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… um den Einsatz von Laubholz verstärkt voranzutreiben © Martina Nöstler

Laubholzsäger Österreich

Durchwachsene Marktaussichten, viele Emotionen

Ein Artikel von Martina Nöstler | 06.06.2024 - 07:57

Für viel Aufregung, heftige Diskussionen und laute Stimmen sorgte die neue EU-Entwaldungsverordnung EUDR anlässlich der Laubholzsägersitzung in Heiligenkreuz. Diese muss ab 31. Dezember 2024 angewandt werden und ist aus heutiger Sicht unmittelbar gültig. Rainer Handl vom Fachverband der Holzindustrie Österreich erläuterte den anwesenden Sägern den Stand der Dinge. „Der Fachverband der Holzindustrie ist bemüht, mit anderen europäischen Partnern eine Fristverlängerung zu bewirken und in wesentlichen Punkten eine praxistaugliche Umsetzung einzufordern. Die Grundidee der Verordnung – die Ur- und Regenwälder zu schützen – ist prinzipiell vertretbar. Aber das System funktioniert so nicht“, erläuterte Handl. Der Fachverband versuche seit Langem, die EUDR abzuwenden, aber die Mehrheiten in der europäischen Politik haben sich bislang durchgesetzt. „Die europäische Holzindustrie konnte gemeinsam mit der Forstwirtschaft trotzdem einige radikale Forderungen der Umweltverbände abwenden.“ Die Verordnung ließ die Stimmung in Heiligenkreuz hochkochen. Die Teilnehmer sind der Meinung, dass der Aufwand für kleine und mittelgroße Unternehmen kaum stemmbar ist. „Die EUDR ist in der vorliegenden Form ein Bürokratiemonster“, hieß es. Das größte Problem sei im Moment die EUDR für Weiterverarbeiter. Dort multipliziert sich der Aufwand.

Die EUDR ist ein Bürokratiemonster.


Ein Teilnehmer der Laubholzsägersitzung

Durchwachsene Marktlage

„Die Wirtschaft läuft nicht so, wie wir es gerne hätten. Die mangelnden wirtschaftspolitischen Impulse fehlen und haben zu der schwierigen Lage beigetragen“, kritisierte Österreichs Laubholzsprecher, Karl Polz. Im vergangenen Jahr mussten die Laubholzsäger Bedarfsrückgänge hinnehmen. Das Jahr 2024 sei – auf niedrigem Niveau – relativ gut angelaufen, aber keiner wisse, was das 2. Halbjahr bringen werde. Gute Schnittholzqualitäten seien nach wie vor gefragt und nicht das Problem. Die Preise sind in der aktuellen Lage unter Druck, während die Kosten, etwa für Löhne und Energie, steigen. Schwieriger gestalte sich der Absatz von minderen Qualitäten. „Das Problem ist, dass die Rundholzqualität aufgrund von Käferkalamitäten schlechter wird. Wohin also mit dem Laubholz?“, war zu hören. Bisher sei beispielsweise ein Großteil der rustikalen Qualitäten nach China abgeflossen. Dafür gibt es jetzt keinen Markt mehr. Die Parkettindustrie setzt nach wie vor auf die Eiche und sei – auch aufgrund der stark rückläufigen Baugenehmigungen – enorm unter Druck geraten und es wird vermutet, dass Großprojekte seltener geworden sind.

Ein sehr schwieriges Umfeld orte man bei den Bahnschwellen. Vor allem bei den Buchenschwellen sei der Rückgang enorm. „Das ist im Moment ein Drama. Der Schwellenmarkt könnte ab 2025 noch weiter unter Druck geraten“, befürchtete ein Teilnehmer.

Bei den Buchenzuschnitten in Italien herrsche Stillstand, da die Nachfrage nach Möbeln in Mitteleuropa, speziell in Österreich und Deutschland, stark rückläufig ist.

Man muss der Deindustrialisierung in Europa entgegenwirken.


Ein Teilnehmer der Laubholzsägersitzung

„Beim Buchenschnittholz sind derzeit zu viele Mengen an minderen Qualitäten am Markt, es fehlen hingegen die guten Sortierungen“, ortete ein Säger. „Bei der Buche ist es ein Auf und Ab in den Märkten, wir haben aber keine Erklärung dafür“, hieß es. Eine weitere Herausforderung sei derzeit die fehlende Kaufkraft in Europa. Zudem werde die Logistik immer schwieriger. Als Stichworte fielen hier neben den Preisen auch die Schiffsverspätungen oder Containerumladungen. „Wir haben in Europa einen gravierenden Kostennachteil – wir können über kurz oder lang nicht mehr wettbewerbsfähig produzieren“, prognostizierte ein Säger. Der Appell an die Politik lautet: Der Deindustrialisierung in Europa mit gezielten wirtschaftsfördernden Maßnahmen entgegenzuwirken.

