Die Borkenkäferdichte in den sächsischen Wäldern ist enorm. Mehr als 80% der Fallen im landesweiten Monitoring weisen höhere Fangzahlen als im Vergleichszeitraum des Rekordjahres 2019 aus. Im Landeswald stiegen die käferbedingten Schadholzmengen um den Faktor 20 von rund 50.000 fm 2017 auf gut 1 Mio. fm im vergangenen Jahr. Die Schäden aus Stürmen, Nassschnee und Trockenheit hinzugerechnet, verarbeitete Sachsenforst 2019 insgesamt 1,8 Mio. fm Schadholz.
Handeln vom Borkenkäfer bestimmt
Der Einsatz einer so großen mobilen Entrindungsmaschine bedarf einer sorgsamen Planung seitens des Forstbetriebes © Markus Richter
Im Hügelland ist die erste Befallswelle der Borkenkäfer bereits abgeschlossen und neue Bäume sind infiziert – in den Gebirgslagen steht dies noch bevor. Sachsenforst setzt bei der Borkenkäferabwehr auf eine rasche Erkennung befallener Bäume, einen zügigen Abtransport von Schadholz sowie eine zeitnahe Entrindung gefällter Fichten.
Das aufgearbeitete Käferholz wird entweder von Holzkäufern zeitnah abgefahren oder in ausreichenden Abstand zu gefährdeten Waldgebieten auf Lagerplätzen zwischengelagert. Sachsenforst hat dafür mehrere Lagerplätze mit einem Gesamtvolumen von mehr als 300.000 fm vorgesehen. Sollte befallenes Holz nicht rechtzeitig abgefahren werden, muss es entrindet werden. Sachsenforst möchte in diesem Jahr aufgrund der großen Schadholzmengen die maschinelle Entrindung verstärkt einsetzen.
Entrindung mit Spezialmaschine
Forstunternehmer Rainer Kuhn kann mit seiner Maschine Rundholz Stammdurchmesser bis zu 90 cm innerhalb einer Minute entrinden © Johannes Riedel
Der Forstunternehmer Rainer Kuhn aus dem mittelfränkischen Scheßlitz/DE ist auf Holzentrindung spezialisiert und besitzt eine 360 PS starke und 40 t schwere Entrindungsmaschine mit zwei Krankabinen. Das MAN-Trägerfahrzeug ist ein österreichisches Militärfahrzeug, welches Kuhn vor 13 Jahren von den ehemaligen bayerischen Staatsforstbetrieben übernommen und komplett überholt hat. Die Esterer-Entrindung kann Langholz bis zu 90 cm BHD verarbeiten. Die beiden 9,5 m-Krane stammen von Diebolt und die 5 t-Greifer von Hultdins. Eine Minute braucht Kuhn für die Entrindung eines Stammes. Hauptkunden sind eigentlich kleinere Sägewerke ohne eigene Entrindung. Diese werden aber immer weniger. „Seit zwei, drei Jahren bekomme ich aber auch Aufträge von Waldbesitzervereinigungen oder auch von Sachsenforst zur Entrindung von Käferholz“, erklärt Kuhn.
Drei Tage war der Unternehmer im Mai im sächsischen Staatsforstbetrieb Neudorf tätig und hat in der Zeit mehr als 1000 fm bei einem Arbeitslohn von über 7000 € entrindet. Holzabnehmer war ein großes Sägewerk in Thüringen. „Man muss als Forstbetrieb sehr gut auf den Einsatz vorbereitet sein. Alles, was zu einer Verzögerung der Entrindung bei so einer großen Maschine führt, ist schlecht, da unnötig Zeit verloren wird und zusätzliche Kosten entstehen“, wird Johannes Riedel, Leiter des Staatsforstbetriebes im Bezirk, deutlich. 1999 wurde diese Technik letztmalig im Forstbezirk eingesetzt. Die Entrindungsleistung der Maschine beträgt je nach Holzstärke 500 bis 800 fm/Tag. Der Mindestumfang eines Einzelpolters sollte 30 fm nicht unterschreiten und die dünnörtigen Enden sollten auf einer Seite liegen. Der Abfuhrweg der Maschine ist idealerweise gerade und 50 m lang sowie der Polterplatz von überhängenden Ästen bis zu einer Höhe von 6 m befreit.
Entrindung im Wald die Ausnahme
„Langholz ist nicht mehr so interessant und die Entrindung im Wald vor allem bei großen Sägewerken nicht sehr beliebt. Unser Hauptsortiment sind weiterhin Abschnitte. Kleine Gattersägen, wie beispielsweise im Erzgebirge, nehmen entrindetes Holz aber sehr gerne“, beschreibt Hendrik Scholz, Leiter Holzmarkt bei Sachsenforst, die Lage. Bei einer spürbaren Verbesserung der Käferholzsituation kann aus Riedels Sicht auf eine mechanische Entrindung bei Sachsenforst wieder verzichtet werden.
Einsatz von Pflanzenschutzmittel „Ultima Ratio“
Ein Ziel des sächsischen Koalitionsvertrages ist es, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln als letzte Möglichkeit der Borkenkäferbekämpfung bis 2030 zu halbieren. Riedel sieht dies als technisch möglich an – Gerade, wenn zum Beispiel verstärkt Entrindungsmaschinen eingesetzt werden können. „Hierdurch gelingt es uns, den äußerst selektiven Einsatz von Pflanzenschutzmitteln weiterhin zu minimieren“, bekräftigt Riedel.