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Blick auf die Linck-Profilierlinie – im Vordergrund der Einzug in die zweite Spanereinheit © Linck

Kawai Ringyou K.K

Deutsche Einschnitttechnik für Japan

Ein Artikel von Martina Nöstler | 14.08.2024 - 13:16

Japan und Deutschland sind flächenmäßig annähernd gleich groß. Während in Deutschland allerdings 32 % der Fläche bewaldet sind, sind es in Japan rund 70 %. Der viertgrößte Inselstaat der Welt hat die eigene Weiterverarbeitung im Land über viele Jahrzehnte mit günstigem Importholz versorgt und dabei die eigene Forstwirtschaft vernachlässigt. Lokale Holzarten wurden eher von Kleinbetrieben verarbeitet. „Nun stehen die in den 1960er-Jahren aufgeforsteten Flächen zur Verfügung und damit werden größere beziehungsweise effektivere Sägewerke benötigt“, erläutert Frank Horstmann von Linck. Nach dem Projekt Sunadaya konnte der deutsche Sägewerksspezialist im vergangenen Jahr die zweite große Einschnittlinie nach Japan liefern. Und ein dritter Auftrag, der im nächsten Jahr montiert wird, steht ebenso schon in den Linck-Büchern.

Während sich Sunadaya im Süden des Landes – unweit von Hiroshima – befindet, ist das aktuelle Projekt Kawai im Norden der Hauptinsel beheimatet. Bisher hatte Kawai den Einschnitt mit einer Bandsägenlinie bewerkstelligt. Um die Leistung zu erhöhen, setzt man seit wenigen Monaten nun auf deutsche Technik. Damit konnte das bisherige Volumen von jährlich rund 150.000 fm im Zweischichtbetrieb auf 300.000 fm in einer Schicht quasi vervierfacht werden, wie Linck-Projektmanager Marco Ruh betont. Die Abwicklung des von Oberkirch rund 9000 km entfernten Projektes erfolgte in enger Abstimmung mit der japanischen Linck-Vertretung, der Hiroishi Corporation.

„Unsere Vertretung hat sich um die komplette Abwicklung gekümmert und für eine Rundumbetreuung des Kunden gesorgt – inklusive des Anlagentransports, der Verzollung und der ständigen direkten Absprache mit den Verantwortlichen bei Kawai“, berichtet Horstmann und ergänzt: „Das Projekt war in mehrerlei Hinsicht eine Besonderheit. Hervorzuheben ist, dass wir die gesamte Planung während der Coronapandemie erfolgreich online abgewickelt haben. Wir haben uns ein Mal vor Ort getroffen, um uns persönlich kennenzulernen. Der Kunde hat uns sein vollstes Vertrauen geschenkt.“

Unsortierter Einschnitt

Eine Besonderheit bei Kawai ist wohl im Gegensatz zu vielen mitteleuropäischen Sägewerken, dass unsortiert in Durchmesserklassen und nicht in Zentimeterschritten geschnitten wird. Damit muss die Lücke zwischen den Stämmen entsprechend groß sein. Zudem gibt es sehr spezielle Schnittbilder – ausschließlich Dimensionen für die eigene Weiterverarbeitung. Das war eine Herausforderung, die eine besondere Einschnitttechnik verlangt, wie etwa das Splitten der inneren Seitenware.

Bei Kawai gelangt Sugi (Sicheltanne, auch genannt Japanische Zeder) von 3 bis 4,2 m Länge mit einem Durchmesser von 14 bis 50 cm in die neue Linck-Linie. Für stärkere Durchmesser steht eine Bandsägenlinie eines japanischen Herstellers zur Verfügung. Das erzeugte Schnittholz benötigt man für die Leimholzfertigung. Linck lieferte die komplette Sägeanlage bis zur Übergabe an die Sortierung eines lokalen Lieferanten inklusive der Rundholzaufgabe sowie Schalt- und Steuerungsanlage mit der Optimierungssoftware. Im ersten Schritt werden die entrindeten Stämme, die Zopf-Stock-gemischt in die Anlage kommen, dreidimensional vermessen und der Eindrehwinkel berechnet. Danach geht es klassisch weiter: spanen, drehen, spanen mit VM45-Spanern. Nach einer weiteren Drehung erfolgt das lageoptimierte Profilieren von bis zu drei Seitenbrettern. „Zumindest einer der beiden VPF340-Fräser muss hier bis zu 100 mm tief in das Holz eintauchen und verfügt deshalb über spezielle Werkzeuge und kräftige Motorisierung“, informiert Ruh. Die erste CSMK285-A1/B1 trennt nur das äußere Brett ab, welches anschließend separiert wird. Dann sorgt eine modifizierte Horizontalkreissäge für den Schnitt (Ritzen) in die verbliebenen Seitenbretter, um aus den doppelbreiten Brettern zwei schmälere zu erzeugen. Die folgende CSMK325-A2/B2 trennt diese im nächsten Schritt ab. Noch einmal wird das Kantholz gedreht und ohne weitere Seitenware erfolgt das vielstielige Auftrennen. Dies erledigt die Nachschnittmaschine CSMK285A1, die einen einfachen und sehr schnellen Werkzeugwechsel erlaubt. „Überhaupt sind die neuen Bediener über die sichere und einfache Zugänglichkeit der Maschinen begeistert“, berichtet Horstmann.

Wie eingangs erwähnt, ist die neue Linck-Linie bei Kawai auf einen Einschnitt von 300.000 fm/J im Einschichtbetrieb ausgelegt. „Das klingt zunächst nicht nach einer enormen Menge. Berücksichtigt man aber die Stamm-zu-Stamm-Verstellung, kann man das Volumen mit einem ,herkömmlichen‘ Sägewerk bei sortiertem Einschnitt in Mitteleuropa mit einer Kapazität von einschichtig 500.000 fm/J vergleichen“, bemerkt Horstmann abschließend.