Der Waldfonds und die UN-Agenda 2030 mit dem Nachhaltigkeitsziel SDG15 „Leben auf dem Land“ waren die Schwerpunkte bei den Vortragenden des 26. Waldforums in Wien
© Philipp Matzku
Bei dem 2021 vom österreichischen Landwirtschaftsministerium eingeführten und bis 2027 verlängerten Waldfonds wurden bis Ende Juni rund 70 % (über 249 Mio. €) der bereitgestellten Budgetmittel (350 Mio. €) gebunden. 2022 hatte eine erste Evaluierung stattgefunden. „Der Waldfonds ist sehr erfolgreich und hat sich bewährt. Die Nachfrage nach Fördermitteln ist groß. Eine Aufstockung des Waldfonds inklusive Laufzeitverlängerung ist dringend geboten“, informierte Magdalena Sumereder von der Abteilung III, Waldschutz, Waldentwicklung und forstliche Förderung, beim Bundeslandwirtschaftsministerium. Es gab keine Verwerfungen mit anderen Förderschienen, die österreichweite, digitale Antragstellung hat sehr geholfen, genauso wie die Einführung der „Waldfondsförster“.
Multifunktionalität des Waldes in Gefahr
Gleich mehrfach wegen ihrer Verdienste für den Walddialog ausgezeichnet wurde Maria Patek: Sprecherin des Waldialogs und Sektionschefin Forst im österreichischen Bundeslandwirtschaftsministerium (BML). Sei es ob der nahenden Pensionierung oder dass sie in den vergangenen Jahren „ immer über den Tellerrand herausblickte“. Linkes Bild: Ronald Huber, Maria Patek, Johannes Schima, BML (v. li.), Rechtes Bild: Maria Patek und Alexander Buck, IUFRO (v. li.) © Philipp Matzku
„Das Projekt Waldfonds hat erst vor Kurzem begonnen und ist noch lange nicht fertig. Meine Eltern hatten noch eine Vorstellung, wie der Wald für ihre Kinder und Enkel aussehen wird. Ich weiß nicht wie der Wald in 60 Jahren aussieht“, erklärte Werner Löffler, der Forstdirektor der Landwirtschaftskammer Niederösterreich. Der Holzvorrat und die Waldfläche steigen, auch in Niederösterreich. 41 % der Landesfläche sind bewaldet, insgesamt 790.000 ha. Seit den 1960er-Jahren hat die Waldfläche um 110.000 ha und der Holzvorrat um 51 Mio. fm auf 245 Mio. fm zugenommen. „Das ist gut, hilft uns aber aufgrund des Klimawandels nur bedingt. Wir werden in den nächsten Jahren einen Baumartenwechsel erleben, den wir bislang nicht gekannt haben“, betonte Löffler. Der Anteil von Fichte, auch im Waldviertel, und Kiefer wird im Ertragswald zurückgehen, Buche und Eiche werden zunehmen. „Die Waldgesellschaften verändern sich sehr rasch, bis zu dem Augenblick, an dem der Wald weg ist. Wollen wir einfach nur zusehen?“, fragte Löffler etwas provokativ.
„Das Weinviertel ist die erste Region in unserem Bundesland, wo wir schauen müssen, ob wir Wald überhaupt halten können. Das ist Realität“, wurde Löffler deutlich. Die Kultur- und Dickungspflege ist aus Löfflers Sicht in den nächsten zehn Jahren sehr wichtig, „da sonst Buntlaubhölzer von der Begleitvegetation, wie Hasel und Waldrebe, überwachsen werden. Im Industrieviertel südlich von Wien ist die Schwarzkiefer von einem Pilz bedroht. Im östlichen Waldviertel führen Trockenheit und Borkenkäferbefall zu einem flächigen Ausfall der Waldbestände.
