Fürst Starhemberg`sche Familienstiftung

Stündlich Betriebsdaten

Ein Artikel von Philipp Matzku | 09.12.2022 - 06:15
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Ampelsystem: Anhand unterschiedlicher Farben sind auffällige Daten bei der WinforstPro NG-Software sofort sichtbar © Latschbacher

Die Betriebsfläche des Starhemberg´schen Forstbetriebes gliedert sich in zehn Reviereinheiten, die sich über das Hausruck- und Mühlviertel, den Großraum Linz bis in die Wachau erstrecken. Von den insgesamt 5636 ha sind rund 5200 ha Wirtschaftswald. Mit 30 Mitarbeitern setzt man auch aufgrund der schlechten Arrondierung der Revierteile auf einen eher hohen Beschäftigtenstand. Nadelholz, speziell die Fichte, ist die dominierende Holzart. Neben Weißtanne und Lärche wird seit 40 Jahren auch Douglasie teilweise über Naturverjüngung in den Bestand eingebracht. Mit rund 22% ist der Laubholzanteil vor allem von Buche, Esche, Eiche und Ahorn geprägt. Der Forstbetrieb versucht, möglichst viele Baumarten bereits unter Schirm zu verjüngen und frühzeitig mit der Stammzahlregulierung zu beginnen, um in weiterer Folge den Altbestand sukzessive räumen zu können.

Moderne ERP-Software

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Stündlich neue Daten: Die Latschbacher-Software importiert automatisch die Daten. Der zeitaufwendige Datenimport entfällt © Philipp Matzku

„Der Einschlag liegt bei 40.000 Efm/J, wobei dieser kalamitätsbedingt in den vergangenen Jahren nicht eingehalten werden konnte. Gerade in den tiefer gelegenen Revierteilen ist die Fichte stark rückläufig. Auf einigen Flächen ist sie wegen des hohen Käferholzanteils seit 2015 komplett verschwunden“, erzählt Forstdirektor Dr. Norbert Weigl.

2021 entschloss man sich, in eine neue Produktgeneration des Warenwirtschaftssystems im Forstbetrieb zu investieren. „Unser Forstbetrieb hat die Materialbuch-Software von Latschbacher seit vielen Jahren erfolgreich eingesetzt. Die notwendigen Daten waren aber meist dezentral gespeichert, sodass wir oftmals bis zu einer Stunde täglich nur Daten importiert haben. Die Möglichkeiten, diese Daten zu verknüpfen, entsprach nicht mehr dem modernen Anspruch an eine ERP-Software. Wir haben von dem seit ein paar Jahren auf dem Markt befindlichen Warenwirtschaftsprogramm WinforstPro-NG bereits einige Anwendungsmöglichkeiten gekannt, sodass wir uns bei der Systemumstellung wieder an die Holzlogistikexperten von Latschbacher gewandt haben“, informiert Benjamin Moser, Förster am Hauptsitz des Forstbetriebes im Schloss Starhemberg in Eferding. „NG steht für Next Generation und ist eine modulare und komplett neue Produktgeneration, die seit 2016 auf dem Markt ist. Sie ist an eine zentrale Datenbank angeschlossen, wobei die Förster nur ein Endgerät, sei es einen Desktop im Büro, ein Tablet oder Laptop im Wald benötigen“, ergänzt Michael Viertbauer, WinforstPro-Vertrieb bei Latschbacher.

Datenimport und -schutz

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Hohe Kartenauflösungen: Die App-Lösungen von Latschbacher arbeiten mit moderner Software und hoher Datenqualität © Latschbacher

Ein zentraler Punkt bei dem neuen Logistikprozess war, dass jedem Warenabgang ein elektronischer Lieferschein zugeordnet werden kann. Dabei sollten alle Maßnahmen im Wald, die der forstlichen Abrechnung dienen, festgehalten werden. Dazu zählen neben der Gedingeerfassung die Verträge für den Holzverkauf, die Holzerfassung sowie die Fakturierung. „Unserem Eigentümer, der Fürst Starhemberg`schen Familienstiftung, ist der Datenschutz ein sehr wichtiges Anliegen. Das betrifft auch die Steuerung und Sichtbarkeit der Daten. Vertragskennzahlen bleiben dabei in der zentralen Verrechnung bei uns im Haus, aber auch alle anderen internen Daten, die das Gedinge betreffen“, betont Weigl. Das Gedinge ist eine im Bergbau, aber auch in der Landwirtschaft typische Leistungsentlohnung, wie beispielsweise bei der Akkordarbeit.

„Mit der neuen Software von Latschbacher ersparen wir uns den täglichen Datenimport, Übertragungsfehler sind deutlich zurückgegangen. Der Zeitaufwand für die Fakturierung und Erstellung von Werkverträgen hat sich halbiert“, erklärt Moser.

