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Mit der Timber Press X 100 pro können auch Platten mit Fenster- und Türenausschnitten verpresst werden © Günther Jauk

CLTech

Optimale Rohstoffausbeute

Ein Artikel von Günther Jauk | 03.12.2024 - 14:02
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Bei Cltech in Kaiserslautern realisierte Minda ein komplettes Brettsperrholz-Werk – von der Rohwarenaufgabe bis hin zur Schleifmaschine © CLTech

Betritt man das neue Brettsperrholz-Werk von Cltech in Kaiserslautern, kann man rasch erahnen, dass hier ein Zimmermann das Zepter führt. Viel Licht, viel Holz und eine außergewöhnliche Dachkonstruktion mit dünnen Eichenstämmen prägen die neuen Produktionshallen.

Noch vor sechs Jahren leitete Jürgen Gottschall „nur“ ein Holzbauunternehmen, das er 2006 von seinem Vater übernahm. Trotz – oder gerade wegen – der seit Jahren steigenden Auftragszahlen hatte das Unternehmen mit großen Herausforderungen zu kämpfen, allen voran mit dem Facharbeitermangel. Als Ausweg aus diesem Dilemma sah Gottschall eine massive Erhöhung des Vorfertigungsgrades in Kombination mit der Schaffung bestmöglicher Arbeitsbedingungen für seine Mitarbeiter. Um diese Ziele auch zu erreichen, gründete er 2018 das Unternehmen Cltech in Kaiserslautern mit den Standbeinen Ingenieurholzbau, Holzrahmenbau sowie Massivholzbau mit Brettsperrholz.

Seither produziert man in einer 4500 m² großen Holzbauhalle mit zweiachsig eingespannten BSH-Stützen und Querbalken aus Baubuche, wobei der Schwerpunkt beim Holzrahmen- und Massivholzbau auf einem möglichst hohen Vorfertigungsgrad liegt. Gegenüber der Baustelle ergeben sich daraus wesentlich kontrollierbarere Rahmenbedingungen und deutlich komfortablere Arbeitsbedingungen, was auch an der Mitarbeiterzahl deutlich erkennbar ist. Waren es anfangs lediglich acht Mitarbeiter, beschäftigt Cltech heute 75 Personen. Neben Gottschalls eigener Zimmerei beliefert Cltech auch Großhändler mit Abbundprojekten jeglicher Art.

Wertschöpfung im Fokus

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Cltech-Betriebsleiter Tobias Frank (li.) und Minda-Prokurist Dr. Hubertus Zeddies im gemeinsam entwickelten neuen BSP-Werk © Günther Jauk

Mit den 2020 durch die Decke gegangenen Preisen und Lieferzeiten von Brettsperrholz wurde es für Cltech zunehmend schwieriger, sich ausreichend mit Rohplatten zu versorgen. „Zwischenzeitlich mussten wir unsere Platten aus dem Baltikum beziehen. Als wir erfuhren, dass das Schnittholz dafür aus Russland stammte und das Rundholz wiederum aus China, war für uns endgültig Schluss“, erinnert sich Zimmermeister und Prokurist Tobias Frank an einen der Auslöser, warum man ein eigenes BSP-Werk errichtete.

„Wir wollten aber kein 100.000 m³/J-Hochleistungswerk, sondern eine Anlage, die alle unsere Anforderungen erfüllt und darüber hinaus auch noch möglichst sparsam mit dem Rohstoff Holz umgeht. Unsere Stärke ist nicht die Menge, sondern vielmehr sind es die hohe Wertschöpfung sowie die zahlreichen Zusatzleistungen, die uns von vielen Mitbewerbern abheben“, umreißt Frank das Anforderungsprofil der neuen Anlage und fügt hinzu: „Wir waren in vielen BSP-Werken und haben dort überall Dinge gesehen, die wir anders machen wollten – und genau das haben wir letztlich auch getan.“
Als Hauptausrüster, der alle diese Wünsche bei der gemeinsamen Planung berücksichtigte, fungierte Minda Industrieanlagen, Minden/DE. Dabei greifen die Anlagenspezialisten in bestimmten Bereichen auf bewährte Partner zurück, mit denen man bereits einige Projekte erfolgreich realisierte, und plant deren Anlagenteile gleich direkt in das Gesamtkonzept mit ein. Neben dem Keilzinkenanlagen-Hersteller Howial, mit dem Minda ohnehin eine offizielle Kooperation verbindet, sind das beispielsweise auch Microtec oder Oest Maschinenbau.

