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Pfeifer-Referenzprojekt in den Niederlanden – der SuperHub © Pfeifer Group/Walter Frisart

Pfeifer Group

„Die Herausforderungen sind groß, aber nicht unbewältigbar“

Ein Artikel von Martina Nöstler (für holzkurier.com bearbeitet) | 22.11.2023 - 08:32
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„Unser breites Produktportfolio – von Schnittholz, BSH und BSP über Massivholzplatten und Schalungsträger bis hin zu Pellets – erweist sich in der wirtschaftlich herausfordernden Zeit als großer Vorteil. Deshalb blicke ich positiv nach vorne,“ sagt Geschäftsführer Michael Pfeifer © Pfeifer Group

Herr Pfeifer, wie erleben Sie derzeit das wirtschaftliche Umfeld für die Holzindustrie?

Michael Pfeifer: Wir kommen aus einigen sehr guten Jahren, jedoch ist die Situation schwieriger geworden. Aufgrund bekannter Probleme, wie hoher Zinsen, Inflation und gesunkener Investitionsbereitschaft, gehe ich davon aus, dass die nächsten zwei bis zweieinhalb Jahre schwierig bleiben werden. Wir haben beziehungsweise werden unsere Produktionen entsprechend anpassen. Ein wichtiger Indikator ist der Absatz unserer Palettenklötze und unseres Verpackungsschnittholzes. Sinkt dieser, kann man davon ausgehen, dass mittel- bis langfristig eine schwache wirtschaftliche Entwicklung stattfindet. Aktuell werden viel weniger Paletten benötigt und somit weniger Paletten produziert als in den vergangenen Jahren. Die Holzindustrie spürt die Konjunktur vor allem über die schwer getroffene Bauwirtschaft. Als Vorteil für Pfeifer erweist sich dabei einmal mehr das breite Produktportfolio. Deshalb blicke ich positiv nach vorne. Die Herausforderungen sind groß, aber nicht unbewältigbar. 

Wie geht es Ihren Holzbaukunden, welche Stimmung nehmen Sie wahr? 

Michael Pfeifer: Der Holzbau hat in den vergangenen Jahren einen wachsenden Anteil im Umsatzvolumen von Pfeifer eingenommen. Unsere Kunden sind gut durch die Pandemiejahre gekommen. Nach anfänglichen Problemen durch die Lockdowns und Lieferkettenunterbrechungen hat sich die Industrie sehr bemüht, sodass es ab der zweiten Jahreshälfte 2022 keine wirklich relevanten Engpässe mehr gab. Anfang 2023 sahen wir bei den Holzbauunternehmen noch relativ lange Auftragsvorläufe von sechs bis acht Monaten, vor allem im deutschsprachigen Raum. Im Vergleich zum Vorjahr, als Holzbaubetriebe vielfach komplett „sold out“ waren, ein kleiner Dämpfer, jedoch kein Grund zur Panik. Derzeit schaffen die weiterhin rückläufigen Baugenehmigungszahlen eine fordernde Situation für 2024. Die Stimmung in unseren Kernmärkten ist jedoch grundsätzlich optimistisch.

Was sind die größten Herausforderungen im Holzbau?

Michael Pfeifer: Hohe Zinsen, strenge Vergaberegeln für Kredite, große Unsicherheit am Markt und immer noch hohe Rohstoffkosten bei einigen Bauprodukten lassen die Investitionen spürbar sinken. Für Unkalkulierbarkeit sorgen auch schwankende Materialkosten sowie die Bürokratie in Form von schleppenden Bewilligungsverfahren. Trotzdem bewerten wir die Zukunft des Holzbaus positiv. Führende Experten sehen den Holzbau als wichtigen Bestandteil zur Lösung unseres Klimaproblems und dies ermöglicht allen Branchenakteuren neue Chancen. Um diese zu nutzen, sollten wir verstärkt auf Digitalisierung, Vorfertigung und zirkuläre Bauweise setzen, um noch effizienter und wettbewerbsfähiger auf die Bedürfnisse der Kunden eingehen zu können. 

Wie beurteilen Sie die Entwicklung bei Rundholzpreisen und -verfügbarkeit?