„Wir dokumentieren jeden Abgang von Rundholz aus unserem Betrieb. Aufgrund der Verteilung unserer Reviere sehen wir aber nicht jedes Holz selbst. Unsere Revierleiter haben nur Einsicht in die Daten, die ihr Revier betreffen“, erklärt Weigl. Der Forstbetrieb des Jahres 2009 (s. Holzkurier Heft 49/2008, S. 30 bis 31) verkauft sein Holz regional an Sägewerke, die Holz verarbeitende sowie die Zellstoff- und Papierindustrie. „Ich informiere die Revierleiter, wie viel Rundholz in welcher Qualität und Ausformung der jeweilige Abnehmer im kommenden Monat benötigt. Die Kollegen melden dann zurück, welche Mengen sie zur Verfügung stellen können“, gibt der Forstdirektor zu verstehen. Die gemeldeten Mengen können im Lieferplan der Schlussbriefe mit Soll-Ist-Stand überwacht werden.

Tagesaktuelle Informationen

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Sehr übersichtlich: Die Holzliste zeigt alle wichtigen Informationen auf einen Blick © Latschbacher

Die Latschbacher-Software WinforstPro NG importiert stündlich die Daten aus der Werksvermessung aus einem E-Mail-Postfach, wobei die Lieferscheinnummer des Lieferanten im Abmaßprotokoll steht. Die Datenanalyse aus Lieferschein und Werksprotokoll dient dabei als Qualitätssicherung.

Dabei wird kontrolliert, ob zu jedem Lieferschein ein Werksprotokoll existiert und das richtige Holz Schlussbriefkonform an den richtigen Abnehmer geliefert wurde. Das Werksprotokoll liefert weitere Einzelstammparameter, wie Übermaß, Qualitätsumstufungen, Faserholzanteile sowie diverse Abwertungen. Auffällige Liefermengen werden vom Programm mithilfe eines Ampelsystems automatisch hervorgehoben.

Bei der Sägeholzausformung werden Schwellenwerte für Ober- und Untermaß auf Basis von Vorgaben der österreichischen Kooperationsplattform FHP (Forst Holz Papier) festgelegt. „Ich kann also noch bei der Produktion des Rohstoffs während der Holzernte reagieren, die Förster informieren und Sortimentsfehler somit zeitnah beheben“, konstatiert Weigl.

„Den von uns in enger Zusammenarbeit mit dem Starhemberg´schen Forstbetrieb entwickelten Standard zur Feststellung von Fehlausformungen können wir ab sofort auch anderen Kunden von uns zur Verfügung stellen“, hebt Viertbauer hervor.

 

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Zufrieden mit dem an den Forstbetrieb angepassten Warenwirtschaftssystem: Norbert Weigl, Forstdirektor bei Starhemberg, Michael Viertbauer, WinforstPro-VertriebLatschbacher, Benjamin Moser, Förster bei Starhemberg (v. li.) © Philipp Matzku

„Wir hatten bislang für viele Arbeitsschritte jeweils ein eigenes Tool. Jetzt habe ich tagesaktuelle Informationen über den Stand der Holzflüsse sowie zeitnahe Informationen über die Qualitätsverteilung und den Status der Vertragserfüllung. Die Abnehmer und forstlichen Dienstleistungsunternehmen werden zwei Mal monatlich mit wenigen Klicks abgerechnet.

Preisvereinbarungen sind für jeden Kunden einzeln gespeichert, wobei wichtig ist, wer die Grunddaten hinterlegt“, betont Weigl. Mit WinforstPro NG ist nicht nur die Steuerung der Holzproduktion möglich, man sieht auch schnell den jeweiligen Status eines Gedinges. Was ist fakturiert, was abgefrachtet, aber nicht vermessen, was ist abgefrachtet und vermessen, aber nicht fakturiert“, bekräftigt Viertbauer.

WinforstPro NG funktioniert für Apple- und Android-Endgeräte, wobei beim Starhemberg´schen Forstbetrieb Apple-Endgeräte im Einsatz sind. „Alle unsere Revierleiter sind mit Mobiltelefonen und anderen notwendigen mobilen Endgeräten ausgestattet. Wir haben auch die Schulung unserer Mitarbeiter selbst übernommen“, ergänzt Weigl. Der nächste geplante Schritt ist, die Forsteinrichtung den Revierleitern auf einer Online-offline-App zur Verfügung zu stellen, in der auch Maßnahmen mit Flächen und Hinweisen erfasst werden können.

Fürst Starhemberg´sche Familienstiftung

Standort Forstbetrieb: Schloss Eferding
Familienoberhaupt: Georg Adam Starhemberg
Wirtschaftsführer: Dr. Norbert Weigl
Mitarbeiter: 30 
Größe: 5636 ha (davon 5200 ha Wirtschaftswald)
Holzarten: 78 % Nadel- und 22% Laubholz
Holzeinschlag: 40.000 fm/J
Verkauf an: Sägewerke, Holz -, Papier- und Zellstoffindustrie

Latschbacher

Standorte: Zentrale in Kronstorf, neun internationale Standorte
Gründung: 1968
Geschäftsführer: Klaus Latschbacher
Mitarbeiter: Kronstorf 30, weltweit 100
Umsatz: 5 Mio. €/J (Kronstorf), davon zwei Drittel mit Signumat, ein Drittel mit WinforstPro
WinforstPro: Warenwirtschaft, Logistik, Mobile, Global Log Management