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Ausgelaugt
Italiens Familien im Kampf mit der Krise
Ein Artikel von Georg Binder, Geschäftsführer proHolz Austria | 16.01.2014 - 10:17
Ausgelaugt und unzufrieden sind die Italiener nach fünf Jahren wirtschaftlichen Abschwungs. Mit aller Kraft stemmten sich die Familien gegen die Krise. Nun ringen sie nach neuem Atem, um endlich wieder loszustarten. Hoffnung dazu sollen Impulse von neuen Dienstleistungen geben. Hoch sind Politikverdruss und Fremdenfeindlichkeit. Auszüge aus dem im Dezember veröffentlichten 47. Bericht des Instituts Censis (Centro Studi Investimenti Sociali) über die soziale und wirtschaftliche Lage Italiens verdeutlichen dies.
Der von vielen Beobachtern attestierte Zusammenbruch der italienischen Gesellschaft fand nicht statt. Jedoch wurden und werden die wirtschaftlichen und sozialen Prozesse einem einzigen Ziel untergeordnet: dem Kampf ums tägliche Überleben. Die Gesellschaft sei ausgelaugt, wörtlich „ohne Salz“, beschreibt der Bericht. Die bestimmenden Faktoren sind Übervorteilung, Immoralismus, Entwöhnung von der Arbeit, steigende Steuerflucht, politisches Desinteresse und passive Annahme der erdrückenden Kommunikation durch die Massenmedien. Die Italiener sind unzufrieden mit ihrer Situation. Zu viele steigen die soziale Leiter hinab. Das führt zum Auseinanderdriften der Gesellschaft.
Ausgaben auf Minimum
Zwei Drittel der Familien mussten ihre Ausgaben reduzieren: weniger Geld für Lebensmittel (–7 %), Einrichtung (–8 %) und deutliche Abstriche bei Bekleidung (–15 %). Dazu änderten sich die Konsumgewohnheiten drastisch: 76 % jagen den Sonderangeboten nach, 63 % wählen die billigsten Lebensmittel, 53 % haben Fahrten mit Auto und Motorroller eingeschränkt und 45 % verzichteten auf Essen in der Gaststätte. Eine unvorhergesehene Reparatur am Auto oder Haus bringt 73 % der Familien in große finanzielle Probleme. Fast acht Millionen Familien erhielten von ihren Verwandten im vergangenen Jahr Unterstützung. Die jährliche Nettoersparnis pro Familie ist von 4000 €/J 2007 auf 1700 €/J 2012 zurückgegangen.
Bei Armut im Spitzenfeld
Dazu drängt sich ein Bild der EUROSTAT-Statistik auf: Rund 30 % der Einwohner Italiens sind laut dieser Statistik vom Risiko der Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht. Das liegt über dem europäischen Durchschnitt von 25 %. Italien ist damit hinter Bulgarien (knapp die Hälfte der Bevölkerung von Armut bedroht), Rumänien (42 %), Litauen (36 %), Griechenland (35 %), Lettland, Kroatien und Ungarn (33 %) im Spitzenfeld der EU-28. Schlusslichter im positiven Sinn sind Island (12 %) Österreich und Finnland (je 17 %).
Süden fällt weiter zurück
Die Krise hat die Kluft zwischen dem Norden und dem Süden weiter aufgerissen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf beträgt im Süden 18.000 €/J. Es liegt damit unter jenen von Griechenland und Spanien und beträgt nur ein wenig mehr als die Hälfte der Wirtschaftsleistung Norditaliens. Der „Mezzogiorno“ leistet nur rund 23 % zum gesamten BIP Italiens.
Desinteresse am Höhepunkt
Vier von zehn Italienern interessieren sich überhaupt nicht oder kaum mehr für Politik. Der Vertrauensverlust ist so gravierend, dass die Italiener selbst immer weniger politisch aktiv werden, auch nicht im persönlichen Umfeld. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung haben 2013 keine politische Beteiligung gezeigt. Im Misstrauen der politischen Institutionen suchen die Italiener vermehrt nach „Vernetzung“ über private Initiativen und Trost im Spirituellen.
Immigranten als Unternehmer
Seit 2009 haben rund 1,9 Millionen Unternehmen ihre Tätigkeit eingestellt. Während Firmen mit italienischen Inhabern schließen, eröffnen Immigranten aus Nordafrika und China neue Geschäfte. Knapp 380.000 zugewanderte Ausländer sind Unternehmer, um 17 % mehr seit 2009. Der Anteil der zugewanderten Unternehmer ist besonders hoch im Bausektor (21 % aller Bauunternehmungen) und im Einzelhandel (20 %). Gleichzeitig sank die Toleranz gegenüber den zugezogenen Ausländern deutlich. Schon zwei von drei Italienern meinen, dass bereits zu viele Fremde in Italien leben.
Flucht ins Ausland
Die Zahl der (jungen) Italiener, die ihr Land in den vergangenen zehn Jahren verlassen haben, verdoppelte sich seit Beginn der Krise. Allein 2012 haben um 29 % mehr Italiener das Land verlassen als 2011. Mehr als die Hälfte gaben die Suche nach Arbeit als Grund für das Auswandern an.
Impulse für Wachstum
Neuen Atem zum Wachstum könnten laut Censis zwei Entwicklungen bringen. Einerseits der wachsende Bedarf an Wohlfahrtsleistungen, der Platz für neue unternehmerische Aktivitäten schafft. Der Staat kann diese Leistungen nicht mehr anbieten. Andererseits sind die Aus- und Verarbeitung von digitalen Daten, also neue innovative EDV-Dienstleistungen „made in Italy“, attraktiv. Einen Impuls erhofft man sich auch von der EXPO 2015 in Mailand, wo sich Italien „neu“ präsentieren könnte.
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