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Herbert Hengstberger, Transportunternehmer aus Großgöttfritz © DI Martin Heidelbauer

Transportgerechte Entlohnung

Ein Artikel von DI Martin Heidelbauer | 05.03.2013 - 16:49
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© DI Martin Heidelbauer

Die schwierige Rundholzversorgung trifft nicht nur die Sägewerke. Auch Transportunternehmer beklagen schwierige Zeiten. Der Holzkurier fragte bei zwei österreichischen Unternehmern nach.
„Im Vorjahr ging unser Transportvolumen um 5 % auf 400.000 fm zurück. Auch heuer erwarten wir einen Auslastungsrückgang. Grund dafür ist, dass der private Waldbesitzer die Schlägerungen wegen der derzeitigen unsicheren Finanzlage stark reduziert“, berichtet der Transportunternehmer Gottfried Golob, Spielberg. Das höchstzulässige Gesamtgewicht von 42 t plus 5 % Toleranzgrenze auf 44 t sei im Zuge der Beladung im Wald schwer abschätzbar, da die Gewichtsunterschiede standort- und jahreszeitbedingt zwischen 700 und 1100 kg/fm schwanken können.

Gesetzeskonform bedeutet unwirtschaftlich

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Gottfried Golob, Transportunternehmer aus Spielberg © DI Martin Heidelbauer

„Der Transport und die gesetzlichen Bestimmungen orientieren sich am Gewicht in Tonnen, aber die Tarifabrechnung erfolgt in Festmetern. Durch diese Diskrepanz bewegen wir uns im Grenzbereich zwischen rechtlich erlaubten, aber unwirtschaftlichen sowie illegalen, dafür jedoch ökonomischen Transporten“, erläutert Golob. So erbringt beispielsweise eine Rundholzladung mit 28 fm und einem Frachtsatz von 11 €/fm einen Umsatz von 308 €. Damit ist man wirtschaftlich, aber durch Gewichtsüberschreitung gesetzeswidrig unterwegs. Andererseits bedeutet eine 23 fm-Ladung einen legalen Transport mit einem Umsatz von 253 €. Die Differenz zwischen beiden Ladungen beträgt 55 €. Bei einem Frächter mit durchschnittlich fünf Lkw und 250 Lkw-Zügen im Monat würde sich ein Umsatzverlust von 13.750 € ergeben, rechnete Golob vor. „Daher ist eine Abrechnung in Tonnen, um den tatsächlichen Transportbedingungen gerecht zu werden, erforderlich”, verwies Golob.
In Deutschland achtet die Holzindus­trie aus Haftungsgründen sehr genau, dass es zu keinen Überladungen kommt. Wenn ein Lkw-Fahrer drei Mal mit Übergewicht ins Sägewerk kommt, wird ihm ein Werksverbot erteilt.

Höhere Maut und doppelte Strafe

Neben den Gewichtsbestimmungen haben die Rundholztransporteure mit Lkw-Mauterhöhungen, steigenden Lkw-Anschaffungskosten, verschärften Kon­trollen mit Doppelbestrafung, praxisfernen Lenkzeit-/Ruhezeitgesetzen, hohen Kosten für Führerscheinausbildung und -instandhaltung sowie Problemen bei der Fahrerrekrutierung zu kämpfen.
Die Mautkosten steigen heuer um +3 %. Während man in Österreich mit einem Mautgebührbetrag von 50 € nur 144 km weit kommt, reicht dieser in Deutschland für 323 km. „Das monatliche Wartungsbudget für unsere 25 Lkw und Sattelzüge ist durch die strengen gesetzlichen Auflagen und die Teuerung der Betriebsmittel ein beträchtlicher Aufwandsposten. Wir haben eine eigene Werkstatt mit drei Fachleuten, welche auch die Service- und Reparaturarbeiten der Forstmaschinen durchführen“, erklärt Golob. Außerdem ist zu berücksichtigen, dass die Rundholz-Lkw mit Allradausstattung und Kranbetrieb einen doppelt so hohen Dieselverbrauch (63 l/100km) haben als normale Lkw-Züge. „Unser monatlicher Dieselverbrauch umfasst 4000 Liter pro Lkw“, informierte Golob. Zudem erschweren Gewichtsbeschränkungen von Gemeinde- und Landesstraßen (16 oder 22 t) sowie Anhängerfahrverbote den legalen Holztransport.
Bei Verkehrsübertretungen wirkt sich die Doppelbestrafung besonders negativ aus. Neben dem Fahrer wird auch der Transportunternehmer zur Verantwortung gezogen. „So wurde etwa einem Frächter, der in fünf Jahren 31 Vorstrafen hatte, ein Freiheitsentzug von sechs Wochen angedroht“, bemängelt Golob das strenge Vorgehen.

