„Der Welte W 130 ist die perfekte Allroundmaschine und ich wollte unbedingt die passive Kabinenfederung in meinem neuen Forstschlepper nutzen“, erklärt Manfred Stephan, Forstunternehmer aus Schmalenberg im Naturpark Pfälzerwald. „Die rein mechanische Federung zwischen Kabine und Rahmen reduziert die Erschütterungen und erhöht den Komfort für den Fahrer deutlich“, betont Welte-Verkaufsberater Stefan Strasser. Die geräumige Welte-Panoramakabine hat zwei vollwertige Ein- und Ausstiege. Für die 360°-Sicht sorgt der um die eigene Achse drehbare, ergonomische Fahrersitz. Stephan hat seinen neuen 4-Rad-Knickschlepper, wie bei Welte Fahrzeugbau meist üblich, direkt am Werk in Umkirch abgeholt. Der W 130 ist mit einem 8 m-Epsilon-Kran sowie Klemmbank-Heckschild samt Doppeltrommelwinde des Typs Welte HZM14 mit 14 t Summenzugkraft ausgestattet. Welte produziert seine unterschiedlichen Doppeltrommelseilwinden seit 1958. Die Zugkraft beider Trommeln ist über Druckminderventile einzeln individuell je Seiltyp einstellbar. Die Winde verfügt über einen sogenannten Sanftanlauf und kann auch in zwei Gängen rückwärtslaufen. Die Winde dient bei Welte gleichzeitig als Krankonsole, wodurch die Sicht an der Winde vorbei und die Zugänglichkeit zur Wartung besonders gut sind.
Bewährtes Baukastensystem
Die 4-Rad-Maschinen werden bei Welte in der Regel mit dem patentierten Klemmbankheckschild ausgestattet. Dieses ist sowohl in der Höhe als auch Neigung verstellbar, wodurch sowohl Kurzholz transportiert, als auch das Gewicht des Holzes zusätzlich auf die Hinterachse der Maschine verlagert werden kann, was für mehr Traktion sorgt. Im Klemmbankeinsatz kann die Klemmbank hydraulisch entriegelt werden und sich dann um bis zu 90° drehen, was in Zusammenhang mit der automatischen Klemmbankarmspannung Kurvenfahrten bis zu 180° ermöglicht, ohne Holz zu verlieren. Wird die Klemmbank nicht gebraucht, wird sie ganz einfach hydraulisch verriegelt und zusammengeklappt und stört so weder bei Kranarbeiten, noch nimmt sie Sichtfeld weg.
Auch im Bereich der 6-Rad-Maschinen gibt es bei Welte ein paar Besonderheiten, so unter anderem den patentierten Kombikorb, welcher ohne Abzusteigen während des Einfahrens in die Gasse auf die jeweilige Anforderung umgebaut werden kann. Zum Kurzholztransport wird der hintere Teil des Kombikorbs nach hinten geklappt und die Klemmbankarme aufgeklappt, der Kombikorb dient so als vollwertiger Rungenkorb. Soll Langholz gerückt werden, wird der Schemel mit dem Kran nach vorne über die Bogieachse geklappt und dient nun als Klemmbank. Bei Energieholz kann die Klemmrunge die Ladung fixieren. Anders als bei einer Drehrunge liegt nun das Gewicht direkt auf der hinteren Achse und sorgt so für zusätzliche Traktion. Außerdem wird das Holz durch die Klemmbankarme eingeklemmt und so ein Verlust während der Ausfahrt aus dem Bestand vermieden. Eine weitere Besonderheit von Welte ist die Radlastregelung RaLaReg, welche in Verbindung mit dem Bogielift bestellt werden kann. Ohne RaLaReg würde bei schweren Zugarbeiten das vordere Rad des Achsbogies entlastet und das hintere Rad zusätzlich belastet. RaLaReg greift hier elektronisch ein und erhöht dadurch die Traktion und sorgt für zusätzliche Bodenschonung (siehe Beitrag „Long John“). Während sich die Hinterwagen innerhalb der Baureihen je nach Einsatzzweck deutlich unterscheiden, sind die Vorderwagen in der Grundausstattung je 4/6 Zylinder immer identisch. Als Besonderheit bei Welte ist hier der als Tank dienende Hauptrahmen zu erwähnen. Im Rahmen werden rund 250 l Diesel und knapp 300 l biologisch abbaubares Hydrauliköl mitgeführt. Durch die große Ölmenge und Rahmenfläche, welche zur Kühlung des Hydrauliköls dient, kommt es auch bei starken Belastungen und langen Straßenfahrten nicht zu einer übermäßigen Erwärmung des Öls. Außerdem gibt es so keine störenden Zusatztanks, welche die Sicht beeinträchtigen.