Michael Pfeifer: Eine sichere Versorgung mit Rundholz bildet die Grundlage für die Produktion und Wertschöpfung der Holzindustrie und ist der Schlüssel für die konstant hohe Lieferfähigkeit von Pfeifer. Darum müssen wir – unabhängig von konjunkturbedingten Schwankungen bei der Nachfrage – unsere Einkaufsbeziehungen pflegen und ausbauen. Den Anspruch, möglichst regionales Holz an unseren Sägestandorten zu verarbeiten, halten wir selbstverständlich aufrecht. Immerhin verzeichnet der Wald in Mitteleuropa einen jährlichen Vorratszuwachs, was auch für die nächsten Generationen eine gesicherte Holzverfügbarkeit bedeutet. Gleichzeitig schaffen wir Voraussetzungen für Rundholztransporte über längere Distanzen, etwa durch den eigenen Gleisanschluss in Lauterbach, um bei Kalamitäten rasch zur nötigen Aufarbeitung des Schadholzes beitragen zu können. Für den Schritt nach Finnland Ende 2022 sprachen die Topqualität und Verfügbarkeit des nordischen Rohstoffs sowie der kalkulierbare Rundholzpreis. 

Wie läuft die Zusammenarbeit mit den neuen Partnern im Norden? 

Michael Pfeifer: Derzeit arbeiten wir intensiv an der Integration unserer neuen finnischen Standorte in den Unternehmenskosmos Pfeifer. Wir freuen uns, unseren Kunden ein erweitertes Produktsortiment anbieten zu können. Auf Basis des hochwertigen Rohmaterials produzieren die finnischen Standorte neben Schnittholz und Brettschichtholz auch kesseldruckimprägnierte Hölzer, Profilholz, Terrassenböden sowie Tiereinstreu. Dadurch sind wir jetzt noch breiter aufgestellt und können Kunden noch besser bedienen beziehungsweise neue Märkte erschließen. In der Pfeifer-Gruppe haben wir nun eine Schnittholz-Produktionskapazität von 3 Mio. m³, was uns zur drittgrößten Sägewerksgruppe Europas macht und weltweit auf Platz 10 rückt. Ich sehe in Finnland zudem großes Potenzial für die Herstellung von Weiterverarbeitungsprodukten.

Gibt es weitere Pläne zur Expansion?

Michael Pfeifer: Für die Branche gesprochen, rechne ich mit weiteren Übernahmen in Skandinavien. Auch die USA werden von mitteleuropäischen Holzindustrien genau beobachtet und könnten attraktive Möglichkeiten bieten. In Bezug auf Pfeifer: Wachstum mit Weitblick ist ein Kernelement unserer Strategie und Pölkky wird nicht unsere letzte Übernahme gewesen sein. Um den Erfolg der Pfeifer-Gruppe zu sichern, setzen wir auf Effizienzsteigerung in allen Unternehmensbereichen, verstärkte Internationalisierung und – bei idealen Rahmenbedingungen – auch auf weitere Expansion. Aktuell möchten wir unseren internationalen Vertrieb ausbauen und suchen dafür geeignete Partner. 

Hat sich die Situation im Bereich Logistik entspannt?

Michael Pfeifer: Die durch Corona verschärften Herausforderungen sind immer noch präsent. Die Logistik hat sich für uns vom Kosten- zum Engpassfaktor entwickelt. Auf die Unsicherheiten in der Logistikbranche versuchen wir mit der Einführung von Logistikcontrolling und Optimierung unseres internen Transportnetzes zu reagieren. Die Volatilität auf dem Güterverkehrsmarkt sorgt dafür, dass trotz hoher Kosten für die Transporteure derzeit niedrige Raten erzielt werden können.Bei der angestrebten Verlagerung von Transporten auf die Schiene kämpfen wir mit gestiegenen Kosten und fehlenden Schienenkapazitäten. Die Frachtraten für Container sinken weiter und die Situation in den Häfen entspannt sich. 

Wie managt Pfeifer das Thema Nachhaltigkeit?