Daten zwei Jahre rückverfolgbar

„Durch den digitalen Tachografen kann jede kleinste Fahrzeitübertretung zwei Jahre zurückverfolgt werden. Derartige Genauigkeiten gibt es nicht einmal im Flugverkehr. Das derzeit geltende Lenkzeitruhegesetz wurde ausschließlich auf den Fernverkehr abgestimmt. Für unsere Tätigkeit bei Einsatzzeiten von 50 % auf nicht öffentlichen Straßen ist es notwendig, dieses Gesetz zu reformieren. Eine Ausnahmeregelung, wie bei Milchsammeltransporten, die erst nach sechs Stunden eine Ruhepause einlegen müssen, ist nötig”, meint der steirische Transportunternehmer. Durch jahreszeit- und witterungsbedingte Spitzen wäre eine gesetzliche Flexibilität in der Anwendung von Einsatzzeiten (Durchrechnungszeitraum) erforderlich.
Die derzeitigen Tariferhöhungen der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) um bis zu 30 % machen den Schienenverkehr unattraktiv. Im Zuge der Bahnverladung gibt es Probleme durch Gewichtslimits und pünktliche Bereitstellung der Waggons sowie störende Oberleitungen. Zudem bewirkt die zunehmende Schließung von Verladebahnhöfen, dass Holz-Lkw immer längere Wege zurücklegen müssen und die logistischen Anforderungen steigen.

Wintertarif erforderlich

„Um den bis zu 20 %igen Mehraufwand und die verminderte Leistungsfähigkeit im Winter zu berücksichtigen, ist ein entsprechender Tarifzuschlag nötig. Vier Mal am Tag müssen die Fahrer 35 bis 48 kg schwere Ketten auf- und ablegen. In der fünfmonatigen Wintersaison bedeutet das ein montiertes Kettengesamtgewicht von 50 t. Neben dem höheren Materialverschleiß und Dieselverbrauch auf verschneiten Forststraßen ist auch die Unfallgefahr höher. Für diesen Zeitraum ist ein Wintertarifzuschlag von mindestens 1 €/fm erforderlich“, betont Golob.

Schwierige Fahrerrekrutierung

„Wir haben in der Lkw-Branche grundsätzlich ein Fahrernachwuchsproblem. In Österreich ist ein Drittel der Fahrer über 50 Jahre alt. Aufgrund der hohen Anforderungen und verminderten Führerscheinabsolventen sind junge Arbeitskräfte schwer zu rekrutieren. Unsere Mitarbeiter sind das wertvollste Kapital. Wir haben gute und verlässliche Lenker und eine geringe Fluktuation. Der längstdienende Fahrer, Anton Knappitsch, arbeitet schon 34 Jahre im Betrieb“, beschreibt Golob. Unternehmenstreue Lenker sind eine wichtige Stütze für seinen Betrieb. Bis 9. September 2014 müssen Fahrer, die vor dem 10. September 2009 ihren C1- oder C-Führerschein gemacht haben, die fünf vorgeschriebenen Weiterbildungsmodule absolvieren. Anderenfalls verlieren sie die Fahrerlaubnis. Die Unternehmer haben die Fortbildung zu zahlen.