Von der Rücke- zur Kombimaschine
Welte arbeitet nur auftragsbezogen, wobei durch das Welte-Baukastensystem sowohl Synergien bei der Maschinenmontage erreicht werden, als auch auf die Kunden optimierte Schlepper das Werk im Breisgau verlassen. „Viele unserer Kunden sind kleinere Unternehmen mit einer großen Auftragsvielfalt. Eine Welte ersetzt dabei viele andere Maschinen und senkt so die Maschinen- und Transportkosten. Aufgrund der Fahrgeschwindigkeit von 40 km/h sind Tiefladertransporte ohnehin nur selten nötig. Eine Welte erledigt dann die Seilarbeiten, Kurz- und Langholzrücken und zum Schluss das Abziehen des Weges mit Front- oder Heckschild. Auch der Aufbau verschiedener Harvesteraggregate ist für uns kein Problem“ so Strasser. „Wo früher ein Traktor mit Winde und anschließend ein Prozessorbagger eingesetzt wurden, erledigt die komplette Arbeit nun eine Welte-Maschine“, ergänzt Joscha B. Nühnen. Geschäftsführender Gesellschafter bei Welte Fahrzeugbau. Aufgrund des mehrfach geteilten Schlauchpaketes ist auch der Umbau von Harvesteraggregat auf Greifzange schnell und problemlos in Alleinarbeit möglich. Ein Verkaufsschlager wurde in den letzten Jahren die W190-Baureihe, welche die Kompaktheit der 4-Zylinder-Baureihe mit der Schlagkraft der 6-Zylinder Baureihe vereint und ein Aufbauen der stärksten Rücke- oder Forwarderkrane ermöglicht.
Fokus auf Service
Welte Fahrzeugbau ist weltweit tätig, der Hauptmarkt des vor 70 Jahren gegründeten Forstmaschinenherstellers ist aber die DACH-Region. In Deutschland sind drei Vertriebsmitarbeiter tätig, Stefan Strasser ist neben Ostbayern auch für Österreich zuständig. Keller Forstmaschinen, Wiedlisbach/CH, hat die Welte-Vertretung in der Schweiz.
Der Service und After-Sales-Support hat für das Breisgauer Unternehmen einen sehr hohen Stellenwert. In Österreich gibt es mit Hydraulikexpress, Rohr im Gebirge, und Fischbacher Technik, Flachau, zwei Servicepartner. Sieben Werkstechniker können innerhalb kurzer Zeit in ganz Europa zu den Kunden fahren. „Wir haben sehr viel Geld in den Service investiert, um Stillstandszeiten weitestgehend zu minimieren. Dabei verstehen wir uns als Partner, der auch Ersatz- und Zubehörteile, wie Ketten, Seile und Bänder, liefern kann“, stellt Nühnen klar. Jeweils zwei Welte-Mitarbeiter sind für den Telefonsupport und das umfangreiche Ersatzteillager zuständig. Welte hat bis Ende der 1990er-Jahre die Maschinen komplett selbst gebaut. Mittlerweile wird die Herstellung von einfachen Bauteilen outgesourct. Die Kernkomponenten, wie Rahmen-, Krananbau sowie Winden, werden weiterhin von einem der acht Schweißer am Stammsitz in Umkirch zusammengebaut. „Wir wollten unseren Output steigern und die Produktionszeiten optimieren“, gibt Nühnen zu verstehen.
Flexible Brandbekämpfung
Auf der Interforst in München präsentierte Welte den Tankrucksack WTR zur Waldbrandbekämpfung. Dieser ist mit einem Hoch- und Niederdrucksystem ausgestattet, womit sowohl Löscheinsätze sowie vorbeugende Bewässerung im Sommer möglich sind. Die Wasserversorgung wird über Tanks mit einem Fassungsvermögen von 600 bis 1600 l sichergestellt. Der Tank könne an Forstmaschinen sowie landwirtschaftliche Traktoren und andere geländegängige Fahrzeuge in unter zwei Minuten angehängt werden, betont man seitens Welte.
Welte Fahrzeugbau
Standort: Umkirch/DE
Gründung: 1952
Geschäftsführer: Maik und Joscha B. Nühnen
Mitarbeiter: 85
Produktion: 4- und 6-Zylinder-Forstspezialmaschinen, Klemmbank, Doppeltrommelseilwinden, Tankrucksack zur Brandbekämpfung
Handelsware: Forstketten, Bänder, Energieholzgreifer, Entastungsgeräte
Vertrieb: weltweit, 40 bis 50 Maschinen pro Jahr