebenso herausfordernd wie das vorherige und verweist heuer zusätzlich auf die problematisch niedrigen Preise für Sägerestholz.
Keine Bauerholung sichtbar
„Trotz der Verfügbarkeit von Schadholz wird die Produktion auf diesem Niveau fortgesetzt“, führt Lang weiter aus. „Eine Erholung im Bauwesen ist derzeit nicht absehbar, während das Wohnraumdefizit in Deutschland zunehmend drängender wird. Statt der benötigten 600.000 Wohneinheiten pro Jahr werden heuer höchstens 255.000 fertig.“ Die Baugenehmigungen sind im 1. Quartal um 22 % zurückgegangen. Bei den Einfamilienhäusern beträgt die Reduktion gegenüber 2022 schon 50 %. Lang: „Dies hat besonders Auswirkungen auf KVH, das fast nur im DACH-Raum verwendet wird.“
Das Wohnungsproblem in Deutschland wird immer drängender. Nicht 400.000 Wohneinheiten fehlen pro Jahr, sondern 600.000. Heuer werden aber nur maximal 255.000 Wohneinheiten fertiggestellt.
Der Einbruch beim Einfamilienhausbau ist speziell für die KVH-Produzenten eine Katastrophe, da sie kaum Alternativmärkte haben.
Bauimpulse von Politik gefordert
Lang betont die große Chance der Holzbranche, schnell und klimaneutral Wohnraum zu schaffen – ideal für seriellen, vorgefertigten Neubau sowie Sanierung und Renovierung. „Es gibt enorme Chancen für die Branche, die Frage ist nur, wann der Aufschwung beginnt.“ Um eine positive Entwicklung zu fördern, fordert der DeSH eine Vereinfachung der Baugenehmigungsverfahren. „Es ist eine Beschleunigung nötig, hier ist die Politik gefragt, jedoch fehlt derzeit der politische Wille.“
Lang warnt, dass der Mangel an Wohnraum auch politisch brisant sei, und fordert daher dringend Impulse für eine Bauoffensive.
Mit den aktuellen Rundholzpreisen kann man in den USA derzeit kein Geld verdienen.
US-Absatz nötig
Solange in Europa der Absatz fehlt, sind die Überseemärkte umso wichtiger. Mit allfälligen tieferen Rundholzpreisen könnten deutsche Exporteure wieder den US-Markt beliefern, wo „der Preisboden langsam erreicht ist“, so Lang. „Nur bei stark zurückgehenden Rundholzpreisen ist ein USA-Geschäft ohne Verluste möglich.“ Bei den aktuellen Rundholz- und Nebenproduktepreisen wären 600 US-$/1000 bft nötig, aktuell ist man deutlich darunter.
US-Erholung kommt zuerst
„Die USA bleiben ein entscheidender Marktfaktor. Mehr Exporte über den Atlantik könnten unseren Heimmarkt entlasten. Ich bin zuversichtlich, dass dort eine Erholung einsetzen wird. Sie haben keinen Krieg vor der Haustür, niedrige Energiepreise und eine frühere Anpassung der Zinsen.“
Newcomer in MENA
Die MENA-Region verzeichnet weiterhin eine stabile Nachfrage. „Daher treten dort viele neue Anbieter auf. Die Importeure haben kein Versorgungsproblem“, umschreibt Lang den Importdruck in Nordafrika und der Golfregion.
Ein Anstieg der Rundholzpreise in Skandinavien führt laut ihm zu mehr Chancengleichheit. „Der Preisvorteil von 30 bis 40 €/fm ist verschwunden. Wir sind nun einigermaßen wettbewerbsfähig“, stellt Lang fest und ist diesbezüglich zufrieden.
Bei den Pellets ist der Preistiefpunkt laut Lang erreicht, die Preise bleiben stabil und könnten leicht ansteigen.
Kurzfristig kein Fichtenmangel
„Trotz der Schadholzschwemme der vergangenen Jahre sehen wir bis 2035 ein unverändert hohes Angebot an Fichten“, sagt Lang. „Der Waldumbau und der Käferbefall werden weiter fortschreiten, was eine starke Sägewerkskapazität erfordert.“
„Eine kontinuierliche Rundholzversorgung ist in Deutschland seit Jahren nicht mehr gegeben“, erklärt Lang weiter. „Insbesondere im Winter ist das Angebot verknappt, während im Sommer das Angebot die Nachfrage deutlich übersteigt.“ Die Nasslager-Errichtung werde immer aufwendiger, sodass die Zwischenlagerung fast entfalle.
„Die EUDR führt zu unverhältnismäßig mehr Bürokratie und soll ab 1. Januar 2025 umgesetzt werden. Es ist ungewiss, ob und wie wir Schnittholzpakete verkaufen können. Eine Paketnummer könnte benötigt werden“, sagt Lang. „Die EUDR verursacht enorme Kosten ohne Mehrwert.“
Stand heute wissen wir nicht, wie wir ab 1. Januar 2025 EUDR-konform Schnittholz verkaufen können.
Wir dachten der Green Deal sei eine Chance für die Holzbranche. Alles, was uns nun bleibt, ist offenbar mehr Bürokratie.
EUDR: Aufschiebung möglich
Lang hält eine Verschiebung der EUDR-Einführung für möglich. „Sie wird jedoch irgendwann kommen und uns schwächen. Und das in einem Land, in dem es seit über 100 Jahren keine Entwaldung mehr gibt.“
Trotz aller Herausforderungen sieht Lang die deutsche Sägeindustrie aufgrund der vielen Investitionen wettbewerbsfähiger und stabiler als noch vor zehn Jahren.