UNIVERSITÄT FÜR BODENKULTUR WIEN

Der Labortrockner

Ein Artikel von Raphael Kerschbaumer | 16.11.2022 - 07:53

„Unser alter Labortrockner am Universitätsstandort in Tulln stammte noch aus den 1980er-Jahren. Um den Studierenden weiterhin eine praxisorientierte Lehre auf hohem Niveau bieten zu können, war es an der Zeit für ein Update. Mit Incomac haben wir schließlich einen Partner gefunden, der unsere umfangreichen Anforderungen zu unserer vollsten Zufriedenheit erfüllen konnte“, berichtet Robert Stingl, wissenschaftlich-technischer Mitarbeiter und zuständig für die Trockenkammern am Institut für Holztechnologie und Nachwachsende Rohstoffe an der BOKU Wien.

Ein Trockner nach Maß

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Fokus auf die Lehre: Robert Stingl, der bereits seit vielen Jahren die Holztrocknungsübungen an der BOKU leitet, freut sich über das jüngste Investment ins Laborequipment © Raphael Kerschbaumer

Der Labortrockner mit einem Fassungsvermögen von rund 0,33 m³ Schnittholz musste an die bestehenden Bedingungen und Platzverhältnisse maßstabsgetreu angepasst werden. „Einen so kleinen Zu-Abluft-Trockner zu konstruieren, war eine große Herausforderung. Viele Komponenten waren Sonderfertigungen, da die Originalteile aus den großen Kammern viel zu überdimensioniert gewesen wären“, informiert Stingl und fährt fort: „Wichtig war uns, dass wir Brettlängen von einem ganzen Meter in den Trockner bekommen. So können wir auch im Labormaßstab eine annähernd realistische und industrienahe Trocknung gewährleisten.“

Jeder Anforderung gewachsen

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26 Messsensoren wurden in der kompakten Trockenkammer verbaut. Die Holz- beziehungsweise Kammerfeuchte wird vor und nach den Holzproben jeweils mittels UGL-Plättchen (links), digital (mitte) und per Psychrometer (rechts) gemessen © Raphael Kerschbaumer

„Mit unserem neuen Incomac-Trockner können wir sowohl trocknen als auch dämpfen und das bei Temperaturen bis zu 130 °C. Letzteres war ein Punkt, über den sich viele Anlagenbauer nicht hinweggetraut haben. Vor allem in Kombination mit der verbauten Waage im Inneren des Trockners. Incomac machte sich jedoch mit Österreich-Vertreter Erich Hametner von Trockentechnik Austria (TTA) und Incomac-Exportmanager Diego Volpato vor Ort ein Bild und arbeitete gemeinsam mit uns an einer lösungsorientierten Umsetzung“, informiert der langjährige BOKU-Mitarbeiter.

An viele zusätzliche Eigenschaften, die der Trockner mitbringen muss, denkt man jedoch auf den ersten Blick gar nicht. „Beispielsweise war für uns von großer Bedeutung, dass die Wassereinsprüh-Einrichtung nicht nur besonders fein, sondern vor allem auch leise funktioniert. Draußen ist ein lautes Pfeifen hier oder dort kein Problem – im Innenbereich während des Lehrbetriebs ist sowas jedoch nicht möglich“, teilt Stingl weiter mit. Für eine Universität zudem besonders wichtig ist die Möglichkeit, jeden einzelnen Parameter gezielt steuern zu können und zudem so viel Informationen aus der Kammer zu gewinnen wie möglich. „Insgesamt 16 Sensoren zur Holzfeuchtebestimmung und weitere zehn Sensoren zur Temperatur- und Luftfeuchtebestimmung wurden im Trockner verbaut. So haben wir jederzeit einen genauen Überblick über die Geschehnisse im Inneren“, berichtet Stingl.

Ausgeklügeltes Steuersystem

Die Ausstattung mit fortschrittlichen Sonden und Funktionen ist laut Incomac nur durch ein besonders flexibles Steuerungssystem (genannt Flexi) möglich. Dadurch ist jede Kammer einzeln programmier- und steuerbar und lässt sich auch aus der Ferne überwachen und führen.

Studieren soll attraktiver werden

Neben spannenden Projekten rund um die Erforschung von Trocknungseigenschaften unterschiedlicher Laub- und Nadelhölzer werden auch weitgehend unerforschte Holzarten in der neuen Kammer getrocknet und untersucht. Zuletzt standen beispielsweise Asthölzer oder die schnell wachsende und aus Asien stammende Paulownia im Mittelpunkt des universitären Forschungsinteresses. Hauptsächlich steht die Trocknungsanlage jedoch den Studierenden für den Einsatz in der Lehre im Rahmen unterschiedlicher Trocknungsübungen zur Verfügung. Jene Lehre soll sich in ihrer Organisation und ihrem Aufbau künftig grundlegend ändern. Der neue, BOKU-weit eingeschlagene Weg soll weg von vielen kleinen Einzellehrveranstaltungen hin zu einer Modularisierung führen. „Durch die kompaktere Gestaltung und Bündelung einzelner Themenbereiche soll die Studierbarkeit unserer Bachelorstudien erhöht werden. Die Lehrinhalte bleiben jedoch weitgehend dieselben. Wir nutzen diese Gelegenheit, um beispielsweise das Bachelorstudium Holz- und Naturfasertechnologie genau zu prüfen und in Absprache mit Studierenden, Lehrenden und Absolventen gezielt zu verbessern und Anpassungen an aktuelle Inhalte und Bedürfnisse vorzunehmen“, berichtet BOKU-Dozent Dr. Michael Grabner.