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Wie immer gut besucht: die Bildungswoche der Zimmerer und Holzbau-Meister in Alpbach © Bundesinnung Holzbau

Klartext im Alpendorf

Ein Artikel von Kathrin Lanz | 25.01.2018 - 17:41

Konkret, konkreter, Alpbach. Hier redet man traditionellerweise nicht um den heißen Brei herum. Alle Vorträge enthielten Fakten und Praxisbeispiele, klare Ansagen und Handlungsaufforderungen waren Programm.

Feedback von Gebäuden fehlt

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"Ein trockenes Dach, auf die Nutzungsdauer gesehen, ist eher die Seltenheit.“ Wolfgang Hubner, Institut für Flachdachbau und Bauwerksabdichtung © Kathrin Lanz

Das Flachdach gibt in der Holzbranche seit jeher Anstoß zur Diskussion. Obwohl teilweise sogar seine Berechtigung infrage gestellt wird, gehört es zum Holzbaualltag. „In Abhängigkeit des Baustoffes kann Feuchtigkeit hier weniger oder mehr Schaden anrichten“, betonte der Sachverständige Wolfgang Hubner. Er muss es wissen, beschäftigt er sich am Institut für Flachdachbau und Bauwerksabdichtung tagtäglich intensiv mit Folgeschäden dieser Bauweise. Ernüchternd formulierte er: „Ein trockenes Dach, auf die Nutzungsdauer gesehen, ist eher die Seltenheit. Das Flachdach erfordert höchste Sensibilität.“ Deshalb sei es umso wichtiger, in der Planungsphase auf Fehlerquellen zu achten. „Ein nicht hinterlüftetes Dach ist tendenziell feucht. Leckagen zu finden, ist schwierig. Oft kommt man erst hinter Ausführungsfehler, wenn das Problem auftritt.“

Egal, durch welchen Umstand Feuchtigkeit in das Gebäude gelangt – sei es eingebautes Wasser aus der Bauphase oder sorgloses Nutzerverhalten: Es gilt, frühzeitig Lösungen zur Behebung zu finden. „Dafür fehlt Feedback von unseren Gebäuden. Im Moment werden wir erst aktiv, wenn ein Schadensfall auftritt. Haben wir aber Temperatur und Feuchtigkeit im Blick, könnten wir frühzeitig Maßnahmen setzen.“

Planung und Ausführung

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"Manche Aufbauten können auf der Baustelle nicht dicht montiert werden.“ Alfons Brunauer, Wiehag © Kathrin Lanz

Nicht minder konkret drückte sich Alfons Brunauer, Technischer Geschäftsführer von Wiehag, Altheim, aus. Das Unternehmen, das jährlich rund 70.000 m3 Brettschichtholz und 85.000 m2 Dachelemente verarbeitet, setzt sich selbst einen engen Handlungsspielraum, was die Anzahl der verschiedenen Aufbauten und Montagezeiten betrifft. „Manche Aufbauten können auf der Baustelle einfach nicht dicht montiert werden“, war sich Brunauer sicher.

„80% der Fehler passieren aufgrund fehlerhafter Planung und mangelhafter Ausführung“, ermutigte der Experte die Hörerschaft, diesem Sachverhalt selbstsicher entgegenzuwirken. Unerlässlich seien dafür Anweisungen an die Nachfolgegewerke. Beispielsweise sei es wichtig, die Verzinkungsstellen der Stahlbauer sofort zu kontrollieren. „Ansonsten findet sich die Ursache für den Feuchteeintritt oft nur sehr schwer.“

Leistung von Architekten einfordern

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"Wer hat den Auftraggeber jemals zur gewünschten Nutzungsdauer befragt?“ Benjamin Zauner, Ingenieurbüro Zauner © Kathrin Lanz

In dieselbe Kerbe schlug der Bausachverständige Benjamin Zauner: „Warum lassen wir uns unsere Arbeit von Nachfolgegewerken ruinieren?“ Durchführungen sollten im Idealfall planerisch festgeschrieben sein. Darüber hinaus warnte der Experte aus eigener Erfahrung vor dem Wort „dauerhaft“. „Wer hat den Auftraggeber jemals zur gewünschten Nutzungsdauer befragt? In der Hälfte der bauphysikalischen Normen ist ein Zeitraum verankert. Wir können uns absichern, indem wir Fragen stellen.“ Zauner riet den anwesenden Zimmerern ebenfalls eindringlich, ein Bautagebuch zu führen, das in Regenphasen die „Montage nur auf Anweisung“ festschreibt. Ebenfalls sollten die Holzbaumeister verstärkt Detailplanungen von Architekten einfordern.

Fortsetzung folgt...