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Starkholz: Mittel der Wahl in Laubholzbetrieben - Konstantin Frhrr. von Teuffel © Alfred Riezinger

Cuvée oder Filet?

Ein Artikel von Dr. Franz-Josef Lückge | 18.07.2008 - 09:37
Der inhaltliche Bogen der Tagung reichte von Forstinventuren, Waldbauprogrammen, Starkholzernte über Holztechnologie, Holzbe- und Verarbeitung sowie Vermarktung von Produkten aus Starkholz. Zahlreiche Aussagen waren bereits anderen Ortes vorgestellt worden, so dass die Zusammenschau der Ergebnisse und ihre Diskussion, den Reiz der Veranstaltung ausmachte.
Die Referenten beider Tage stammen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Unter den Zuhörern waren zudem Wissenschaftler, Forstleute und Industrievertreter aus Spanien, Frankreich, Italien, Tschechien, Polen, Finnland und Norwegen. Die Tagung bildete gleichzeitig den Abschlussworkshop der COST Action E40, die sich seit 2004 mit der innovativen Nutzung von Starkholz beschäftigt.

Starkholzvorräte nahmen zu

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Starkholz: Mittel der Wahl in Laubholzbetrieben – Konstantin Frhrr. von Teuffel © Alfred Riezinger

In vielen Aspekten machten die Referenten beider Tage übereinstimmende Aussagen. In Mitteleuropa haben die Starkholzvorräte der Hauptbaumarten in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zugenommen. Eine Ursache der Zunahme sei die geringe Nachfrage nach starkem Stammholz, die zu einem „Stehenlassen” in den Forstbetrieben geführt habe. Die hohe allgemeine Mengennachfrage nach Holz habe erst in den vergangenen Jahren auch zu einer gestiegenen Nachfrage nach Starkholz geführt. Bislang übliche Preisabschläge für starkes Nadelstammholz seien weitgehend weggefallen. Erste vorläufige Auswertungen des Schweizerischen Landesforstinventars 3 deuten an, dass dort die Starkholzvorräte zuletzt nicht weiter angestiegen sind.
Konstantin Frhr. von Teuffel, Direktor der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA), Freiburg/Breisgau, geht davon aus, dass beim Laubholz die Starkholz-Produktion weiterhin das Mittel der Wahl für die Forstbetriebe sei, weil erhebliche Preisunterschiede zwischen schwachem und starkem Laubstammholz bestehen. Beim Nadelholz müssten jedoch Aspekte des Produktionsrisikos stärker bei der Formulierung von Waldbauprogrammen berücksichtigt werden. Nicht auf allen bislang als stabil eingestuften Standorten ist eine Produktion von Fi/Ta-Starkholz künftig sinnvoll. Mittelstarke Massenware kann auch auf Standorten zweckmäßig sein, die bisher ausschließlich der Starkholzproduktion vorbehalten waren.

Starke Buche knapp

Lars Schmidt, Pollmeier Massivholz, Creuzburg/DE, machte dagegen deutlich, dass aus Sicht des von ihm vertretenen Unternehmens, starkes Buchenstammholz eher knapp sei, wie rückläufige mittlere Durchmesser in Buchenholzhieben zeigen. Künftig sei mit dem Rohstoff sorgsamer umzugehen. Geeignete, bestandesschonende und kostengünstige Verfahren der Starkholzernte stellte Dr. Udo Sauter, FVA-Freiburg, vor.
Einig waren sich die Referenten auch darin, dass Starkholz eine deutlich größere Spreitung der Holzqualität aufweist als das vergleichsweise qualitätshomogene mittelstarke Stammholz. Selbst innerhalb eines starken Stammes bestehen erhebliche Qualitätsunterschiede. In der Regel befinden sich die schlechtesten Qualitäten in den marknahen Bereichen (Äste, Risse, Verfärbung, Drehung). Unproblematisch ist die Vermarktung sowie Be- und Verarbeitung von Stämmen mit hoher und gleichmäßiger Holzqualität. Allerdings liegt der Anteil solcher Stämme nach Aussage von Univ.-Prof. Gero Becker, Universität Freiburg, „im Prozentbereich” des Starkholzeinschlags.

Zwei Strategien bei mittlerer Qualität

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Strategie: Aufschneiden und verkleben – Erhard Sieder, Arge Starkholz, Salzburg © Franz-Josef Lückge

Eine Herausforderung für die Be- und Verarbeiter ist der große Mengenanteil des Starkholzes mittlerer Stammholzqualität, bei dem innerhalb des Stammes hohe Qualitätsunterschiede auftreten. Da die Abnehmer überwiegend eng definierte und homogene Schnittware ordern, gebe es zwei grundsätzliche Strategien des Umgangs mit dem inhomogenen Rohstoff.
Entweder erfolgt ein differenzierter Einschnitt mit einer hohen Anzahl unterschiedlicher Schnittholzprodukte oder eine Weiterverarbeitung, die die Qualität des Werkstoffes homogenisiert. Als Beispiel für die Werkstoff-Homogenisierung nannte Thomas Lierzer, Holzcluster Steiermark, die vom Sägewerk Hans Bichler, Kobenz-Unterfarrach, hergestellten Balken Duomax und Triomax, die aus zwei oder drei starken Lamellen bestehen, bei denen die rissanfällige Seite jeder Lamelle nach innen gewendet und verklebt wird. Sichtbar bleiben eine rissfreie Oberfläche sowie eine „natürliche Balken-Optik”, da auf eine Keilzinkung verzichtet wird.

Qualität des Werkstoffes vereinheitlicht.

Erhard Sieder, Arge Starkholz, Salzburg, brachte letzteres auf die Kurzformel „aufschneiden, zuschneiden, verkleben”. Univ.-Prof. DI Dr. Alfred Teischinger, Universität für Bodenkultur, (Boku), Wien belegte die beiden Strategien mit den Begriffen „Filet oder Cuvée”. Ein weiteres Beispiel, das von der Hutter Holzindustrie, St. Michael, aus Starkholz hergestellte Fassadensystem „Faszino”, stellte Sieder vor. Er geht davon aus, dass „einfaches Schnittholz” in Zukunft noch schwieriger zu verkaufen und deshalb die Wertschöpfungserhöhung durch weitere Verarbeitungsschritte und das Anbieten von Systemlösungen notwendig sei.

Flexibilität oder hohe Investitionen

Beide Strategien des Umgangs mit inhomogenen Holzqualitäten verursachen Kosten, die nur bedingt über den Endproduktpreis gedeckt werden können. Die „Filet-Strategie” erfordert eine hohe Einschnitts-Flexibilität, großen Sortier- und Lageraufwand sowie die Bedienung unterschiedlichster Märkte. Die „Cuvée-Strategie” verursacht hohe Investitionen und hohe Bearbeitungskosten. In den Diskussionen stellten die anwesenden Industrievertreter deshalb mehrfach den Preisaufschlag für starkes Stammholz in Frage.
Lars Schmidt dagegen, stellte ein Stammholz-Einkaufsverfahren vor, welches Pollmeier bei Großlieferanten etablieren will. Durch Wegfall der „klassischen” Holzübernahme im Wald, sollen beide Marktpartner Kosten einsparen. Der Preis sei bestimmt nach der Holzstärke und nicht nach der -qualität.