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BASF & Türmerleim

Geht Holzleimbau noch nachhaltiger?

Ein Artikel von Raphael Kerschbaumer | 04.10.2023 - 15:22
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Verfolgen ein gemeinsames Ziel:  Tanguy Trippner von Türmerleim und Michael Warrlich, BASF (v. li.) © Petra Löw / BASF

Chemie, die verbindet – für eine nachhaltige Zukunft – dafür steht das weltweit größte Chemieunternehmen BASF mit seinem Stammsitz in Ludwigshafen/DE. Als Unternehmen mit Weltformat hat BASF auch an sich selbst den Anspruch, ein Vorreiter in puncto neuer Technologien und industrieller sowie gesellschaftspolitischer Veränderungen zu sein. So erkannte man bereits früh die Möglichkeiten und vor allem auch die Notwendigkeit, im Bereich Nachhaltigkeit neue Maßstäbe zu setzen. „Die Chemieindustrie arbeitet in vielen Bereichen mit energieintensiven Verfahren. Dies betrifft auch die Leimherstellung. Hier wollen wir ansetzen und durch nachhaltige Prozesse entlang der gesamten Rohstoff- und Produktionskette nicht nur unseren eigenen CO2-Fußabdruck reduzieren, sondern auch unseren Kunden diese Möglichkeit geben“, erklärt Michael Warrlich, Leiter Marketing & Planning Amino Resins bei BASF, und ergänzt: „Holz verarbeitende Betriebe sind bereits Paradebeispiele für gelebte Nachhaltigkeit. Unser Ansatz ist es dabei, Gutes noch besser zu machen.“

Wissen, was drinsteckt

„Leimsysteme bringen einen CO2-Rucksack mit in die Holzbranche. Diesen wollen wir verringern“, informiert Tanguy Trippner, Vertriebsleiter bei Türmerleim. Ein mögliches Instrument dazu stellt das Massenbilanzverfahren dar. Mit diesem Werkzeug möchte BASF seinen Kunden den Zugang zu nachhaltigen Alternativen so einfach wie möglich gestalten. Doch was steckt dahinter? Am BASF-Verbundstandort in Ludwigshafen findet die Produktion von Leimen und Härtern sowie auch deren Vorprodukten statt. Dies hat sowohl logistische als auch energetische Vorteile. Neben den eingesetzten Rohstoffen lässt sich dabei jeder Prozess- und Produktionsschritt genau ausweisen. Dies ist auch notwendig, um auf Basis eines zertifizierten Verfahrens die Berechnung des Product Carbon Footprint (PCF) vornehmen zu können. „Wir können heute bereits für alle holzindustriell relevanten Leime und Härter den jeweiligen PCF ausweisen“, informiert Warrlich stolz.

Der Verarbeiter hat die Wahl

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„Rethink“ als Leitmotiv: BASF ist bestrebt, den gesamten Produktionsprozess ihrer Holzleime im Sinne einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft umzugestalten. Dazu gehört neben dem Einsatz erneuerbarer Energien auch die Substitution von Erd- durch Biogas © BASF

Für die Herstellung von UF- und MUF-Harzen wird als Ausgangsrohstoff Gas benötigt – egal, ob in seiner fossilen Form als Erdgas oder seiner nachhaltigeren Variante als Biogas. 

Das Massenbilanzverfahren stellt dabei eine Möglichkeit dar, den zugeordneten Anteil an biobasierten und nachwachsenden Rohstoffen im späteren Produkt auch ausweisen zu können. Das Prinzip dahinter ist ähnlich dem des Stroms aus erneuerbaren Energien. Der Verbraucher entscheidet letztendlich selbst, ob er Strom aus herkömmlichen fossilen oder regenerativen Quellen beziehen möchte – und auch eine Kombination aus beiden ist möglich. Dieses Modell lässt sich auch auf die industriell-chemische Leimproduktion anwenden. 