Voll automatisiert

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Das Lamellenaushärtelager wurde von Minda großzügig dimensioniert © CLTech

Die Installation von Minda beginnt mit drei Aufgabestationen für die Sortierlinie, die unmittelbar an ein 2500 m³ fassendes Schnittholz-Trockenlager anschließen. Während ein Vakuumheber Lage für Lage der Rohwarenpakete abhebt, werden die dazwischenliegenden Stapelleisten automatisch abtransportiert. Nach einer von Microtec realisierten Krümmungsmessung gelangen die Lamellen über ein Beurteilungsrad, das zusätzlich eine manuelle Beurteilung des Holzes ermöglicht, nach unten und in Längsrichtung weiter in Richtung des Goldeneye von Microtec. Der Scanner ermittelt Fehlstellen, die daraufhin angezeichnet und in weiterer Folge ausgekappt werden.

Im Anschluss gelangt das Holz in die Duozink-Keilzinkenanlage, die Howial speziell für den mittleren Leistungsbereich entwickelte, ohne dabei aber auf die Vorzüge einer Kompaktanlage verzichten zu müssen. Die minimale Eingangslänge liegt bei 900 mm, die maximale Taktleistung beziffert das Unternehmen mit 15 Verbindungen pro Minute.

Bewährte Anlagentechnik

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Die Timber Press E416 pro erzeugt mit einer Montageverklebung Längslagen-Einschichtplatten, wobei Ausschnitte ausgespart werden können © Günther Jauk

Zum Aushärten kommen die frisch gezinkten Lamellen über ein Liftsystem in ein großzügiges Mehretagenlager. „Um auf Nummer Sicher zu gehen, haben wir die gesamte Lagerfläche nach unten hin mit einem Metallgitter abgesichert. Das ist zwar aufwendig, aus unserer Sicht aber unabdingbar, um unseren Kunden neben der bestmöglichen Leistungsfähigkeit auch die höchsten Sicherheitsstandards zu gewährleisten“, verweist Minda-Prokurist Dr. Hubertus Zeddies auf eine von zahlreichen Detaillösungen und gibt damit auch gleich einen guten Einblick in die Unternehmensphilosophie. Vom Aushärtelager gelangt das Holz zur Hobelmaschine von Rex, welche die Lamellen bei Bedarf auch der Länge nach auftrennt. „Damit sind wir hinsichtlich Plattenbreite noch flexibler“, erläutert Zeddies die Zusatzfunktion.

Im nächsten Arbeitsschritt produziert eine Seitenfügestation des Typs Timber Press E416 pro von Minda Längslagen-Einschichtplatten, wobei es sich um eine reine Montageverklebung mittels Hotmelt handelt. Während die Mechanisierung einen Teil der Längslagen daraufhin direkt zu einem der sieben Pufferplätze der Legestation transportiert, werden die anderen Platten aufgetrennt, um 90° gewendet und als Querlagen wieder zusammengefügt. Danach geht es auch für die Querlagen in die Pufferzone vor der Legestation. Ein Vakuumheber legt den Presskuchen, wobei ein Oest-Portal den PU-Klebstoffauftrag übernimmt. Im Anschluss fährt die Platte in die Brettsperrholz-Presse des Typs Timber Press X 100 pro für bis zu 16 m lange und 3,5 m breite Elemente. Der Hauptpressdruck wird hierbei vertikal aufgebracht.

Ausschnitte vermeiden

Das Besondere an der pro-Version der Timber Press X 100 ist die Möglichkeit, auch Platten zu verpressen, bei denen in der Einschichtplattenproduktion bereits Fenster- und Türenausschnitte ausgespart wurden. Bei diesem von Minda entwickelten Konzept werden gleich von Anfang an die Lamellen für die Längs- und Querlagen so produziert und positioniert, dass die Fenster- und Türausschnitte bereits durch die Bildung der Längs- und Querlagen entstehen. Bereits in der Arbeitsvorbereitung werden, entsprechend der Lage und Größe der Ausschnitte, die benötigten Lamellenabschnitte berechnet und zu effektiv zu produzierenden Mehrfachlängen zusammengefasst. Nach dem Aushärtelager lassen sich die Lamellenabschnitte zuschneiden, positionieren und zu Längs- beziehungsweise Querlagen verkleben.

Das heißt, die nicht benötigten Lamellen für die Fenster- und Türbereiche werden bei der Plattenherstellung nicht mitproduziert, was mehrere Vorteile mit sich bringt: Neben der Rohholzeinsparung müssen weniger Laufmeter Lamellen in der Keilzinkenanlage produziert werden. Dadurch ergibt sich eine insgesamt höhere Anlagenkapazität. Außerdem ergeben sich für Cltech daraus Vorteile im Abbund.

„Unsere neueste Hundegger-Anlage, ein PBA-Drive 3600, zerspant alle Ausschnitte. Wenn Fenster- und Türenausschnitte fehlen, sparen wir uns somit auch viel Zerspanungsleistung beim Abbund“, informiert Frank und fügt abschließend hinzu: „Minda hat eine Anlage geliefert, die mit dem wertvollen Rohstoff Holz ausgesprochen sparsam umgeht und auch sonst alle unsere Anforderungen bestens erfüllt.“