Für helle Holzarten, wie Ahorn, Erle oder Birke, gibt es derzeit kaum Nachfrage. Esche funktioniert auf niedrigem Mengenniveau.

Auf nach Wien

Maria Kiefer-Polz, EOS-Vizepräsidentin und europäische Laubholzsprecherin, verwies als Gastgeberin auf die Internationale Laubholzkonferenz in Wien. Diese wird am 7. und 8. November im Hilton Vienna Park vom Fachverband der Holzindustrie gemeinsam mit der EOS und der ETTF veranstaltet. Die Anmeldung ist ab sofort auf der IHC2024-Homepage möglich. Dort gibt es auch schon eine Programmvorschau: Am 7. November sind Besichtigungen in und rund um Wien geplant, am zweiten Tag findet die eigentliche Konferenz mit Vorträgen statt.

Internationale Laubholzkonferenz

Am 7. und 8. November findet in Wien die Internationale Laubholzkonferenz (IHC2024) statt. Die Anmeldung ist ab sofort möglich: 

www.ihc2024.at

Laubholzverfügbarkeit in Europa

Auf der Laubholzsägersitzung sprach Dr. Silvio Schüler vom Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) über die Laubholzverfügbarkeit in Europa. Laut der jüngsten Erhebung aus dem Jahr 2020 stehen in den europäischen Wäldern fast 29 Mrd. Vfm. Mehr als 8 Mrd. Vfm, also rund 30 %, davon betreffen Laubholz. In Deutschland entfallen 1,4 Mrd. m3 auf Laubholz (361 Mio. Vfm Eiche, 635 Mio. Vfm Buche). 2019 gab es in Österreich insgesamt fast 1,2 Mrd. Vfm. Seit der Inventurperiode 1992 bis 1996 nahm bei Nadelholz die Menge um 123 Mio. Vfm oder 15 % auf 931 Mio. Vfm in der Periode 2016 bis 2021 zu. Bei Laubholz waren es +39 % oder +70 Mio. Vfm auf 249 Mio. Vfm.

Gewinner und Verlierer

„Bezogen auf die Waldfläche, hat die Buche zugenommen, während der Fichtenanteil schrumpfte. Fichte, Rotbuche, Weißkiefer und Lärche zählen zu den Verlierern im Klimawandel. Tanne, Schwarzkiefer, Douglasie und Eiche gehören zu den Gewinnern im Klimawandel, ihr Anteil an den Vorräten steigt bisher aber nur auf niedrigem Niveau beziehungsweise stagniert bei der Schwarzkiefer“, erläuterte Schüler. „Auch in ganz Europa sind die verschiedenen Eichenarten die wichtigsten klimafitten Bäume.“ In Österreich wurde die Wuchsleistung von Stiel- und Traubeneiche bisher stark unterschätzt, variiert aber innerhalb Österreichs. Insbesondere im Alpenvorland sind aufgrund wüchsiger Standorte und vorteilhafter Klimabedingungen bei richtiger Bewirtschaftung Radialzuwächse von bis zu 1 cm pro Jahr möglich. Eine große Unsicherheit bildet aber die Ausbreitung der Eichennetzwanze seit 2019.

Eine weitere wichtige Erkenntnis aus Schülers Sicht: „Durch die höheren Temperaturen wachsen die Bäume schneller, bei gleichbleibender beziehungsweise steigender Rohdichte.“ Als Beispiel nannte er 140-jährige Fichten mit einem Durchmesser von 39 cm im Vergleich zu am gleichen Standort wachsenden Fichten, die bereits nach 25 Jahren einen Durchmesser von 30 cm aufweisen. „Bei Jungbeständen sind die Durchmesser heute über alle Baumarten größer als vor 100 oder 200 Jahren. Vor allem Buchen und Tannen wachsen auf größeren Seehöhen schneller, werden aber gleichzeitig auch nicht so alt“, erläuterte Schüler.

Zukunftsbaum Birke?

Die Birke erachtet man seitens des BFW ebenfalls als potenzielle Zukunftsbaumart, die vor allem mit kurzen Umtriebszeiten von etwa 60 überzeuge. In Österreich gebe es aber dafür (noch) keinen Absatzmarkt. Zudem sind die Sortimente sowie die waldbauliche Behandlung unklar.