Michael Pfeifer: Ökologische Nachhaltigkeit wird für die Gestaltung einer erfolgreichen Zukunft von Pfeifer ein sehr wichtiger Baustein sein. Wir fordern bereits in allen Unternehmensbereichen und -abläufen verstärkt ökologisch nachhaltiges Handeln ein. Wir haben dies als festen Bestandteil der Verantwortung jeder Führungskraft verankert. Darüber hinaus sind alle Mitarbeitenden aufgefordert, ökologische Nachhaltigkeit im Unternehmen aktiv voranzutreiben und in diesem Zusammenhang getroffene Maßnahmen mitzutragen. Um unsere Bestrebungen für Kunden und Partner sichtbar zu machen, durchläuft Pfeifer derzeit freiwillig den Zertifizierungsprozess bei EcoVadis, um Transparenz in Sachen Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility zu schaffen. 

Und welchen Stellenwert hat Innovation?

Michael Pfeifer: Wir bei Pfeifer machen uns ständig Gedanken über die Wettbewerbsfähigkeit unserer Produkte, aber ebenso über das riesige Potenzial von Holz als Rohstoff und CO2-Speicher. An unserem Innovation Hub in Innsbruck beschäftigen wir uns ausschließlich damit, den Puls der Zeit zu erkennen beziehungsweise vorwegzunehmen. So beobachten wir, etwa im Bereich der Forschung, wo relevante Technologien entwickelt werden, und versuchen, dabei den Transfer in unsere Welt als Industrieunternehmen immer mitzudenken. Gleichzeitig suchen wir dezidiert nach Start-ups, bewerten diese und tätigen gegebenenfalls ein Investment beziehungsweise gehen eine Kooperation ein. Als Brücke ins Unternehmen fungiert das hybride Innovationsteam, bestehend aus Pfeifer-Mitarbeitenden, die alle Prozesse in den Projekten begleiten und neues Wissen mit in ihre Arbeit nehmen. So nimmt die Vision eines Timber Valley immer mehr Form an. 

Innovatives Holzbauprojekt in Prag

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Für das Projekt Arcus City in Prag liefert Pfeifer rund 1000 m³ CLT – die Fertigstellung ist Ende 2024 geplant © Studio Horak

Im florierenden Prager Stadtteil Stodulky entwickelt UBM Development Tschechiens erste nachhaltige Appartementhäuser in Holzbauweise. Als Teil des Wohnkomplexes „Arcus City“ entstehen 62 Wohneinheiten, deren Holzkonstruktion das österreichische Unternehmen Elk Bau produziert. 

Das CLT für „Timber Praha“ stammt von Pfeifer. Ingesamt liefert Pfeifer 35 Lkw-Ladungen mit 1000 m3 massiven CLT-Paneelen für die tragenden Innenwände und Decken an die Elk Bau. Baubeginn war im Juni. Die Fertigstellung ist Ende 2024 geplant. Claus Greber, Leiter der Sparte Holzbau bei Pfeifer, freut sich über die tragende Rolle bei diesem Leuchtturmprojekt: „Innerhalb weniger Jahre nach Eintritt in den CLT-Markt konnten wir uns als verlässlicher Partner für Holzbauvorhaben in ganz Europa etablieren. Großprojekte wie dieses zeigen, dass CLT auch und vor allem im urbanen Raum der Baustoff der Zukunft ist.“

Pfeifer Group

Gegründet: 1948

Hauptsitz: Imst

Standorte: Imst/AT, Kundl/AT, Lauterbach/DE, Unterbernbach/DE, Uelzen/DE, Schlitz/DE, Trhanov/CZ, Chanovice/CZ, Kuusamo/FI, Kajaani/FI, Taivalkoski/FI, Kitka/FI, Oulu/FI

Geschäftsführer: Michael Pfeifer (CEO), Ewald Franzoi (CFO), Clemens Pfeifer (CTO), Alexander Kainer (COO)

Mitarbeiter: rund 2600

Produkte: Schnittholz (rund 3 Mio. m³/J), Brettschichtholz (170.000 m³/J), Brettsperrholz (100.000 m³/J), Massivholzplatten (3,3 Mio. m²/J), Schalungsplatten (7 Mio. m²/J), Schalungsträger (7 Mio. lfm/J), Palettenklötze (700.000 m³/J), Pellets (620.000 t/J), Briketts (25.000 t/J)