Schon vor dem Brand war beim Sägewerk Heinrich Bulthaup in Melle/DE eine Einschnittlinie des Typs DWK von EWD in Betrieb – damals noch mit Spannwagenbeschickung. „Wir waren immer zufrieden mit der Anlage. Sie ist tadellos gelaufen. Nachdem wir uns mehrere Sägewerke angesehen hatten, fiel die Wahl erneut auf eine Reduzierlinie im Rundlauf“, erläutert Lars Bulthaup, der im Familienbetrieb für die Sägelinie beziehungsweise die Technik federführend zuständig ist. „Aber: Wir haben uns das Beste aus allen Möglichkeiten zusammengesucht und die für uns geeignetste Lösung entsprechend unseren Platzverhältnissen geplant“, führt er weiter aus. Vom Feuer großteils verschont blieb der Optimes-Besäumer von EWD aus dem Jahr 2010. Dieser konnte mit einer Überholung wieder instandgesetzt werden.
Optimierung auf die Spitze getrieben
Die Linie ist auf Längen von 2,5 bis 13 m sowie einen Einschnitt von rund 120.000 fm/J im Einschichtbetrieb ausgelegt. Man bliebe also in etwa bei der bisherigen Menge. „Wir können den Einschnitt jetzt aber in einer kürzeren Zeit realisieren. Bei der Wahl der Technik lag der Fokus auf der hohen Flexibilität im Einschnitt“, betont Bulthaup. Eine wesentliche Besonderheit ist die mehrmalige Stammvermessung beziehungsweise Wiedererkennung vor dem ersten Aggregat. Das hinsichtlich der Durchmesser grob vorsortierte Rundholz gelangt parallel zur DWK in die Halle, wird einem Längstransport übergeben und durchfährt die erste 3D-Vermessung von Microtec. „Aufgrund dieser Daten ermittelt unsere eWood-Optimierung das bestmögliche Schnittbild entsprechend den im System hinterlegten Dimensionen“, erklärt EWD-Projektleiter Alex Machado und Bulthaup ergänzt: „Wir könnten theoretisch durch die mögliche Stamm-zu-Stamm-Verstellung auch unsortiert schneiden. Das erfordert aber größere Lücken und geht zulasten der Leistung.“
Das Rundholz kommt im ersten Schritt auf einen Pufferquerförderer und wird dann mittels des Zuteilers auf den Blockzug in Richtung der DWK-Linie übergeben. Hier installierte EWD in Zusammenarbeit mit Microtec erstmals bei einer solchen Anlage einen Logeye-Stereoskopiescanner. Dieser dient der Wiedererkennung der Stammkontur aus dem vorherigen 3D-Scanner. „Mit dieser Messung matchen wir die Stämme anhand der Messdaten aus dem Scanner“, verdeutlicht Machado. Damit konnte die Beilänge der Linie ohne Funktionseinbußen stark reduziert werden. Unmittelbar oberhalb des Zentrier- und Einzugstischs ZE3 befinden sich zwei weitere Logeye Stereo-Module mit Truespin-Funktion. Diese überwachen die Rotation des Stammes nach der Lageerkennung. „Bei den letzten 49.000 Stämmen hatten wir eine durchschnittliche Abweichung von lediglich 1,4°. Damit gelingt es, das optimale Schnittbild auch sicher umzusetzen. Die reale Ausbeute in der Sortierung steigt somit erheblich“, berichtet Bulthaup. Zudem sind die Dreh- und Zentrierwalzen im ZE3 unabhängig voneinander servohydraulisch linear verstellbar. Damit lässt sich auch krummes Holz exakt entlang der Kontur schneiden.
Der Einschnitt erfolgt Zopf voraus, gegebenenfalls mit Spanersprung. Letzterer lässt sich bis zu zwei Mal am Stamm oder Model ausführen. Im Vorschnitt erzeugt zunächst der PF19-Spaner zwei plane Flächen. Die Spaner sind aufgrund des Spanersprungs mit einem nachschneidenden Sägeblatt ausgestattet. Die erzeugten stehenden Model fahren „leer“ durch die in Linie installierte Kreuzschnittsäge und werden im Rundlauf wieder zurück zur DWK transportiert. Im Rücktransport gibt es die vierte Microtec-Messung zur Reoptimierung der Model. Abhängig von Stamm- und Seitenwarenlänge wird in der Regel eine symmetrische Seitenwarenkappung automatisch ausgeführt. Dafür installierte EWD in der DWK eine KSB-Seitenwarenkappsäge. Für den Kappvorgang wird der Vorschub automatisch gestoppt. Zudem ist ein asymmetrischer Seitenwareneinschnitt möglich. Die erzeugten Bretter werden anschließend mit dem Abscheider des Typs ASV von der Hauptware separiert und zur Optimes-Besäumkreissäge transportiert. Die DWK bietet nicht nur ausreichend Platz für den Sägeblattwechsel, sondern ist zudem mit einer hydraulisch einschwenkbaren Wartungsplattform ausgestattet. Diese Plattform ermöglicht eine sichere und bequeme Instandhaltung der Maschine. Die Effizienz der Wartungsarbeiten erhöht sich und die Sicherheit der Bediener wird verbessert.
Die Hauptware lässt sich im letzten Schritt – je nach Schnittbild – mittels der Horizontalkreissäge des Typs FVHTK auftrennen. „Durch diese ist es möglich, Kantholz ein- oder auch bis zu 15-stielig zu schneiden“, erläutert Bulthaup. Zusätzliche Umläufe werden gespart. Die Bedienung erfolgt zentral vom Bedienstand aus – mit direktem Blick auf die Linie. Sämtliche Betriebszustände werden dem Anlagenführer auf einem Bildschirm angezeigt.
Alles richtig gemacht
Besonders begeistert zeigt sich Bulthaup von der guten Zusammenarbeit aller Beteiligten. Somit war ein schnelles Hochfahren der neuen Einschnittlinie möglich. „Derzeit reizen wir die Anlage noch nicht vollends aus, weil wir noch die neue Schnittholzsortierung in Betrieb nehmen. Mittelfristig könnten wir eine tägliche Menge von etwa 600 fm schaffen – abhängig vom Rundholz“, berichtet Bulthaup und meint: „Ich wollte ein Sägewerk, das hinsichtlich der Ausbeute genauso gut ist wie unser altes. Diese Vorgabe haben wir mehr als erreicht.“ Seit Februar ist die neue EWD-Anlage in Betrieb. Abschließend resümiert Bulthaup: „Ich würde die Linie auch heute noch genauso wieder bauen.“
Sägewerk Heinrich Bulthaup
Standort: Melle/DE
Gegründet: 1893
Geschäftsführer: Heinrich, Lars und Chris Bulthaup
Betriebsleiter: Yannic Bulthaup
Mitarbeiter: 19
Einschnitt: 120.000 fm/J (Ziel ab 2025)
Produkte: Bauholz nach Liste, Schnittholzdimensionen für Weiterverarbeiter, Staffeln, Latten, Verpackungsware
Export: 30 %, hauptsächlich Benelux