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Wald der Zukunft

Ein Artikel von Stefanie Hilberer | 29.01.2020 - 15:30
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Am diesjährigen BFW-Praxistag stand der „Wald der Zukunft“ im Fokus © Stefanie Hilberer

Fest steht, dass sich die Waldstandorte mit der drohenden Klimaerwärmung verändern werden. Besonders die Zusammensetzung der Baumarten sowie deren Verteilung werden vom Klimawandel stark beeinflusst werden.

Wie der Wald der Zukunft genau aussehen wird, ist allerdings noch ungewiss. „Natürlich kümmere ich mich um die Zukunft. Ich habe vor, den Rest meines Lebens darin zu verbringen“, zitierte Dr. Peter Mayer, Leiter des BFW, Mark Twain. Und genau aus diesem Grund wurden im Rahmen des Praxistages potenzielle Szenarien diskutiert und neue Instrumente, die uns in der Forstwirtschaft in Zeiten des Klimawandels zur Verfügung stehen können, vorgestellt.

Vormarsch der „Assisted Migration“

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Die Vortragenden am BFW-Praxistag: Herren hintere Reihe (v. li.): Dr. Peter Mayer, Dr. Ernst Leitgeb, Lambert Weissenbacher, Dr. Silvio Schüler, Dr. Thomas Cech, Dr. Eckart Senitza, Johann Zöscher, Damen vordere Reihe (v. li.): Alexandra Freudenschuß, Anne Hormes © Stefanie Hilberer

Unter Assisted Migration ist eine unterstützte Wanderung der Baumarten durch den Menschen zu verstehen.

Dr. Silvio Schüler, Institut für Waldwachstum und Waldbau (BFW), erklärt mehrere Möglichkeiten, wie die „Assisted Migration“ durchgeführt werden kann: Entweder werden Saatgut und Forstpflanzen aus anderen Regionen Europas in Österreich angebaut oder die heimischen Baumarten werden in höheren Lagen gepflanzt. Die Baumartenverteilung wird sich aufgrund des Klimawandels verändern. Diesem Wandel müssen sich auch die Forstwirte anpassen und dementsprechend ihre Wälder bewirtschaften. Solche Veränderungen in der Baumartenverteilung sind evolutionsbedingt ganz normal, nur geschehen sie normalerweise nicht in diesem Tempo. Um aber die heute vorhandenen Wälder weitestgehend erhalten zu können, sind menschliche Maßnahmen notwendig. Einige Länder, wie Kanada und die USA, setzen die „Assisted Migration“ schon um. Teilweise ist sie sogar in den Gesetzen der Länder verankert. In Europa hinken wir da etwas nach. Aber auch hier können wir von den anderen Ländern profitieren, indem ein reger Datenaustausch stattfindet.

Die zahlreichen Versuche mit unterschiedlichen Herkünften deuten darauf hin, dass sich die Forstwirte auf den östlichen Markt konzentrieren müssen, da dieses Pflanzenmaterial an unser zukünftiges Klima besser angepasst sein soll.

Auch der Wald der Zukunft wird nicht frei von Schädlingen sein

Nicht nur die Fichte ist von der zuneh- menden Trockenheit und dem Borkenkäfer betroffen, auch potenzielle Ersatz- und Mischbaumarten leiden unter auftretenden Schadorganismen und dem Klimawandel, wie beispielsweise der Ahorn. Richtig inte- ressant wird es allerdings erst dann, wenn bei Ersatzbaumarten, wie der Douglasie, Schadorganismen vorkommen, die ursprünglich nicht aus Europa stammen. Dazu zählt unter anderem die Rußige Douglasienschütte (Phaeocryptopus gaeumannii). Des Weiteren führt die aus Italien nach Mitteleuropa wandernde 1000-Canker-Krankheit (Geosmithia morbida) bei der Wal- und Schwarznuss zu Kopfzerbrechen der Plantagenbewirtschafter.