Turbo Waldfonds
Gerade die Waldfondsmaßnahme zum Thema Borkenkäfer habe vielen Waldbesitzern geholfen. Es gebe gute Fördermaßnahmen bei der Aufforstung und Pflege und ausreichend gute Fördersätze. Der Wille, den eigenen Wald weiterzubewirtschaften und nicht zu verkaufen, sei gestiegen. „Die Bereitschaft zur Wiederbewaldung ist hoch, der Waldfonds ist der dafür notwendige Turbo“, konstatiert Löffler. „Fördermittel aus dem Waldfonds sind keine Almosen, sondern projektbezogen mit klaren Zielvorgaben. Ein Teil der Kosten wird durch die Zahlungen ausgeglichen. Es ist aber meist immer noch ein Umsatzverlust für die Waldbesitzer, da die höheren Erlöse von den ebenfalls gestiegenen Kosten aufgefressen werden“, ergänzte Martin Höbarth, Leiter der Forstabteilung bei der Landwirtschaftskammer Österreich.
„Wenn ein Waldbesitzer keine Fördermittel bekommt, schaut er, was die Aufforstung kostet, und setzt bestenfalls auf Naturverjüngung. Damit geht das Risiko eines künftigen wirtschaftlichen Verlustes einher und es ist auch nicht gut für die Biodiversität“, bekräftigte Löffler. Die Kohlenstoffbindung bei Naturverjüngung sei außerdem oftmals geringer als bei gesetzten Maßnahmen.
Von Baumartenwahl und Wiederaufforstung
Jeweils rund 77 % der Fördermittel für Wiederaufforstungen und Pflegemaßnahmen nach Schadereignissen (40 Mio. €) sowie Regulierung der Baumartenzusammensetzung (58 Mio. €) wurden bereits eingesetzt. 3800 ha Kahlflächen wurden bislang wiederbewaldet, davon 56 % im Schutzwald. In Summe geht die Bundesforschungsanstalt für Wald (BFW) aus Wien nach Abschluss der genehmigten Projekte von 8500 ha und zehn Millionen gesetzten Forstpflanzen aus. Die Bewirtschaftung von Misch- und Laubwald ist anspruchsvoller und aufwendiger als die von Fichtenreinbeständen. „Neben der Reduzierung des Borkenkäferkalamitätsrisikos stärkt die Maßnahme die Klimaresilienz der Bestände“, betonte Dietmar Jäger vom BFW.
Es sei aber klimabedingt mit einem erhöhten Aufwand zur Bestandsumwandlung oder Wiederbewaldung nach Schadereignissen zu rechnen. Bei der Wildstandsregelung gebe es bislang keine nachhaltigen Verbesserungen. „Zukünftige Förderprogramme müssen entsprechende Mittel zur Verfügung stellen“, erklärte Jäger.
Förderungen bei Käferschäden – beliebt und notwendig
Bei dem Wertverlust durch Borkenkäferschäden wurden die veranschlagten 31 Mio. € ausbezahlt. Vor allem in Ober- und Niederösterreich kam es zu einem flächigen Ausfall von Baumarten. Aufgrund der regional hohen Käferholzkalamitäten sind bedarfsgerechte Umschichtungen erfolgt.
Allein in Osttirol sind bislang 300.000 fm Schadholz aufgearbeitet worden, mehr als die normale Holzernte ausmachen würde. 40 % des Objektschutzwaldes in Südostösterreich sind zerstört.
Holzlagerplätze – Luft nach oben
Von den 7,7 Mio. € Fördermitteln zur Errichtung von Nass- und Trockenlagern für Schadholz sowie zum Schadholztransport wurden bislang 36 % abgerufen. Vor allem Körperschaften und Anstalten öffentlichen Rechts haben die Maßnahme in Anspruch genommen, private Waldbesitzer weniger.
In Kärnten und Salzburg wurden Holzlagerplätze errichtet. In Tirol und der Steiermark kamen die Gelder beim Schadholztransport zum Einsatz.
Waldbrand und Biodiversität
Bei Maßnahmen zur Waldbrandprävention sind fast zwei Drittel der Budgetmittel von 11 Mio. € gebunden worden. Gerade freiwillige Feuerwehren haben die Fördergelder verwendet, um Spezialausrüstung und -geräte für die Waldbrandbekämpfung anzuschaffen. Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität (36.000 ha) wurden fast gänzlich ausgeschöpft. Ein hoher Anteil davon ging an Projekte im Großraum Wien und für die „Außernutzungsstellung von ökologisch wertvollen Waldflächen“.