200 Fuhren pro Tag

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Herbert Hengstberger, Transportunternehmer aus Großgöttfritz © DI Martin Heidelbauer

„Unsere Lkw-Flotte erledigt 200 Fuhren pro Tag. Zu den wichtigsten Kunden zählen neben den Sägewerken von Stora Enso Timber sowie Gebrüder Steininger, Rastenfeld, auch die Österreichischen Bundesforste (ÖBf). Außerdem wurde am Standort Großweißenbach ein Pufferlager für 15.000 fm eingerichtet“, berichtet der größte österreichische Rundholztransporteur, Herbert Hengstberger, Großgöttfritz im Waldviertel. Er hat sich seit 1991 auf Holztransporte spezialisiert. Während Hengstberger 2000 über 30 Lkw verfügte, stieg diese Zahl auf derzeit 80 Fahrzeuge an. „Wir fahren maximal 150 km im Einzugsgebiet zur Holzabholung. Meine Mitarbeiter können dadurch täglich heimkehren und zu Hause übernachten. Dies erhöht die Motivation und Loyalität entscheidend“, erzählt Hengstberger. Überdies wird die hohe Einsatzbereitschaft mit Prämien belohnt. Hengstberger beschäftigt in seinen beiden Betriebsstandorten 58 Lkw-Fahrer in Österreich und 30 in Tschechien. Davon sind 20 Mitarbeiter über 20 Jahre im Unternehmen und 30 mit über 15-jähriger Dienstzeit.
Aber auch Hengstberger hat Probleme, Fahrernachwuchs zu bekommen. Vor zehn Jahren haben im Bezirk Zwettl noch 1000 junge Männer einen C- und E-Führerschein abgelegt. 2010 ging diese Zahl auf 10 Personen zurück. Zudem gibt es unattraktive Arbeitsbedingung für Lkw-Fahrer (Hitze und Kälte, körperliche Anstrengung und keine kontinuierlichen Arbeitszeiten). Die Einsatzzeiten orientieren sich am Bedarf. Da das Waldviertel ein Winterschlägerungsgebiet ist, fällt die Hauptarbeit von November bis Mai an. Sehr wenige Holztransporte sind von Juni bis Oktober zu lukrieren.

Betriebseigene Werkstatt

„Für uns ist es sehr wichtig, dass die betriebseigene Werkstatt Wartung, Service und Reparaturarbeiten durchführt. 2010 sind unsere Lkw 8 Mio. km gefahren und bei allen Polizeikontrollen musste kein Fahrzeug das Kennzeichen wegen technischer Mängel abgeben“, freut sich Hengstberger. Das monatliche Wartungsbudget beträgt 60.000 €. Als wesentliche Probleme bezeichnete der Waldviertler Frächter die Gewichtsbeschränkungen und hohen Personalkosten. „Die Holzindustrie gibt mit dem vereinbarten Preis eine Lieferung von 30 fm vor. Aber mit dem Leergewicht von 20 t erreichen wir ein Gesamtgewicht von 50 t. Somit haben wir eine automatische Überladung von 6 t, wenn ich die Industrievorgaben einhalte. Außerdem reduzieren die hohen Personalkosten für einen Fahrer von 4000 € pro Monat die Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu Ländern, die ein deutlich niedrigeres Lohnniveau besitzen“, kritisiert Hengstberger.

Einheitliches Gesamtgewicht

Als wichtige Aspekte für die Zukunft nannte er eine einheitliche Regelung des zulässigen Gesamtgewichts für Rundholztransporte in der EU. Während in Tschechien Holz-Lkw für 50 t zugelassen sind, beträgt das Höchstgewicht in Österreich 44 t. Überdies tritt er für flexiblere Fahrereinsatzzeiten ein. Es gibt bereits Rechenmodelle für eine Jahresarbeitszeit, die saisonal bedingte Spitzen und Flauten berücksichtigt sowie unerlaubten Arbeitszeitüberschreitungen entgegenwirkt.