Österreich, Deutschland

Holzwerkstoffe: Nachfrage gesunken

Ein Artikel von Birgit Fingerlos | 30.08.2024 - 12:56

Johannes Leibetseder, Mitglied der Geschäftsführung, Kaindl, Salzburg:

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Johannes Leibetseder, Mitglied der Geschäftsführung, Kaindl, Salzburg © Kaindl

Insgesamt stellt die schwächelnde Nachfrage in Europa alle Industriebetriebe vor die große Aufgabe, noch nachhaltiger und effizienter zu wirtschaften. Die Synergie mit den Schwesterwerken von Kronospan hilft Kaindl, ganz nah mit maßgeschneiderten Angeboten an den Bedürfnissen unserer Kunden zu sein. Österreich ist einer der teuersten Produktionsstandorte in Europa, der nur durch hohe Investitionen in Produktentwicklung, Automatisierung, Digitalisierung und Dekarbonisierung im weltweiten Wettbewerb bestehen kann. Wir hoffen, bald den Genehmigungsprozess für die Errichtung einer Kraft-Wärme-Koppelungsanlage abschließen zu können. Damit sichern wir eine stabile und nachhaltige Energieversorgung unserer Produktion, bieten Tausenden Haushalten in Salzburg Zugang zu grüner Fernwärme und verbessern die CO2-Bilanz des gesamten Bundeslandes. Multimodale Logistik ist ein weiterer zentraler Faktor zur Aufrechterhaltung unserer Wettbewerbsfähigkeit. Mit dem Container Terminal Salzburg können wir große Teile unserer Transporte auf die Schiene verlagern. Das schont die Umwelt, entlastet die Autobahn und ist schlussendlich auch kosteneffizient. 

Holz erlebt eine Renaissance als Baustoff. Die weltweite Plattenindustrie wird sicherlich weiterhin wachsen, zumal die Spanplatte ein alternativloses Produkt, was Gestaltungsmöglichkeiten, Nachhaltigkeit und CO2-Bilanz betrifft, darstellt. Wir müssen alle Hebel in Bewegung setzen, um den kostbaren Rohstoff Holz so lange wie möglich im Produktionskreislauf zu halten. Wir zählen dabei auf die Bundesregierung, das Kaskadenprinzip in der Erneuerbare-Energie-Richtlinie (RED III) konsequent umzusetzen.

Larissa Kuntz, Geschäftsleitung, Elka-Holzwerke, Morbach/DE:

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Larissa Kuntz, Geschäftsführerin der Elka-Holzwerke, Morbach/DE © Elka Holzwerke

Als Nischenanbieter bei Spanplatten bedienen wir Randprodukte und konzentrieren uns dabei auf Frischholz-Spanplatten. Die Resthölzer kommen aus unserem eigenen Sägewerk. Diese finden Anwendung im konstruktiven Bereich sowie in der Türenindustrie. Der Rückgang der Bauwirtschaft in Deutschland zieht sich durch Industrie- und Handelsbetriebe. Die Marktlage bleibt angespannt, und eine Verbesserung ist vielleicht für Mitte 2025 zu erwarten. Hier gilt meiner Meinung nach ebenfalls: Konstruktive Holzwerkstoffe werden zunehmend an Bedeutung gewinnen. Der Holzrahmenbau bietet eine hervorragende CO2-Bilanz im Gegensatz zu einer Wand aus Massivbau. Neue Modulbauer setzen größtenteils auf Holz. Die Spanplatte als ein alteingesessenes Produkt könnte im Bau aufgrund ihrer guten Ökobilanz wieder in den Vordergrund rücken. Sie bietet technologisch die Möglichkeit, mit unterschiedlichsten Holzarten und Kalamitäten Spanplatten herzustellen. Es bleibt jedoch das Problem, dass Anlagenkapazitäten für einen gewissen Markt aufgerüstet wurden, was bei Absatzkrisen dazu führt, dass die Herausnahme von Mengen zu langsam erfolgt. Hier muss die Industrie gemeinsam daran arbeiten, eine ausgewogene Preispolitik nachhaltig zu kommunizieren, um das Vertrauen in den Holzbau nicht zu zerstören.