Als häufigste Ursache für die Ausbreitung solcher Schadorganismen stellt das Verbringen von ausländischem Pflanzenmaterial dar. Aber auch die natürliche und teilweise durch den Klimawandel bedingte Ausbreitung spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Besonders die Phytophthora-Arten bereiten den Wissenschaftlern Sorgen. Die sehr schwachen Kreuzungsbarrieren der pflanzenschädigenden Protisten führen häufig zu einer Hybridisierung und damit zur Entstehung neuer Arten. Besondere Vorsicht ist dabei beim Ausbringen von betroffenem Pflanzenmaterial geboten. In Tschechien ist laut Studien bereits der Großteil des Buchen-Aufforstungsmaterials von Phytophthora befallen. Aber auch die Durchseuchungsrate der europäischen Baumschulen ist besorgniserregend. Demzufolge sind 91,5% der Baumschulen in Europa mit Phytophthora kontaminiert. Die Arten der Ausbreitung können sehr unterschiedlich aussehen: Von befallenem Pflanzenmaterial über verschmutzte Kleidung bis hin zur Verbreitung über Gewässer ist alles möglich. Um dieser Aus- breitung Herr zu werden, empfiehlt Dr. Thomas Cech, Leiter der Abteilung Phytopathologie (BFW), eine phytophthorafreie Pflanzenproduktion, laufende Kontrollen sowie ein Einbringungsverbot von waldfremdem Material.

Waldgenetik: Helfer in der Not?

Zwei potenzielle Baumarten, welche die heimischen Wälder bei der Stabilität im Kampf gegen den Klimawandel unterstützen können, sind die Eiche und die Douglasie. Untersuchungen zeigten, dass es hier aber besonders auf die Herkunft des Pflanzenmaterials und die Standortbedingungen ankommt, ob ein Erfolg gefeiert werden kann oder nicht.

Eine große Heterogenität der Baumarten ist dabei von besonders großer Bedeutung, denn je breiter die Vielfalt, desto besser können die Bäume mit zukünftigen Schadereignissen umgehen. Dazu sagt Lambert Weissenbacher vom Institut für Waldgenetik (BFW): „Die Möglichkeiten der Genetik in der Zukunft sind enorm.“ Um aber dieses Wissen umsetzen zu können, bedarf es einer konsequenten Zusammenarbeit zwischen der Forschung und der Forstwirtschaft.

Waldstandorte im Klimawandel

Mit den Klimaszenarien für Österreich (ÖKS15) soll eine bessere Abschätzung der Veränderungen, die der drohende Klimawandel mit sich bringt, möglich sein. Diese aktuellen Klimaszenarien prognostizieren für Österreich einen annähernd gleichbleibenden Niederschlag, allerdings soll dieser für das Wachstum der Waldvegetation ungünstiger verteilt sein.

Die Niederschlagsereignisse werden seltener, dafür heftiger und hauptsächlich in der vegetationsarmen Zeit auftreten. Dr. Ernst Leitgeb vom Institut für Waldökologie und Boden (BFW) erklärt aber, dass sich nicht alles ändern werde. Die Veränderungen des Klimawandels werden in Hinblick auf die Niederschlagsverteilung für den Wald zwar ungünstiger, das Relief und die Geologie bleiben dahingegen jedoch unverändert. Allerdings kommt es zu einer Veränderung der Bodenkohlenstoffe, des Wasserhaushalts und der Nährstoffnachlieferung. Ebenso schwinden die Humusauflagen vor allem in den Alpen mit der zunehmenden Erwärmung.

Zusammengefasst kann gesagt werden, dass es sowohl bei den Baumarten als auch den Böden Gewinner und Verlierer in puncto Klimawandel geben wird. Die Bewirtschaftung der Wälder ist an diese Veränderungen der Böden anzupassen und hier sind die Forstwirte in den Wäldern gefordert.