Neu ist seit etwa 2021, dass der Borkenkäferbefall eine neue Dimension erreicht hat: In Süd- und Osttirol sowie Oberkärnten stirbt der Wald aufgrund der Trockenheit und des nachfolgenden Käferbefalls bis zur Waldgrenze hinauf. 2023 scheint aufgrund der Käferdichte ein weiterer starker Schadholzbefall vorprogrammiert.
Mehr als halbe Milliarde Kubikmeter
Allein in den fünf Ländern Deutschland, Tschechien, Österreich, Slowakei und Schweiz summiert sich der Schadholzanfall von 2015 bis 2022 laut offiziellen Zahlen auf 550 Mio. m3. Rund 130 Mio. m3 werden 2023 bis 2025 laut unseren Einschätzungen noch hinzukommen. Oberitalien (Trentino, Südtirol, Veneto sowie Friaul-Julisch) ist ebenfalls von einem zweistelligen Millionenkubikmeter-Schaden betroffen. Genauere öffentliche und belastbare Zahlen sind aber nicht vorhanden.
Die Herausforderung, diese Schadflächen in angepasstere Waldbestände umzuwandeln, ist enorm. Es fehlt an fast allem: ausreichendem, geeignetem Pflanzmaterial, Personal für Pflanzung, Pflege und Zaunbau, angepassten Jagdstrategien usw. Allein das deutsche Bundesland Niedersachsen geht von 500 Millionen benötigten Forstpflanzen aus. An dieser Zahl kann man hochskalieren, was in der EU benötigt wird (s. Beitrag "Alarmstufe Rot").
Alle Baumarten betroffen
Hauptschadbaumart ist die flach wurzelnde Fichte. Deren Vorkommen wird sich bis 2050 in Deutschland laut Thünen-Institut halbieren. Doch längst ist nicht nur die Fichte betroffen. „Alle Baumarten haben Probleme, die klimagetriebene Extremwitterung zu bewältigen“, betonte Dr. Andreas Bolte, Leiter für Waldökosysteme Thünen-Institut Hamburg, etwa auf einer Veranstaltung. „2022 war der schlechte Zustand der Kiefer auffällig. Die Schäden an Buche und Eiche sind ebenfalls weiter gestiegen.“ (s. Beitrag "Versorgung schon jetzt am Limit")
43 Mrd. € in Deutschland nötig
Der rein ökonomische Schaden ist nicht nur auf die Sägeindustrie beschränkt, deren Brotbaum immer rarer wird. Der volkswirtschaftliche Schaden ist ebenfalls enorm. Um die Schadflächen zu sanieren und die restlichen Wälder umzubauen, wäre eine Umbaurate von 95.000 ha/J nötig. Die Kosten dafür belaufen sich auf bis zu 43 Mrd. € bis 2050.
in Mio. m³ | ||||||||||||
Land | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 | 2025 | Gesamt 15–22 |
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Deutschland | 12,9 | 7,8 | 12,3 | 35,7 | 68,8 | 66,3 | 41,6 | 38,4 | 21,8 | 19,2 | 16,5 | 283,8 |
Tschechien | 8,2 | 9,4 | 11,7 | 23 | 30,9 | 33,9 | 26,3 | 19,8 | 17,8 | 15,8 | 13,8 | 163,2 |
Österreich | 7,4 | 5,4 | 6,5 | 9,9 | 11,7 | 8,9 | 6 | 7,1 | 9 | 6,5 | 5 | 62,9 |
Slowakei | 5,2 | 4,7 | 4,9 | 5,7 | 5,2 | 3,5 | 2,9 | 3,3 | 4 | 4,2 | 3,8 | 35,5 |
Schweiz | 0,2 | 0,2 | 0,3 | 0,6 | 1,3 | 1,1 | 0,5 | 0,5 | 0,6 | 0,7 | 0,6 | 4,7 |
Gesamt | 33,9 | 27,4 | 35,7 | 75 | 117,9 | 113,7 | 77,3 | 69,1 | 53,2 | 46,3 | 39,7 | 550,1 |