Der Kunde hat hier beim Kauf die Wahl, ob in der Produktionskette fossiles Erdgas durch Biogas ersetzt werden soll. „Wir können bereits heute Produkte anbieten, bei denen Erdgas durch Biogas ersetzt und nach dem Massenbilanzansatz zugewiesen wird. Außerdem setzen wir beim Energieverbrauch verstärkt auf erneuerbare Quellen. Nun liegt es an den Verarbeitern und Verbrauchern unserer Leimsysteme, die Nachfrage in die entsprechende Richtung zu lenken“, adressiert Warrlich seine Einladung an die Holzbranche.

Wir wollen unseren Kunden eine Möglichkeit bieten, mit uns den nächsten Schritt zu gehen und die eigene Leimholzproduktion noch nachhaltiger zu gestalten.


Tanguy Trippner, Vertriebsleiter Türmerleim für die Sparte Holzklebstoffe

Nahtlose Drop-in-Lösung

Durch den Einsatz von biomassenbilanzierten Klebstoffsystemen ändert sich im Produktionsalltag von Holzleimbauteilen rein gar nichts. 

Es sind weder Umstellungen beim Handling vom Leim noch bei dessen Verarbeitung vorzunehmen. Das Produkt bleibt ein und dasselbe, in verarbeitungstechnischer als auch qualitativer Hinsicht. Die einzigen Änderungen bestehen darin, dass im Produktionsprozess anstelle eines fossilen Rohstoffs ein nachhaltiger eingesetzt wird, und dass die dabei aufgewandte Energie aus erneuerbaren Quellen stammt. 

Für den Holzleimbau stehen derzeit zwei Varianten zu Verfügung. Der Kunde entscheidet, ob seine Klebstoffsysteme einen 10-15 % reduzierten PCF (LowPCF-Varianten) oder eine mehr als 50 %ige Reduktion (Balance-Varianten) aufweisen sollen. Möglich macht dies das eingangs bereits erwähnte Massenbilanzverfahren. „Seit Frühjahr setzt ein großer Holzwerkstoff-Produzent für die Produktion seines Biokomposit-Produkts unser Kauramin Balance ein. Dadurch reduziert sich der PCF dieses Produkts um 30 % gegenüber dem konventionellen. Gleiches wollen wir nun auch im Holzleimbau anbieten“, erklärt Warrlich. 

Eine Umstellung ermöglicht den Holzleimbauern dabei auch gänzlich neue Vermarktungsmöglichkeiten der eigenen Produkte. 

„Ich denke dabei zum Beispiel an die gezielte Ausweisung von CO2-optimiertem Brettschichtholz, die dem Kunden und Bauherrn bescheinigt, dass die kumulierten CO2-Emissionen seines Produkts nochmals geringer ausfallen. Durch unsere PAM (Plattform für Assistenzsysteme und Maschinendaten) weiß der Verarbeiter auch ganz genau, welche Mengen an Klebstoff letztendlich im einzelnen Bauteil stecken. Somit ermöglichen wir mit der PAM, den PCF des Produkts individuell auf Basis der eingesetzten Leimsysteme zu berechnen und zu steuern“, sagt Trippner und fährt weiter fort: „Die bloße Verwendung von Holz als Baustoff wird in Zukunft nicht mehr genügen. Es wird auch darauf ankommen, wie sich die CO2-Bilanz der gesamten Wertschöpfungskette und der verwendeten Bedarfs- und Hilfsmittel zusammensetzt.“

Heute schon an morgen denken

„Eine Bepreisung von CO2 wird kommen – auch, wenn die Zeit und genaue Umsetzung noch nicht final feststehen“, ist sich Warrlich sicher und fährt weiter fort: „Wir können unseren Kunden und Partnern schon heute die Möglichkeit bieten, sich bewusst für nachhaltigere Alternativen zu entscheiden.“ Trippner ergänzt: „Durch das Massenbilanzverfahren ergibt sich ein attraktives Angebot, mit dem unsere Kunden ihren eigenen CO2-Fußabdruck verringern können, ohne dabei ihren Produktionsprozess anpassen zu müssen. Der Kunde entscheidet sich mit dem Kauf unserer Klebstoffsysteme für eine nachhaltigere Alternative, die wir als BASF und Türmerleim derzeit als Einzige am Markt anbieten.“