Die größte Hoffnung der europäischen Sägebranche liegt in den USA. Steigt der Random Length wieder auf ein vernünftiges Niveau und kommen die politisch angedrohten Strafzölle nicht, dann ist unsere Welt wieder in Ordnung und es kann in gewohnter Weise produziert und dann auch wieder gutes Geld verdient werden. Aber es ist sehr risikoreich, auf etwas zu hoffen, das eintreffen kann – aber eben auch nicht!
Die bestehenden Märkte laufen meist schlecht, die vorhandenen Kapazitäten werden nicht voll ausgefahren, die Betriebsergebnisse sind kritisch und dann kommt vielleicht noch etwas des USA-Volumens (aktuell rund 4 bis 5 Mio. m3/J) auf die bestehenden Märkte retour!
Es ist eine äußerst kritische Situation und erinnert an 2008. Da hat es übrigens sieben bis acht Jahre gedauert, bis wir wieder aus diesem Loch herausgekommen sind! Hoffentlich ist es diesmal nur eine kurze Delle und das zu erwartende Tief nach dem „Coronahype“.
Aktuell ist das Kind eh schon in den Brunnen gefallen und die Branche wird sowieso in die Richtung Volumenreduktion gezwungen. Aber zukünftig sollte die Mengensteuerung nicht als letztes Mittel, sondern schon viel früher als stabilisierendes Element in Betracht gezogen werden. Denn wenn wir nicht eine gewisse Stabilität und Verlässlichkeit in unser Marktgebaren hineinbekommen, schaut es für unseren viel gepriesenen Zukunftswerkstoff Holz sehr düster aus. Ich denke, unsere Marktpartner und Endkunden können mit einem höheren Preis gut leben. Was für alle Beteiligten die absolute Katastrophe ist, sind die massiven Preissprünge innerhalb kürzester Zeit (nach oben und unten). Damit würgen wir alle Initiativen zur Steigerung der Holznutzung selber ab.
Das Hauptproblem liegt meiner Meinung nach auf der historisch bedingten Fokussierung auf maximales Volumen und größtmögliche Ausbeute. Aber nicht maximale Menge oder Ausbeute, sondern ein vernünftiger wirtschaftlicher Erfolg sollte die oberste Prämisse sein.
Reinhard Binder hat es in seinem Holzkurierinterview vom 04. Juni 2024 treffend formuliert: „Es wird auch in unserer Branche eine nachhaltige EBITDA-Marge von 15 % notwendig sein, um die höheren Finanzierungskosten und die markant gestiegenen Investitionskosten gegenüber der Vor-COVID-19-Zeit zu stemmen. Die Platten- und Papierindustrie oder Ziegelindustrie machen uns das vor.“
Aber wie kann man so ein Ziel dauerhaft erreichen?
Wenn wir genug Rohstoff in der Zukunft haben wollen, müssen wir dem Forst einen vernünftigen Preis zugestehen, damit auch in diesem Bereich positiv gewirtschaftet werden kann. Auf Schadholz zu hoffen, damit der Preis sinkt, ist das Dümmste, was wir machen können. Wenn das Holz kaputt/weg ist und der Preis so niedrig ist, dass die Schadflächen gar nicht geerntet und noch weniger wieder aufgeforstet werden, dann wird der Preis für das wenig verfügbare Holz explodieren.
Für das Schnittholz und die Sägenebenprodukte gelten die angesprochenen Marktregeln. Wenn zu viel da ist, wird der Preis sinken. Egal, wie hoch oder niedrig der Rundholzpreis ist und egal, wie es um die wirtschaftliche Situation der Produzenten steht.
Wenn Einkauf und Verkauf als Faktoren wegfallen, bleibt nur die Produktion als relevanter regulierender Hebel über. Da gibt es zwei Ansätze: Produktionssteigerung, damit die Fixkosten sinken, oder die Produktionsreduktion, um die Märkte zu entlasten. Eine Produktionssteigerung in der jetzigen Marktkonstellation?! (Ich würde es ja gar nicht glauben, dass jemand das wirklich machen will, wenn ich es nicht im Holzkurier gelesen hätte.) Somit bleibt als einzig wirklich realistische Alternative, um das Gleichgewicht wiederherzustellen, die Produktionsreduktion. Aber die Reduktion darf nicht aus der Not passieren, sondern sollte strategisch eingesetzt werden.
Eine gewisse Produktionsflexibilität sollte in die Unternehmensstrategie und somit in alle Unternehmensbereiche aufgenommen werden (Anpassung Arbeitszeitmodell, Einkaufs- und Vertriebsstrategie, interne und externe Kommunikation, Instandhaltungsstrategie, Planung von Betriebsurlauben u.v.m.).
Bei wichtigen Entscheidungen sollte der clevere Unternehmer abwiegen, ob es sich wirklich rentiert, zum Beispiel teures Rundholz quer durch Europa zu karren, um die 100 %ige Versorgung der Säge zu garantieren oder die 20 €/m³-Preisreduktion in einem Schnittholzsortiment mitzumachen. Oder setzt man die gezielte Produktionsreduktion als lenkendes Element ein? Dazu muss man natürlich Kosten und Effekte auf das eigene Unternehmen kennen.
Und eines ist auch klar – richtig funktionieren wird es nur, wenn möglichst viele gemeinsam in diese Richtung arbeiten. Zurücklehnen und warten, dass es andere Betriebe oder die großen Unternehmen für einen regeln, ist genau die Denkweise, die unsere Branche dort hingebracht hat, wo wir momentan stehen.
Die Generation vor uns hat mit Fleiß und Weitsicht aus kleinen Betrieben die Basis für unsere gesamte Wertschöpfungskette gelegt, die technisch und qualitativ wirklich Weltklasse ist. Jetzt liegt es an unserer Generation, den nächsten Schritt zu gehen und dem Werkstoff Holz auch den ihm gebührenden Wert zu geben, damit die nächste Generation auch noch auf grüne Wälder blicken kann und Holz in möglichst vielen Lebensbereichen verwendet.